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Volltext: Hohe Warte - Illustrierte Halbmonatsschrift zur Pflege der künstlerischen Bildung und der städtischen Kultur, 2. Jahrgang 1905/06

ERKLÄRUNG. 
D ieses Heft als Sondernummer RUDOLF VON 
ALT soll allein dem Andenken des Künstlers 
gewidmet sein. Darum wurden alle unsere 
laufenden Angelegenheiten für das nächste Heft zurück' 
gestellt; die Alt-Nummer soll für sich ein geschlossenes 
Ganzes sein. Unsere Freunde und Leser werden uns Dank 
dafür wissen. Sie seien daran erinnert, daß im Kunst- 
salon Miethke, Wien, I. Graben 17, eine große Nachlaß- 
ausstellung des Künstlers während des ganzen Monats 
Jänner 1906 zu sehen ist, und daß anfangs Februar eine 
Auktion des Nachlasses in demselben Lokale stattfindet. 
Dieses Heft enthält eine Würdigung des Künstlers und 
zwölf Blätter mit vierzehn Bildern nach Werken des 
verewigten Meisters. 
In der hier eingehaltenen Reihenfolge sind es: 
Kunstblatt 3: Architektur Studien, Triest, Bleistiftzeichn. 
„ 4: Der Neue Markt, Wien, „ 
„ 5: Haus in Bruck a. d. Mur, „ 
„ 6: Casa piccola u.Josefsplatz,Wien, „ 
„ 7: Schönbrunn u. Michaeler- 
platz, Wien, „ 
„ 8: Alter Frachtwagen, „ 
„ 9: Alter Hof, Wien, „ 
„ 10: Votivkirche, Wien, Aquarell 
„ ii: St. Peter, Wien, „ 
„ 12: Salzburg vom Mönchsberg, „ 
„ 13: Altes Haus in Luzern, „ 
„ 14: Platz in Gastein, „ 
Auch die Hohe Warte-Notizen am Ende dieses Heftes 
verdienen Beachtung. 
Den unterbrochenen Faden mit dem vorigen Heft wieder 
aufzunehmen, halten wir es für nötig, den Inhalt des 
nächsten Heftes (Nr. 7) hier anzukündigen. 
Das nächste Heft (Nr. 7) wird der Hauptsache 
nach enthalten: Volkswirtschaft des Talentes. 
Amerikanische Möbel immer). Edle 
Plastik steinzeug). Polnische Bauern^ 
Stickereien. Künstlerische Reform^ 
trachten. Haus und Garten. Verschiedene Kultur 
angelegenheit und eine Musikbeilage mit 
seltenen Liedern aus dem XIV. und XV. Jahr 
hundert. 
Rudolf von Alt. 
M an hat Alt mit Menzel verglichen — — — 
es mag in einigen Zügen seine Richtigkeit 
haben ... Auch Alt war eine „kleine Exzel 
lenz“ in der Kunst, mit Menzel vergleichbar nicht 
bloß im Hinblick auf den Altersrang. Dieselbe Ob 
jektivität, dieselbe Einseitigkeit, mit dem Unter 
schied, daß Alt ein beträchtliches einseitiger war; die 
selbe Unermüdlichkeit und Schaffenslust, die beide 
jung erhielt bis ans Ende eines kanonischen Alters; 
derselbe sprichwörtlich gewordene [Bienenfleiß des ge- 
bornen Arbeitsmenschen, dem beide den größten Teil 
ihres Genies verdanken. Für Alt ist die Anekdote 
bezeichnend, die von ihm erzählt, daß er gelegentlich 
des Besuches bei einer befreundeten Familie auf dem 
Lande, als die Hausfrau beim Abschied meinte, es sei 
doch schade, daß der Tag so verregnet gewesen, gesagt 
habe: „Aber ich bitt’ Sie, gnädige Frau, ich bin froh, 
daß es so ist, sonst müßte ich mir doch den Vorwurf 
machen, einen ganzen Tag lang nichts gearbeitet zu 
haben.“ Wenn es von Menzel heißt, daß er sogar im 
Schlafwagen, während der Badekur und auf der Prome 
nade das Zeichnen nicht lassen konnte, so muß man 
von Alt sagen, daß er sich selbst im Krankenbett keine 
Ruhe gönnte. Aufsitzend, das Malbrett vor sich, zielte 
er mit dem Pinsel in der zitternden Hand — bums! 
da saß das Farbenpünktchen just am rechten Platze, 
Die ausgesprochene Einseitigkeit ist bei Alt ebenso 
wie bei Menzel nicht anders als im Sinne einer Tugend 
zu verstehen, als einer weisen Erkenntnis der Grenzen 
des eigenen Genies und als einer strengen künstlerischen 
Selbstzucht; auch Alt zeigt sich als Meister in der 
Beschränkung, der keine Entwicklung in der Zickzack-
	        
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