versuchen, drlngendste Arbeiten abzulietern. Das tut mir
an sidi sehr leid, aber icti hoffe, daß sich bald andere
Faistauer-Mäglidwkeiten bieten werden. Seine Kartons in-
teressieren mich iedenfalls sehr stark, und ich will alles
daransetzen, bald zu einer Zusammenarbeit init ihm zu
kommen. In diesem Sinne schreibe ich ihm auch gleichzeitig.
2 Erster Kontakt. Brief G. H. an Anton Faistauer
(A. F.) in Wien vom 23. Dezember 1927:
Bei Herrn Dr. Hoff, der seit langen Jahren die Be-
strebungen unserer Werkstätten freundlich und tatkräftig
unterstützt, sah der Unterzeidinete in voriger Woche
Ihre Kartons zu Glasmalereien, die ihn sa stark inter-
essiert haben, daß er um deren leihweise Überlassung
zu gründlicherem studiuni bat.
Jetzt hängen die Zeichnungen hier bei uns, und wir
möchten Ihnen zunächst einmal sagen, daß wir außer-
ordentlich freudig überrasdit sind über diese Arbeiten,
die unseres Erachtens stärker als alles, was wir sonst
zu machen Gelegenheit haben, den „Geist der Gotik"
atmen. Wir würden es lebhaft begrüßen, wenn wir recht
bald Gelegenheit zu einer zusirininenerbeit mit lhnen
fanden, und wir würden unsererseits iedenfalls gern
beiinihi sein, mit allen Kräften nddi einer derartigen
Gelegenheit zu suchen.
Ihre Kunst kenne ich seit langen Jahren, ahne daß wir
wußten, daß Sie auch auf unserem Gebiet bereits tätig
waren.
Sind diese Kartons für einen besonderen Zweck gefertigt?
Und von anderer Seite bereits ausgeführt?
Wenn letzteres nicht der Fall sein sollte, fra an wir an,
ob Sie damit einverstanden sein werden, da wir mög-
lichst nach zu der Gesamfausstellun Ihrer Arbeiten in
Duisburg die dreitelli e Gru pe der nbetung der Könige
und der l-lirlen ausfüghren. Äurh ahne daß wir Gele en-
heit haben, uns vorher mündlich mit lhnen über hre
speziellen künstlerisdien und technischen Wünsche zu un-
terhalten, möchten wir glauben, daß es uns gelingt, auf
Grund dieser Kartons Fenster zu schaffen, die auch Sie
voll und ganz befriedigen werden.
Allerdings müliten wir Sie urn nisgiidist postwendenden
Bescheid bitten, damit wir riocti rechtzeitig fertig werden
können.
Wir würden die Ausführung des oben gendnnten Teil-
aussdinittes Ihrer Fenster zunächst selbstverständlich voll-
kommen auf unser Risiko übernehmen. Sollte sich spälerhin
eine Verkaufsmöglidikeit ergeben, so indditen wir Vor-
sdilagen, daß lhnen 33V: Prozent des van uns zu er-
zielenden Preises als lhr Honorar zufallen.
3 Erste Bedenken. Brief G. H. an Direktor August
Hoff in Duisburg vom 23. Dezember 1927:
ini Ansdiluß en unseren gestrigen Brief senden wir lhnen
beifolgend den Durdisdilag unseres heutigen Schreibens
an Faistauer, das Sie jedenfalls auch interessieren und
freuen wird. Haffentlidi bekommen wir umgehend guten
Besdieid. Wenn iene Fenster, wds wir ndsh dein Zustand
der KCIrtonS allerdings kaum trir rnbglidt halten, schon
anderweitig ausgeführt wurden, so würde eine Wieder-
lialung durch uns nidit gut indglidi sein, weil wir damit
dem betreffenden Kollegen zu sehr ins Gehege kämen
und wir Reibungen gern vermeiden möchten.
4 Erste Antwort des Künstlers. Brief A. F. an G. H.
in Berlin vom 12. Jänner 1928;
Es tut mir selir Ieid dass meine Antwort so viel zu spät
kommt. lhr Brief ist in der Wohnung eines Freundes
14 Tage gelegen bis er von seinem Weihnachtsurlaub
zurückkam. Ich nehme an dass Sie mit der Ausführung
des Glasfensters nicht gewartet haben und das Fenster
schon auf der Ausstellung ist. Ich bin mit Ihrem Var-
schlai einverstanden. Sie schreiben mir aber vorher
wie och der Verkaufspreis des Fensters angesetzt ist.
Die Entwürfe bleiben mein Eigentum. Ich habe dieses
Fenster einmal auf Wunsch des Professor Reinhardt als
Domfenster für das Mirakel. Die Legende ist auf Glas
umkamponiert aus meinen Fresken für eine Kirdie in der
Umgebung von Salzburg. Das ist mein erstes Glasbild.
ldi würde weitere Arbeiten wohl ebenso stren aber im
Rahmenwerk nicht so gotisierend machen, was iesmal im
Auftrag lag.
Ich freue midi dass lhnen diese Arbeit gefällt und würde
entzückt sein wenn ein Zuseiiintendrbeiten möglich und
erfolgreich wäre.
Meine Ausstellung geht VON Duisbur nddt Bochum dann
nach Barmen und Cäln und Leipzig. Also lrdninit lhr
Fenster immer nach recht.
5 Erster Arbeitsbericht. Brief G. H. an A. F. in
Wien vom 3. Februar 1928:
Sdiade dass Ihre Antwort so spät irdin. Für die Düssel-
darfer Ausstellung ist es nun niit dem Fenster zu spät
geworden.
unsere Werkstätten haben die Anbetung der heiligen
drei Konige dls Probe inzwisdien sbtdrt in An riff genom-
men und die Scheiben werden in etwa 14 agen fertig
sein. Für die iiddiuiner Ausstellung ist sie dann leider
auch zu spät. In Barmen, Köln und Leipzig irennteii diese
aber nddi gezeigt werden, eilerdings eber vorausgesetzt,
dass dort geei _nete Fensterfläctien zur Verfügung stehen.
Bitte lassen ie uns doch nach wissen, in welchen
Räumen die Ausstellungen stattfinden seilen. Hoffentlich
findet sich bald Gelegenheit zu positiver Zusammenarbeit.
In nactister Zelt erwarten wir hier den Besuch des Herrn
Professor Klemens H o I z m e i s t e r, von dem wir an-
nehmen, dass er sich auch fiir Ihre Fenster stark inter-
essieren wird.
Wir werden eine gute Aurnehrne machen
lassen und
lhnen zusenden.
6 Vorschlag wegen Ausstellung des Fensters. Brief
von A. . an G. H. in Berlin vom 5. Februar
1925:
Meine Ausstellung in Barmen, Cöln u. Lei zlg sind ie-
weils in den Kunstvereinen. Cöln im April. s ist sriiede,
dass die Fenster nicht früher fertiggestellt werden
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der Staffelei. Der unteizeldinete hat sich} eber noch
immer nicht dazu entschließen können, sie ins Feuer zu
geben, weil er in einem Punkte Hemmungen hat, über
die er lhnen eben sctinell berichten will. _
Sie erhalten init gleicher Post die zeidinung der initiieren
Gru pe und sehen daraus, dass Sie s. Zt. _bei dem
KebF des Chrislitskindes auf iede Kontur verzichtet ha-
ben. Bei der roBen dekorativen Wirkung, die init ienen
Zeichnungen amals erstrebt war, hette diese Verein-
fachung keinerlei Bedeutung. Jetzt, wci dieses Feld doch
mehr als ein kleines Kabinettstüdc für sich entsteht,
erscheint niir das Fehlen der Zeidtnung dddi dis ei_ne
Schwäche; zum mindesten als eine unnötige Verein-
fachung, die vor allem bei den beschauenden Geist-
lidien mäglictier- und überflüssigerweise eine Verstim-
mung auslösen könnte.
Dürfen wir Sie da bitten, wenn Sie obenstehenden Aus-
führungen beipflichten, die Zeichnung in diesem _Sinne
zu ergänzen und baldmöglichst an uns zurückzuschickent
Die Felder sehen ganz entzückend aus und finden bei
vielen Besuchern unserer Werkstätten immer wieder großes
Interesse.
N. S. Nachträglich überlegen wir uns, dass es aus posta-
lischen Gründen einfacher ist, wenn wir lhnen die ent-
sprechenden Teile Ihrer Zeichnung eben nur schnell
abpausen. Für Ihre Orientierung wird das vollkommenge-
nügen, und wir bitten Sie, auf dieser Pause die wenigen
Linien des Gesichtes evtl. einzufügen.
B Antwort A. F. aus München. Brief A. F. an G. H.
vom 2. März 1928:
Es tut mir herzlich leid. seit a Wochen male ich hier ein
Bildnis vom Kronprinzen Rupprecht, und Ihr Brief blieb in
Wien liegen.
Dds ist sehr drgerlirh.
isti nehme an, daß sie auf eigene Faust gehandelt haben.
Fells sie das Fenster nicht nach nilsseldnrt schicken, habe
idi ineine Ausstellung in Köln ein 1ten Aprill. _
Ich bitte vielmals für die Verzögerung uni Entsdiuldigung.
9 Anfrage A. F. über Fortgang der Arbeit. Brief
A. F. an G. H. in Berlin vom 13. September 1928:
lrii habe Sie im Frühiahr schon gebeten mir die Glas-
fensterentwürfe nedi Cöln bzw. Leipzig zu senden. lrh
Iiabe dbrgut keine Antwort empfangen. Wollen Sie_die
aiite haben mir die Karton nun nach Wien I. Biber-
strdee 2 zu senden. Dieses ist ineine neue Dauer-
adresse.
Ich habe nur mehr von lhnen gehört, dass Sie einen Teil
des Fensters init gulern Erfolg fertiggestellt haben. Was
ist nun deniit gesdiehenz Wurde es dusgesteliti
leh bitte urn ein beei Zeilen.
10 Erste Erwähnung einer Ausstellung. Brief der
Berliner Werkstätte an A. F. in Wien vom
15. September 1928:
Entschuldigen Sie, wenn Sie inzwischen nichts von uns
gehört haben. Nachdem die rechtzeitige Fertigstellung zu
Ihrer Ausstellung nidit möglich war, und wir danach
einen mehr sctiarfen Arbeitssammer hatten, haben wir die
Felder erst ietzt wieder vorgenommen und wollen sie
Anteng Oktober gelegentlich der graBen iegung riir
Christliche Kunst, die in Berlin stattfindet, zum ersten Mal
in einer Werkstatt-Ausstellung zeigen.
Unser Herr Heinersdorff ist zurzeit verreist und
wir lhnen nach seiner Rückkehr näheres berichten.
II Bestätigung über die Ausstellung des Fensters.
Bäeaf G. H. an A. F. in Wien vom 31. Oktobel
Von Ha rtberg hören wir zu unserer Freude, dass er
demnächst eine Ausstellung Ihrer neueren Bilder veran-
stattet.
Sind Sie damit einverstanden, dass wir bei der Gelegen-
heit auch einen Ausschnitt aus dem Fenster zeigen, das
wir nach Ihrer Zeichnung ausgeführt haben? Es wäre
dafür in der Eingangstür ein recht geeigneter Fldtz.
Das Fenster zeigten wir zum ersten Mal weiteren Kreisen
gelegentlich der To urig der Deutschen Gesellschaft für
Christliche Kunst. ie Arbeit fand all emein großes
Interesse und Anerkennung. Vielleidit hat I nen auch Herr
Professor H o I z ni e i s t e r von seinem Eindrudt be-
richtet.
wir nehmen en, ddss Sie gelegentlich der Ausstellung
Ihrer Arbeiten audi selbst nadi Berlin kommen und laden
Sie sdian heute zu einem Besuch in unseren Werkstätten
ein.
12 Bitte um Rüdrsendun des Glasfensterentwur-
flensbBrief A. F. an G. . in Berlin vom 27. März
In selzburg ist diesen sdinnier eine kleinere religiöse
Ausstellung. Ich riiuss niidi daran beteiligen und bitte sie
mir meinen Glasfertsterentwurf zusenden.
Vielleicht könnte nidn dudi lhr eusgetrihrtes
deteil ausstellen.
Den Entwurf bitte lCh mir eii ineine Wiener Adresse I.
BiberstraBe in einer starken Papprolle zu senden.
I3 Letzter Kontakt. Brief G. H. an A. F. in Wien
vom 10. April 1929:
Vielen Dank für Ihren freundlichen Brief vom 27. III. Der
Entwurf zu Ihrem Fenster geht mit gleicher Post wie ge-
wünscht an lhre neue Wiener Adresse.
An sich würden wir bei der geplanten Ausstellung gern
ein Detail des fertigen Fensters zeigen. Voraussetzung da-
trir wäre allerdings, dess wirklich ein genz geeigneter
Platz vorhanden ist, und dass die Ausstellungs-Leitung für
eine sachgemäße Behandlung gerdntiert.
Es ist schade, daB sidi nach immer keine Aufgabe zu
einer Zusammenarbeit gefunden hat. Wenn Sie bei
oesterreichischen Architekten besonders Interesse finden,
wären unsere Werkstätten bereit bezgl. der Preisstellung
ganz besonders entgegen zu kommen, urn einen derarti-
gen Versuch überhaupt ermöglidien.
Fenster-
Ü Unser Aulor:
Wirkl. Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrczek
Direktor des Usierreichischen Museums
für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5