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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 122)

PQ Kunstmarkt 
2. Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse 
Die zweite Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse 
war wieder ein Erfolg, wie aus den gesteigerten 
Besucher- und Umsatzzahlen hervorgeht. Auf allen 
Ständen war im Vergleich zum Vorjahr eine noch 
weiter verbesserte Qualität zu verzeichnen. An 
schönsten Obiekten hebt der Rezensent subiektiv 
hervor: eine Kommode des preußischen Ebenisten 
Spindler, einen kurmainzisrJien Schreibschrank aus 
der Kollektion Rothschild, eine großformatige Land- 
schaft Emil Jakob Schindlers, eine Holzfigur der 
Maria Loctans aus Frankreich, einen Wiener Silber- 
krug des 16. Jahrhunderts. Daneben gab es noch 
mancherlei andere eines „Oscars" würdige Obiekte. 
Problematisch bleibt die starre Schranke „vor 
1830" für das Ausstellungsgut. Die Begrenzung des 
Antiquitätsbegriffes wird heute in den meisten 
Ländern elastischer durch den Begriff „mehr als 
100 Jahre alt" gehandhabt. Damit würde gerechter- 
weise das 8. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts er- 
reicht werden. Damit wäre auch die Begriffsgleich- 
heit mit unserem Zollgesetz (Tarif Nr. 9906) er- 
reicht. Für Spezialisten des Jugendstils könnte - 
wie auf der Messe 1971 - die anschließende 
Periode der Art nouveau einbezogen werden. Als 
weiteres Problem erheben wir die Frage, ob der 
ietzige Ausstellerstand und Ausstellungsumfang als 
„Numerus Clausus" und als eine Art Schranke gegen 
die Teilnehmerwünsche anderer befähigter Firmen 
aus Wien und den Bundesländern aufgefaßt werden 
könnte. Wir sind gespannt, wie die Messe 1973, der 
wir schon heute wieder besten Erfolg wünschen, 
aussehen wird. 
Abschließend sei nochmals betont, daß die Leistung 
insgesamt imponierend war, und daß sich dieser 
Berufszweig mit der hervorragend organisierten 
Messe 1972 eindeutig manifestiert hat und seinen 
Rang im öffentlichen Leben bewußt einnimmt. r 
13. Schweizerische Kunst- und 
Antiquitätenmesse erstmals in Basel 
Belebend auf den Geschäftsgang dürfte sich der 
Positionswechsel von Bern nach Basel ausgewirkt 
haben. Feststellbar eine Ausweitung in alle Stil- 
epochen, ein breiteres Angebot und Nachfrage und 
neue Publikumsschichten vor allem aus Deutschland 
und Frankreich. Also auch begrüßenswerte Erfolge 
der eidgenössischen Kunsthändlerschaft. In Zahlen: 
42 Aussteller, Ausstellungsgut im Wert von ca. 
15,000.000 sfr und mehr als 23.000 Besucher. 
L1 
50 Jahre Wiener Kunsthandel 
im Spiegel der Firma Blasius Fornach 
Wenn wir heute dem angesehenen Nestor des 
österreichischen Kunst- und Antiquitätenhandels, 
Herrn Komm-Rat Blasius Fornach, und seiner 
Gattin lrene Fornach zum 50iährigen Jubiläum 
gratulieren, soll dieser Anlaß - über iede formale 
Aussage hinaus - mit einem besonderen Akzent 
kommentiert werden. 
Das Kunsthändlerleben der Fornachs in den Jahren 
zwischen 1922 und 1972 vollzog sich schicksalhaft 
vor der kulturgeschichtlichen Bühne eines neuen, 
kleineren Österreich, das erst langsam und unter 
schmerzlichen Erschütterungen seine innere Formung 
fand. 
ln ienem Moment des Zusammenbruchs der alten 
Ordnungen in Zentral- und Osteuropa kam dem 
Handel mit alter Kunst als Bewahrer und Vermittler 
eines ungeheuren Erbes eine bedeutende Rolle zu. 
Es wundert daher nicht, daß nach dem ersten 
Weltkrieg iunge Begabungen wie Blasius und lrene 
Fornach („lch war kaufmännischer Prokurist, 
meine Frau und ich arbeiteten mehrere Jahre im 
Auktionshaus Schidlof"), von solcher Aufgabe 
fasziniert, sich diesem Metier zuwandten. 
Die prosperierenden zwanziger Jahre brachten 
in Wien eine Reihe bedeutender Kunsthondels- 
firmen hervor. Nomen wie Pollak und Winternitz, 
(Fortsetzung s. S. 49, 51) 
46 
Gesehen im Kunsthandel: 
1 Skulptur von Johann Peter Schwanthaler d. Ä. 
Um 1750. Buchenholz, ungefaßt, H 44 cm. 
Ehemals Sammlung Dr. Kieslinger, Wien. 
Antiquitäten Herbert Asenbaum, Wien 1, 
Kärntnerstraße 28. 
2 Teekanne, Meißen, um 1725; mit Hausrnaler- 
dekor, wohl von Bottengruber. 
Antiquitäten Czeslaw Bednarczky, Wien 1, 
Dorotheergasse 12. 
Christus und Petrus aus einer Olberggruppe. 
Österreich, um 1500. Terrakotta, ungefaßt. 
H: Christus 103 cm, Petrus 86 cm. 
Reinhold Hofstätter, Kunst und Kunstgewerbe, 
Wien 1, Bräuerstroße 12 und Dorotheergasse 15. 
5 Weiß-Porzellangruppe Leda mit dem Schwan, 
Neapel, 18. Jahrhundert; mit etwas späterer 
französischer Branzemantierung, H 22 crn. 
Galerie Führich, Burgmüller KG, Wien 1, 
Führichgasse 6. 
6 Hendrick Verschuring (1627-1690). Sign.+dat. 1663. 
Galerie Erich Kuhn, Antiquitäten, 
Wien 1, Dorotheergasse 12. 
7 Johann Josef Mildner, Flasche aus einem 
Reiseservice mit Zwischengoldmedaillon. 
Wolfgang A. Siedler, Wiener Kunstsalon, 
Wien 1, Spiegelgasse 3. 
S Allegorie der Geographie aus einer Kloster- 
bibliothek, 1730. Lindenholz. 
Antiquitäten A. u. G. Tripold, 
Salzburg, Giselakai 15. 
9 Doppelflakon,18.Jahrhundert,vermutl. 
Frankreich. 
Kupfer-Email, bunt bemalt, H 9,3 crn. 
Walter Prause, Antiquitäten, Kunstgewerbe, 
Innsbruck, Sparkassenpassage. 
3,4 
Auktionen 
Dorotheum, Wien 
596. Kunstauktion, 6.-9. Juni 1972 
10 Leonardo Coccoronte (Neapel, um 1690 - nach 
1744). Rettung der Schiffbrüchigen, 
monogrammiert L C. U1 auf Leinwand auf Holz, 
66 x 78,5 cm (Kot-Nr. 23). 
Taxe: S 30.000.- 
11 Anton Faistauer (1887-1930) 
Mädchenkopf. Lithographie, handaquarelliert 
und sign., aus „Die vier Lithografien" 
(KaL-Nr. 334). 
Taxe: S 4000.- 
Neumeister KG, vorm. Weinmüller, München 
140. Auktion, 3. + 4. Mai 1972 
12 Deckelpokal von Georg Schwanhardt d. Ä., 
Nürnberg, 17. Jahrhundert (Kot.-Nr. 115). 
Meistbot: DM 28.000.- 
Galerie Koller, Zürich 
27. Auktion, 26.Mai bis 10.Juni 1972 
13 Eisenuhr, Schweiz, um 1620 (Kat.-Nr. 3465). 
Taxe: sfr 18.000.- 
Kunsthaus Lempertz, Köln 
Auktion vom 27. April 1972 
14 Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938). 
Eishockeyspieler. 
Lavierte Federzeichnung auf Sdireibpapier; 
Rüdßeite: stehender weiblicher Akt (Feder), 
29,7 x 20,8 cm (Kot.-Nr. 489). 
Taxe: DM 1900.- 
Sotheby, London 
Auktion vom 19. April 1972 
15 Francesco Guardi, lnterieur des Ridotto, 
Venedig (frühes Werk des Künstlers vor dem 
Brand 1746), 76 x 106 cm. Kollektionen: Villa 
Algarotti; Rothschild-Sammlung, Wien 
(Kot.-Nr. 17). 
Erlös: i 32.000.- 
Christie's, London 
Auktion vom 26. April 1972 
16 Schreibzeug Georgs ll., Silber vergoldet, 
länglich, 362 mm (Kot.-Nr. 54). 
Erlös: f 2400.- 
Bildfolge 1-16 
 
 
13
	        
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