PQ Kunstmarkt
2. Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse
Die zweite Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse
war wieder ein Erfolg, wie aus den gesteigerten
Besucher- und Umsatzzahlen hervorgeht. Auf allen
Ständen war im Vergleich zum Vorjahr eine noch
weiter verbesserte Qualität zu verzeichnen. An
schönsten Obiekten hebt der Rezensent subiektiv
hervor: eine Kommode des preußischen Ebenisten
Spindler, einen kurmainzisrJien Schreibschrank aus
der Kollektion Rothschild, eine großformatige Land-
schaft Emil Jakob Schindlers, eine Holzfigur der
Maria Loctans aus Frankreich, einen Wiener Silber-
krug des 16. Jahrhunderts. Daneben gab es noch
mancherlei andere eines „Oscars" würdige Obiekte.
Problematisch bleibt die starre Schranke „vor
1830" für das Ausstellungsgut. Die Begrenzung des
Antiquitätsbegriffes wird heute in den meisten
Ländern elastischer durch den Begriff „mehr als
100 Jahre alt" gehandhabt. Damit würde gerechter-
weise das 8. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts er-
reicht werden. Damit wäre auch die Begriffsgleich-
heit mit unserem Zollgesetz (Tarif Nr. 9906) er-
reicht. Für Spezialisten des Jugendstils könnte -
wie auf der Messe 1971 - die anschließende
Periode der Art nouveau einbezogen werden. Als
weiteres Problem erheben wir die Frage, ob der
ietzige Ausstellerstand und Ausstellungsumfang als
„Numerus Clausus" und als eine Art Schranke gegen
die Teilnehmerwünsche anderer befähigter Firmen
aus Wien und den Bundesländern aufgefaßt werden
könnte. Wir sind gespannt, wie die Messe 1973, der
wir schon heute wieder besten Erfolg wünschen,
aussehen wird.
Abschließend sei nochmals betont, daß die Leistung
insgesamt imponierend war, und daß sich dieser
Berufszweig mit der hervorragend organisierten
Messe 1972 eindeutig manifestiert hat und seinen
Rang im öffentlichen Leben bewußt einnimmt. r
13. Schweizerische Kunst- und
Antiquitätenmesse erstmals in Basel
Belebend auf den Geschäftsgang dürfte sich der
Positionswechsel von Bern nach Basel ausgewirkt
haben. Feststellbar eine Ausweitung in alle Stil-
epochen, ein breiteres Angebot und Nachfrage und
neue Publikumsschichten vor allem aus Deutschland
und Frankreich. Also auch begrüßenswerte Erfolge
der eidgenössischen Kunsthändlerschaft. In Zahlen:
42 Aussteller, Ausstellungsgut im Wert von ca.
15,000.000 sfr und mehr als 23.000 Besucher.
L1
50 Jahre Wiener Kunsthandel
im Spiegel der Firma Blasius Fornach
Wenn wir heute dem angesehenen Nestor des
österreichischen Kunst- und Antiquitätenhandels,
Herrn Komm-Rat Blasius Fornach, und seiner
Gattin lrene Fornach zum 50iährigen Jubiläum
gratulieren, soll dieser Anlaß - über iede formale
Aussage hinaus - mit einem besonderen Akzent
kommentiert werden.
Das Kunsthändlerleben der Fornachs in den Jahren
zwischen 1922 und 1972 vollzog sich schicksalhaft
vor der kulturgeschichtlichen Bühne eines neuen,
kleineren Österreich, das erst langsam und unter
schmerzlichen Erschütterungen seine innere Formung
fand.
ln ienem Moment des Zusammenbruchs der alten
Ordnungen in Zentral- und Osteuropa kam dem
Handel mit alter Kunst als Bewahrer und Vermittler
eines ungeheuren Erbes eine bedeutende Rolle zu.
Es wundert daher nicht, daß nach dem ersten
Weltkrieg iunge Begabungen wie Blasius und lrene
Fornach („lch war kaufmännischer Prokurist,
meine Frau und ich arbeiteten mehrere Jahre im
Auktionshaus Schidlof"), von solcher Aufgabe
fasziniert, sich diesem Metier zuwandten.
Die prosperierenden zwanziger Jahre brachten
in Wien eine Reihe bedeutender Kunsthondels-
firmen hervor. Nomen wie Pollak und Winternitz,
(Fortsetzung s. S. 49, 51)
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Gesehen im Kunsthandel:
1 Skulptur von Johann Peter Schwanthaler d. Ä.
Um 1750. Buchenholz, ungefaßt, H 44 cm.
Ehemals Sammlung Dr. Kieslinger, Wien.
Antiquitäten Herbert Asenbaum, Wien 1,
Kärntnerstraße 28.
2 Teekanne, Meißen, um 1725; mit Hausrnaler-
dekor, wohl von Bottengruber.
Antiquitäten Czeslaw Bednarczky, Wien 1,
Dorotheergasse 12.
Christus und Petrus aus einer Olberggruppe.
Österreich, um 1500. Terrakotta, ungefaßt.
H: Christus 103 cm, Petrus 86 cm.
Reinhold Hofstätter, Kunst und Kunstgewerbe,
Wien 1, Bräuerstroße 12 und Dorotheergasse 15.
5 Weiß-Porzellangruppe Leda mit dem Schwan,
Neapel, 18. Jahrhundert; mit etwas späterer
französischer Branzemantierung, H 22 crn.
Galerie Führich, Burgmüller KG, Wien 1,
Führichgasse 6.
6 Hendrick Verschuring (1627-1690). Sign.+dat. 1663.
Galerie Erich Kuhn, Antiquitäten,
Wien 1, Dorotheergasse 12.
7 Johann Josef Mildner, Flasche aus einem
Reiseservice mit Zwischengoldmedaillon.
Wolfgang A. Siedler, Wiener Kunstsalon,
Wien 1, Spiegelgasse 3.
S Allegorie der Geographie aus einer Kloster-
bibliothek, 1730. Lindenholz.
Antiquitäten A. u. G. Tripold,
Salzburg, Giselakai 15.
9 Doppelflakon,18.Jahrhundert,vermutl.
Frankreich.
Kupfer-Email, bunt bemalt, H 9,3 crn.
Walter Prause, Antiquitäten, Kunstgewerbe,
Innsbruck, Sparkassenpassage.
3,4
Auktionen
Dorotheum, Wien
596. Kunstauktion, 6.-9. Juni 1972
10 Leonardo Coccoronte (Neapel, um 1690 - nach
1744). Rettung der Schiffbrüchigen,
monogrammiert L C. U1 auf Leinwand auf Holz,
66 x 78,5 cm (Kot-Nr. 23).
Taxe: S 30.000.-
11 Anton Faistauer (1887-1930)
Mädchenkopf. Lithographie, handaquarelliert
und sign., aus „Die vier Lithografien"
(KaL-Nr. 334).
Taxe: S 4000.-
Neumeister KG, vorm. Weinmüller, München
140. Auktion, 3. + 4. Mai 1972
12 Deckelpokal von Georg Schwanhardt d. Ä.,
Nürnberg, 17. Jahrhundert (Kot.-Nr. 115).
Meistbot: DM 28.000.-
Galerie Koller, Zürich
27. Auktion, 26.Mai bis 10.Juni 1972
13 Eisenuhr, Schweiz, um 1620 (Kat.-Nr. 3465).
Taxe: sfr 18.000.-
Kunsthaus Lempertz, Köln
Auktion vom 27. April 1972
14 Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938).
Eishockeyspieler.
Lavierte Federzeichnung auf Sdireibpapier;
Rüdßeite: stehender weiblicher Akt (Feder),
29,7 x 20,8 cm (Kot.-Nr. 489).
Taxe: DM 1900.-
Sotheby, London
Auktion vom 19. April 1972
15 Francesco Guardi, lnterieur des Ridotto,
Venedig (frühes Werk des Künstlers vor dem
Brand 1746), 76 x 106 cm. Kollektionen: Villa
Algarotti; Rothschild-Sammlung, Wien
(Kot.-Nr. 17).
Erlös: i 32.000.-
Christie's, London
Auktion vom 26. April 1972
16 Schreibzeug Georgs ll., Silber vergoldet,
länglich, 362 mm (Kot.-Nr. 54).
Erlös: f 2400.-
Bildfolge 1-16
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