kleiner Teil davon, z. B. Exempla der Elfenbein-
arbeiten von Angermair, Petel, Elhafen, Leoni
u. a., war bisher in der historischen Raumfolge
des Erdgeschosses ausgestellt gewesen. Bei der
Neueinrichtung ging man von der Überlegung
aus, die Konzentration aller barocken Elfenbeine
auf eine Fachsammlung zu vermeiden. Daher
verblieben in dem Maximilian I. (reg. 1597 bis
1651) gewidmeten Raum neben den in der Form
„modern" ansprechenden Drechselarbeiten des
Kurfürsten der berühmte Münzschrein und an-
dere Arbeiten Angermairs, Statuetten und Reliefs
von Georg Petel und deren Zeitgenossen, ieden-
falls Werke von höchstem Rang, desgleichen
im folgenden Henriette-Adelaide-Raum Reliefs
von PermoserL Die von Hans Robert Weihrauch
disponierte Neuaufstellung in zwei Räumen des
östlichen Obergeschosses bringt die etwa 200
Exponate zu optimaler Wirkung, wobei die Ver-
teilung auf einzelne Wand- und Freivitrinen eine
lockere, die Individualität des Einzelkunstwerks
betonende Aufstellung erlaubt (Abb. 21). In die
Rückwände der einheitlich mit rotem Stoff aus-
geschlagenen Wandvitrinen sind Reliefs z. T.
mit ihren alten vergoldeten Metallrahmen bündig
eingelassen und alternativ mit Statuetten rhyth-
misch frei gruppiert. Die dosierte seitliche Be-
leuchtung gibt der Elfenbeinplastik angemessen
weiche Modellierung. Der Beleuchtung der Frei-
vitrinen und einzelner großer Reliefs an den
Wänden dienen Deckenscheinwerfer. Es darf
nicht vergessen werden, daß zuvor Restaurator
Karl Weller in langwieriger, mühevoller Arbeit
die durch Krieg und Auslagerung entstandenen
Schäden behoben hat. Alle Vitrinen sind in den
Werkstätten des Museums angefertig worden.
Die meisten Bildwerke der Sammlung stammen
aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert, eben
aus iener Zeit, in der nach einer langen Periode
der Nichtbeachtung Elfenbein wegen seines war-
men, seidig schimmernden Tones als Material
für Skulpturen kleinen Maßstabs und für Drech-
selarbeiten - begehrte Sarnmelobiekte fürstli-
cher und patrizischer Kunstkammern - bevorzugt
wurde, bis es dann im Laufe des 18. Jahrhunderts
immer mehr gegenüber dem Porzellan zurück-
trat. Die meisten der bedeutenden deutschen
Elfenbeinschnitzer sind mit Werken vertreten,
daneben eine Reihe von Niederländern. Bemer-
kenswert ist der Anteil der aus Tirol stammen-
den Meister; Jakob Auer, Ignaz Elhafen, Johann
Georg Fux, Simon Troger, Joseph Teutschmann.
Für den künstlerischen Rang der Sammlung er-
scheint es wichtig, daß nicht die „Spezialisten in
Elfenbein", sondern iene Bildhauer, die auch in
Elfenbein gearbeitet haben, dominieren. Im Ge-
samtbestand übertrifft die Zahl der Obiekte
mit religiöser Thematik jene mit mythologischen
Darstellungen; in der Neuaufstellung haben
letztere ein größeres Gewicht. Für das Verständ-
nis der Eigenart der Münchner Sammlung ist
ihr historisches Wachstum aufschlußreich. Einen
Grundstock bildet die kurbayerische Sammlung,
u. a. mit den Arbeiten Christoph Angermairs
aus der Kunstkammer von Kurfürst Maximilian l.,
dann den Gruppen von Simon Troger. Aber erst
durch die berühmte, 1802 aus Mannheim nach
München verbrachte Düsseldorfer Elfenbein-
sammlung des Kurfürsten Johann Wilhelm (reg.
1690-1716), in die auch Neuburger Kunstkam-
merbestände überführt worden waren, mit Wer-
ken von Georg Petel, Ignaz Elhafen, Antonio
skulpturen, darunter die „bchlatende Scha
von Joh. Christoph Ludwig von Lücke (Abl:
Der Hauptbestand dieser Münchner Elfer
sammlung wurde 1866 dem Bayerischen
tionalmuseum überwiesen; eine kleinere A
freilich sehr bedeutsamer Stücke verwahr
Schatzkammer der Münchner Residenz.
Die Elfenbeinskulpturen des Bayerischen
tionalmuseums und des Residenzmuseum:
Rudolf Berliner in einem 1926 erschienene
talog wissenschaftlich bearbeiteti, eine bi
derungswürdige Leistung, beispielhaft ir
Akribie, mit der die Herkunft, der histo
Zusammenhang, die Ikonographie, die stilis
Einordnung iedes einzelnen Stückes _hie
forscht worden ist. Gewiß bleibt auch der
Katalog ein Produkt seiner Zeit, und es ist I
lich, daß das Fortschreiten der Forschung
schiedentlich zu neuen Ergebnissen geführ
Der komplexe Charakter der Münchner
beinsammlung bedingte eine gewisse Zurüi
tung bei Neuerwerbungen auf diesem G
Das Ziel kannte nur Ergänzung und Abrur
auf einzelnen Sektoren sein. So gelang es
aus der Sammlung Stroganoff, Leningrad
mythologische Reliefs von Dominikus Stain
zu ersteigern (Abb. 14). Einige bedeutsame
zugönge sind im letzten Jahrzehnt zu ver
nena; 1963 der frühe, monogrammierte
fixus von Georg Petel; 1966 das Endy
Relief von Balthasar Permoser (Abb. 20);
ein augsburgisches Georgsrelief des frühe
Jahrhunderts und 1969 drei Reliefs von F
van Bossuit, der bisher nicht in der Sam:
vertreten war (Abb. 11).
Das Gesicht einer Sammlung prägen 1
ihre großen, hervorstechenden Werke, ab:
Bestätigung ihres Ranges bedürfen sie
anderen Werke vielleicht mehr dekorativen
rakters, deren Eigenwert sich nicht best
laßt. Diese Möglichkeit des Vergleichen:
Abwügens bietet ein barocker Ordnung
entsprechendes Elfenbeinkabinett, wie es
mehr wiederhergestellt wurde. Die andere
lichkeit, Elfenbeinskulpturen mit Gemälden
belins auszustellen wie im Maximilian
kann sich gleichermaßen auf historische V
der berufen: In Düsseldorf waren die Arl
von Leoni und Elhafen in der Gemöldeg
plaziert, ebenso die Gruppen Trogers in Sc
heim.
Hier sollen nun einige wichtige Werke b:
chen werden, zumal sich bei Restaurierung
Neuaufstellung auch verschiedene wissens
Iiche Probleme ergeben haben. Christopl
germair (um 1580-1632), aus Weilheim gel
seit spätestens 1613 in München für MCIXII
tätig und ab 1621 sein Hofbildhauer, is
Vater der Münchner, der bayerischen Elfe:
plastik. Vor ihm läßt sich eine Produktio
diesem Gebiet nicht erkennen. Sein Schaff
untrennbar verbunden mit der Münchner
kunst unter Herzog Wilhelm V. und derr
teren Kurfürsten Maximilian l., deren eu
scher Rang von den in Italien geschulten n
ländischen Künstlern Friedrich Sustris, Peter
did und Hubert Gerhard bestimmt wurde
wissen nicht, ob Angermair - wie sein Wl
mer Landsmann Hans Krumpper - in Italic
wesen ist. Wahrscheinlich stammt sein lta
mus aus zweiter Hand, eben von dieser N
ner Hofkunst „um 1600". Den neuen Forsch