5 Georg Petel, HI. Sebastian. Augsburg, um 1630.
H 29,6 cm _
6 Justus Glesker (?J, Kleopatra und Lukretia. Um
1640. H 36,1 bzw. 32,8 crn
7 David Heschler, Raub der Proserpina. Ulm, um
1660. H 17,7 cm
Anmerkungen 11-18
" Petel-Katalog, 1964, Nr. 15.
" Kat. Berliner, Nr. 114 - Petel-Katalog, 1964, Nr. 11.
u Kat. Berliner, Nr. 205. - Petel-Katalog 1964, Nr. 43. -
Augsburger Barock, Ausstellungskatalag Augsburg wen,
Nr. B1.
" Kat. Berliner, Nr. 266.
'5 Kat. Berliner, 1926, Nr. 101, 102. - M. H. Longhurst,
Same signed ivaries af the seventeenth and eightteerrth
centuries. ln. The Burlington Magazine L lll, 1928, S. 249
E. F. Bange, Die Kleinplastik der deutschen Renaissance
in Holz und Stein, Munchen und Florenz 1928, S. B3,
Tafel B6. 7 E. W. Braun, Studien über Georg Petel.
ln: Betvedere 11, 1932, S. 121. e Th. Müller, Zur
südniederländischen Kleinplastik und Spätrenaissance.
In: Festschrift f. Erich Meyer, Hamburg 1959, S. 192.
" E. Herzog und A. Ress, Der Frankfurter Barackbildhauer
Justus Glesker. lri: Schriften des Historischen Museums
Frankfurt am lMain, X, 1962, S. 129 ff.
V E. Herzog u. A. Ress, a. a. 0., Abb. 10-14.
l" A. Gh. Quintavalle, Die Galerie Estense in Madena.
Rama 1968, S, 33, Abb. S. EO. v Ch. Theuerkautf, Justus
Glesker oder Ehrgott Bernhard Bendl? Herr Dr. Theuer-
kauft hat m1! liebenswurdigerweise die Fahrienabzüge
des im nächsten Band der Schriften des Historisdien
Museums Frankfurt am Main erscheinenden Aufsatzes
zur Verfügung gestellt.
7
ger Zeit stammt die expressive Geißelungs-
gruppe, eine Leihgabe der St-Michaels-Kirche in
München", die den Elfenbeinchristus mit Scher-
genfiguren aus Birnholz kombiniert; ferner die
Gruppe des Herkules mit dem Nemeischen Lö-
wen (Farbtafel, Abb. 1), die einen Darstellungs-
typus des 16. Jahrhunderts übernimmt, aber die
Körper nun kontrastreich, „barock" modelliert
und den Heros in einem Ausdruck eigentüm-
licher Verhaltenheit gibt". Zu den hervorragend-
sten Stücken der Düsseldorfer Sammlung gehört
die Sebastiansstatuette" (Farbtafel, Abb. 5),
deren Monogramm l. P. F. Karl Feuchtmayr 1926
auf Petel aufgelöst hat. Die Vorbildlichkeit der
von van Dyck angeregten Komposition bezeugt
eine Reihe von Repliken des 17. und 18. Jahr-
hunderts in verschiedenem Format. Eine eigen-
händige Zeichnung in Kopenhagen kann als
Vorstudie gelten. Petel ist in dieser um 1630 ent-
standenen Statuette eine durchaus selbständige
Formulierung von klassischer Harmonie und
Größe gelungen, die seine Vertrautheit mit der
antiken und modernen Skulptur (Duquesnoy!) in
Rom spüren läßt.
Nach Petel war Lucas Faydherbe (1617-1697) für
Rubens als Elfenbeinschnitzer tätig gewesen.
Seine Hand erkenne ich in einem schlafenden
Amor", für dessen prallen Kinderkörper mit
Wülsten, Falten und Grübchen - Sandrarts treff-
liche Charakterisierung der Putten von Duques-
noy erscheint durchaus übertragbar - das aus
dem Rubens-Nachlaß stammende, monogram-
mierte Kindertanzreliet im Prado und die Putten
im Auszug des Altars der Grabkapelle von Ru-
bens in St. Jakob in Antwerpen die nächsten
stilistischen Parallelen bieten.
Petels weitreichender Nachruhm hatte zur Folge,
daß schon im 17. und 18.Jahrhundert wie auch in
iüngerer Zeit ihm Skulpturen zugeschrieben war-
den sind, die in Wahrheit von Zeitgenossen
stammen. Dies gilt auch für die Statuetten der
Kleopatra und Lukretia (Abb. 6), deren kunst-
geschichtliche Stellung unterschiedlich beurteilt
worden ist". Sie gehören gewiß zu den hervor-
ragendsten Werken der Münchner Elfenbein-
sammlung, ausgezeichnet durch Größe der Form,
die die Hand eines Monumentalbildhauers zu
verraten scheint, durch Sicherheit und Virtuosität
der Ausarbeitung. Van Justus Glesker (ca. 1610i
1615-1678), dem Meister der plastischen Barock-
ausstattung des Bamberger Domes van 1648 bis
1653, wissen wir, daß er auch als Elfenbein-
schnitzer berühmt war, iedoch ist kein gesichertes
Werk überliefert". Der Vergleich der Statuetten
mit den Figuren der Bamberger Kreuzigungs-
gruppe von 1648149 H bei allem Vorbehalt des
Material- und Größenunterschieds - ergibt stili-
stische Übereinstimmungen in der Ponderation,
im Bewegungsrhythmus, im Verhältnis Körper-
Gewand, in der Faltenbildung, in der physio-
gnomischen Typik; man beachte insbesondere
die Rück- und Seitenansichten von Maria und
Johannes". Offenkundig sind die Statuetten
etwas früher als die Bamberger Figuren anzu-
setzen, der Einfluß von Duquesnay und der
flämischen Plastik der Rubens-Zeit ist hier stärker
spürbar. Zu klären bleibt noch das Verhältnis
zu den Glesker zugeschriebenen, zarteren Elfen-
beinstatuetten eines Johannes und einer Maria
in der Galleria Estense in Modena" sowie
einem Sebastian und einer Kreuzigungsgruppe
im Museo degli Argenti in Florenz.
Erst in jüngerer Zeit ist das Werk des in Ulm
tätigen Bildhauers und Elfenbeinschnitzers David
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