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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 123)

 
 
1 Lyrik in Rot, 
1971, 240 x 160 cm, 
Kulturamt der Stadt Wien 
2 Aus dem Zyklus „Die Frau" 
3 Aus dem Zyklus „Die Frau" 
4 Aus dem Zyklus „Kammunikation" 
Lore Heuermann 
 
Lore Heuermann 
Zu den Bildbatiken der Künstlerin 
Batiken werden heute wie vieles andere mehr, das 
man hierzulande mit dem nicht gerade präzise 
abgrenzenden Vokabel „Kunsthandwerk" 
umschreibt, sofort und ausschließlich in ihrer rein 
angewandten Funktion als Kopftücher und der- 
gleichen eingestuft und beurteilt. Damit ist 
fälschlich zumeist auch eine Abwertung in 
künstlerischer Hinsicht verbunden, was zwar in 
Anbetracht der Durchschnittsproduktion vieler 
Kunsthandwerker verständlich sein mag, den Einzel- 
fall iedoch nur nach vorausgegangener kritischer 
Prüfung einschließen dürfte. 
Funktionsabhängigkeit und Art eines 
Gegenstandes berühren den künstlerischen Wert 
nur nebenbei und die vergleichbaren spezifischen 
Qualitäten überhaupt nicht, so daß auch im 
Kunsthandwerk immer wieder Leistungen 
anzutreffen sind, die hinsichtlich Profil, Aussage 
und überzeugender Absicht Beispielen der 
sogenannten freien Kunst durchaus konkurrenz- 
fähig sind. 
Zu den erfreulichen Ausnahmen zählen auch die 
farbigen, meist in quadratischen Formaten 
gehaltenen Bildbotiken der aus Westfalen 
stammenden, seit längerem in Wien lebenden 
Künstlerin Lore Heuermann. Sie waren zuletzt in 
Ausstellungen der Kleinen Galerie und des 
Österreichischen Museums für angewandte Kunst, 
begleitet von beträchtlichen Publicity-Ertolgen, zu 
sehen. Heuermanns Batiken werden von der 
Designerin noch den traditionellen handwerklichen 
Verfahren dieser aus Java stammenden Technik 
zur farbigen Musterübertragung und „Bemalung" 
von Stoffen, iedach ganz und gar zeitgemäß im 
Sinne einer sehr persönlichen, von der 
geometrischen Abstraktion sich herleitenden 
Variante einer durch beherrschenden Pinselduktus 
charakterisierten Molart konzipiert und ausgeführt. 
Zum Unterschied von den strengen und eher 
nüchternen Spielarten der Geometrischen 
Abstraktion in der freien Malerei ist der Stil 
Lore Heuermanns ausgesprochen intuitiv geprägt. 
Heuermanns Bildbatiken zeugen von intensivem 
Arbeitseinsatz, dessen Ziel in möglichster formaler 
Verknappung der vielfach auch thematisch 
fixierten Darstellungen zu sehen ist. Ihre auf 
Holzplatten montierten dekorativen Seiden beweisen 
das Gefühl, Intellekt und Bildökonomie gleicher- 
maßen betreffende Verständnis der Künstlerin 
für kampasitionelle Kriterien, formale Spannungs- 
gegensätze und die gleichsam nahtlose 
Kontrastwirkung von Darstellung und Bildhinter- 
grund. Dabei zeigt sich die Sicherheit im Zueinander 
harmonischer Farbkombinationen und -wertigkeiten. 
Der gesteuerte Reiz kleinkalibriger, den Struktur- 
spuren des verwendeten Wachses entsprechender 
Zufälligkeiten besitzt in den mit breitem Pinsel 
gezeichneten beherrschenden Motiven und Motiv- 
umrissen sein als Auffangbecken fungierendes 
Gegenstück. Temperamentvoll und von großer 
Vielfalt ist die trotz der erwähnten Merkmale sehr 
spezifische Farbskala. Sie reicht von erdigem Braun 
über kalte Blau-Grün-Töne bis zu den bevorzugten 
intensiven Rot- und Rotorange-Werten. 
Die bis zu zweieinhalb Meter hohen, in zumeist 
drei oder vier Farben gehaltenen Bildbatiken ver- 
einen die materielle Eigenart und die detailreiche 
Struktur der Seide mit sehr übersichtlich und 
ausgewogen gesetzten Symbolen einer breiten, 
durch die Aufeinanderfolge der Farbbäder 
bedingten schichtenweise übereinandergelagerten 
Pinselführung. Die Arbeiten Lore Heuermanns 
entstehen zumeist in zyklischer Aufeinanderfolge. 
Sie galten zuletzt den primär als Assoziotians- 
grenze und nicht als literarische Einengung zu 
verstehenden Themen „Kommunikatian", „Die 
Hexen" und „Die Frau". Die überzeugendsten 
Beispiele aus diesen Zyklen bestätigen zusammen 
mit größeren Einzelwerken die Richtigkeit des 
eingeschlagenen Weges, die erfreuliche Folge- 
richtigkeit einer einsehbaren und logischen 
Entwicklung, in die weiterhin Hoffungen gesetzt 
werden können. Peter Baum 
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