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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 123)

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Wien 
Secession 
Druckgraphik 1897-1972 
Die Schau umfoßte zwei Teile: einen historischen, 
beginnend um die Jahrhundertwende bis zum 
Ausbruch des zweiten Weltkrieges, und einen 
aktuellen, der sich primär mit Arbeiten neueren und 
neuesten Datums beschäftigte. Da wie dort wurde 
in der Zusammenstellung allerdings an einem 
qualitativen Optimum ebenso vorbeigegangen wie 
an einer schwerpunktmäßigen, stilistischen oder auf 
andere Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge 
Rücksicht nehmenden Ordnung. Ungeschickt war es 
auch, so gut wie alle Secessionsmitglieder, 
unabhängig davon, wieviel oder wie wenig sich der 
Betreffende innerhalb seines Gesamtwerkes mit 
Druckgraphik beschäftigt hat, zum Zug kommen 
zu lassen. Eher zufällig wirkten auch die Gäste- 
einladungen. Warum bei einer derart repräsentati- 
ven Exposition Spitzendruckgraphiker, wie Heuer, 
Fuchs, Lehmden, Fritz Steinkellner, Wanke, Braun 
oder Merwart, fehlten, blieb unklar. Dennoch ver- 
diente die Schau Anerkennung. Die informative 
Breite hatte vor allem im historischen Teil, der mit 
Blättern von Jettmor, Jungnidrel, Kubin, James 
McNeilI Whistler, William Nicholson, Klinger, 
Slevogt, Peschka, Kubin und anderen präsentiert 
wurde, ihre Berechtigung. Gleich verdienstvoll: der 
umfangreiche Katalog, der als Nachschlagwerk 
empfohlen werden darf (30. 5.-2. 7. 1972). 
Galerie Blut asse 
Karl Anton F ecklReiner Schiestl 
„TaubenHunde-Auto-Menschenvßilder." So 
bezeichnete der Wiener Graphiker K. A. Fleck die 
Auswahl iüngst entstandener eigenwilliger 
Zeichnungen, die allesamt einem engagierten 
sozialkritischen Realismus verpflichtet sind (20. 3. bis 
8. 4. 1972). 
„Stadtlandschaften - New York" lautet der Titel 
einer weiteren bemerkenswerten Ausstellung von 
Zeichnungen, Radierungen und Aquarellen des 
Kufsteiners Reiner Schiestl (10. 11.-29. 4. 1972). 
Galerie Schottenring 
Realismus heute 
Obiekte, Bilder und Unikotgraphik von zwanzig 
Usterreichern als Zusammenfassender, das zur 
Diskussion gestellte Thema im weitesten Sinn 
charakterisierender Versuch unter Ausschluß der 
„Wiener Schule" und ausgesprochener Nach- 
expressionisten. Teilgenommen hatten: Peter 
Carer, Karl Anton Fleck, Adolf Frohner, Ulrich 
Gansert, Timo Huber, Adam Jankowski, Martha 
Jungwirth, Hans Krenn, Helmut Kurz Goldenstein, 
Frantisek Lesak, Jürgen Messensee, Oswald 
Oberhuber, Hubert Pfaffenbichler, Drago J. Frelog, 
Arnulf Rainer, Peter Sengl, Maria Terzic, 
Reimo S. Wukounig und Zechyr. Eine Auswahl, 
die nicht zuletzt die Vielfalt der wiederholt von 
Außenseitern mitbestimmten Landschaft öster- 
reichischer Gegenwartskunst unterstrich (18. 5. bis 
1. 7. 1972) - (Abb. 1-4). 
Galerie Grünangergasse 12 
Max Peintner 
Die erste Exposition der betont inhaltsbezogenen 
realistischen Zeichnungen des 1937 geborenen 
Tirolers. Peintners Engagement an der Gesellschaft, 
sein optisch-gleichnishafter Kampf für eine bessere 
Zukunft, für ein rasches, doch griindlidtes Über! 
denken unseres Handelns, seiner Motivationen und 
Ziele, ist freilich nicht das eines kleinlichen 
Moralisten und Besserwissers. Bei aller Deutlichkeit 
seiner penibel und hart gezeichneten Appelle 
nimmt einem der Künstler das Denken nicht ab, 
provoziert nicht oberflächlich, sondern gleichsam 
in Modellen und damit auch stellvertretend für 
ähnliche Situationen. Wenn P., um ein Beispiel 
herauszugreifen, ein Fomiliengrab als 
provisorischen Swimming-pool benützen läfit, 
wenn er Esoterik und Luxus heutigen Designs mit 
der Armut in südamerikanischen Slums vergleicht, 
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wird die Dialektik seines Denkens und sachlich 
unterkiihlten Zeichnens zum allgemein verständlichen 
Protest, der bei aller Relativität des Aufgezeigten 
glaubhaftes gesellschaftliches und künstlerisches 
Engagement erkennen läßt (Mai 1972) - (Abb. 5). 
Galerie Ariadne 
Antoni Topies 
Die neuesten Radierungen und Prägedrucke ergänzt 
durch einige Lithographien dieses bedeutenden, 
nach wie vor sehr hoch im Kurs stehenden spani- 
schen Malers. (Preise für Druckgraphik: S 5000.- bis 
S 28.000.-). Täpies schließt mit ihnen teilweise an 
frühere, die sandige Struktur betanende, überaus 
sensible und dennoch spannungsreiche Arbeiten an, 
bezieht iedoch andererseits, formal und assoziativ 
sehr überlegtl, auch gegenständliche Motive in die 
ursprünglich stärker autonome Komposition mit ein. 
Die durch Effekte einer sehr freien Pop-Art 
gelegentlich angereicherte Mischung läßt den Ernst 
und die beinahe feierliche Distanziertheit früherer 
Werke vermissen, nötigt dem Betrachter in ihrer 
heiteren, reizvollen Symbiose und technischen 
Raffinesse iedoch zumindest in den besten 
Beispielen Respekt ab (MailJuni 1972) - (Abb. 6). 
Galerie nächst St. Stephan 
Oswald Oberhuber 
Oswald Oberhuber, aus Tirol stammender Maler, 
Plastiker, Zeichner und künstlerischer Leiter der 
genannten Avantgardegolerie, präsentierte sich 
knapp vor Eröffnung der 36. Biennale von Venedig, 
an der als als offizieller Vertreter Österreichs neben 
Hans Hollein teilnimmt, abermals von einer 
unbekannten Seite. Strenggenammen waren es 
sogar mehrere Seiten und Möglichkeiten, mit 
denen der zu Kunstscherzen aller Art aufgelegte 
Dialektiker aufwartete. O. entpuppte sich dabei vor 
allem in den kleineren, zwischen 1965 und 1971 
gleichsam als Randpradukt entstandenen Objekten 
in gleicher Weise als Neodadoist wie als surrealer 
Verfremder von Fundgegenständen. Er erwies sich 
einmal mehr als geistvoller Bastler und intelligenter 
lnbeziehungbringer von Geenständen, Materialien, 
Fragmenten und Abfällen, die er, oft überaus 
treffend und charmant formuliert, zu neuen Werken 
vereint. Die Vielfalt divergierender schöpferischer 
Möglichkeiten wird bei ihm zur schöpferisch anre- 
genden Tugend. Ein Sancho Pansa, der in vielen 
Sätteln reitet und manchmal vom Pferd muß. Sicher 
aber auch ein Sancho Pansa, der sein Pferd über 
schwierige Hindernisse hinweg ins künstlerisch rele- 
vante Ziel steuert (MoilJuni 1972) - (Abb. 7). 
Galerie Stubenbastei 
Hubert PfoffenbichlerlHildegard Joos 
Pfaffenbichlers neue Blätter als gleichnishatter, stark 
seelisch bezogener Appell für Einsamkeit und 
Außenseitertum isolierter Individuen. Die sparsam 
durch Aquarell- und Temperaforben angereicherte, 
sehr subtile Zeichnung schildert den 
introvertierten Menschen oder charakterisiert 
anhand stellvertretender Beispiele aus der trivialen 
Umwelt (eine Baustelle, eine Auslage mit Kleidern, 
ein Spind der Soldaten) gesellschaftsrelevante 
Zusammenhänge in eher versdiliisselter Symbolik. 
Qualitative Unterschiede und die spröde 
Behandlung der Themen dürfen über den Ernst 
dieses Anliegens nicht hinwegtäuschen. Innerhalb 
der Entwicklung des iungen Malers zweifellos ein 
wertvoller Aspekt mehr (Mai 1972) - (Abb. 8). 
Ebenfalls neue Arbeiten zeigte Hildegard Joos, 
die zuletzt 1967 in Wien zu sehen war. lm Vorwort 
der Exposition charakterisierte K. Sotritfer die unter 
dem Titel „Balance" gezeigten Acryltafeln u. a. 
folgendermaßen: „Die Bilder führen den Blick in 
Tiefen und aus ihnen wieder heraus in einem relativ 
einfachen Konvex-Konkav-Spiel, das sich in 
Schwarz-Weiß-Wechselwirkungen am eindeutigsten 
manifestiert." Am gelungensten: die ausgewogen 
komponierten Arbeiten strengerer Reduktion, 
darunter das in der Auslage präsentierte beste 
Bild der Ausstellung (30. 5.-15. 7. 1972) - (Abb. 9). 
Galerie Blutgasse 
Pierre Alechinsky 
Radierungen und Lithographien des diesiähi 
belgischen Biennalekandidaten als verdiens 
lnitiative. Der 1927 geborene Künstler, einst 
der berühmten Cobra-Gruppe (Appel, Corm 
Asger Jorn), besitzt als Druckgraphiker mitr 
Gesamtwerk von etwa 400 Blättern kaum ge 
Bedeutung denn als kraftvoller Maler. Die l: 
Wien gezeigten Blätter charakterisierten die 
Motorik ihres Urhebers vollgültig und treffe 
Lapidare, scheinbar Unaufwendige, leicht ur 
schwungvoll Hingekritzelte seiner Formulier 
steht in Verbindung zur beherrschten Druckt 
Wie A. gegenständliche Themen abwondelt, 
zwischen Details herstellt oder auflöst, wie 1 
figurative Anklänge arabeskenhaft ausschrn 
und modifiziert, besitzt Originalität und 
ousstrahlenden Reiz (23. 5.-10. 6. 1972) - (Al: 
Zentrolsparkosse 
Spiele spielen 
Unter diesem den Betrachter als Mitakteuri 
fordernden Motto zeigte man im Kassenraui 
Hauptgebäudes in einer von Dieter Schroge 
getroffenen anregenden Auswahl Obiekte v 
Marc Adrian, Josef Bauer, Otto Beckmann, 4 
Ei-Ag, van Wil Frenken, Peter Gräschl, Heln 
Gsöllpointner, Ernst lnsam, Martha Jungwirl 
Felix Kalmar, Ruppert Klima, Hermann Kling 
Renate Krätschmar, Richard Kriesche, Thomc 
Moog, Hans Muhr, Hermann J. Painitz, Gen 
Pock, Meina Schellander und Jörg Schwarze 
berger. Sehr Unterschiedliches, aber auch se 
viel Neues, frisch aus der Werkstatt Gebrac 
Exerzierfeld aus Licht, Bewegung, Ballons, tv 
Kunststoffen und orthodoxen Materialien bz 
Bestrebungen (35. 5.-17. 6. 1972) - (Abb. 11, 
Pe 
Wien, 2. Verleihung der Preise des 
Wiener Kunstfands 
Gleichzeitig mit der 22. Verleihung von Förd 
beiträgen aus dem von der Zentralsparkassi 
Gemeinde Wien errichteten „Wiener Kunstfi 
fand hier die 2. Verleihung der „Preise des 
Wiener Kunstfonds" am 4. Juli 1972 statt. Dii 
Preisträger waren für das Jahr 1972: Stella 
(darstellende Kunst), Lore Heuermonn (bilde 
Kunst), Dr. Theodor Sapper (Literatur), Marti 
Bielik (Musik), Mansur Mahdavi (Film). 
Einer Neuorientierung zufolge erfolgt entspi 
der Satzung die Förderung durch den Wiene 
Kunstfonds 
o) durch Vergabe von Förderungsbeiträgen 1 
künstlerische Proiekte auf Grund von Bewerl 
eines in Wien wohnenden und tätigen Künst 
b) durch Erteilung von Arbeitsaufträgen (z. E 
positionsaufträge), deren Vergabe auf Gruni 
eines Arbeitsausschußvorschlages durch das 
Kuratorium erfolgt, 
c) durch Vergabe der „Preise des Wiener Ku 
fands" auf Grund von Arbeitsausschußvorsc 
durch das Kuratorium. 
Seit der Gründung des „Wiener Kunstfands' 
Jahre 1956 wurden Ausbildungs- und Arbeits 
stipendien, Förderungsbeiträge und Arbeitsa 
Preise und Proiektförderungen in Höhe von i 
4,300.000 Schilling vergeben; 500 Künstler bz' 
Künstlergruppen konnten auf diese Weise g. 
werden. 
Einreichungsfrist für die 23. Verleihung: 15. J 
bis 30. März 1973
	        
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