nz Wagner
mstbuch
er Bilderbuch!
ir gegenwärtigen Situation
. Kunstbuches)
are sich gebildet wähnende Gesellschaft fühlt
verpflichtet, an bildender Kunst und deren
chichte laut und deutlich interessiert zu sein.
stille, ernsthafte Kunstfreund, der wahre
iteur hat sich aus dem Massenbetrieb zu-
gezogen, auch der Typus des klassischen
es scheint ausgestorben. Persönliche Mei-
; wird von der Gesellschaft nur dann ge-
tzt, wenn sie im Strame dessen mitschwimmt,
ietzt und in dieser Minute zufällig „in" ist.
er spiegelt sich solche Auffassung nicht sel-
in mancher Verlagstätigkeit auf dem Gebiet
„schönen Kunstbuches", des „Bildbandes".
soll also nicht berichtet werden von Ab-
ilungen der reinen Wissenschaft, die Zeug-
geben von der Tätigkeit der Forscher und
- ab und zu - van entscheidender Bedeu-
sein können. „Die Wurzel der St. Galler
kirche" oder „Eine illustrierte Martianus-
ella-Handschrift des Mittelalters" kann eben-
iteressant sein wie „KeItertretermotive in der
rschweiz" oder „Die Anfänge des Land-
ftsgartens in Deutschland". Sie dienen der
irheitsfindung wie in anderen Bereichen Be-
ftigungen etwa mit „Störfaktoren im briti-
n Außenhandel" oder mit „Beringungsver-
en an Mopsfledermäusen". Seitenlange Be-
zibungen spätgatischer Foltenwürfe aber
stilistische Ableitungen aller einzelner Blät-
ines Kapitells, verbunden mit den komplizier-
n Satzkonstruktionen, werden nur gähnende
ieweile hervorrufen.
nserem glorreichen Jahrhundert der „Kunst
ille" wenden sich Berufene und Unberufene
ben diese alle, es ist en vogue, Erwachsenen-
ing zu betreiben. Und so ist für den Kunst-
1d, auch wenn er sich öfters von einem
sanften Schnarchen einiger älterer Damen
rmalten Vortrag in einer Volkshochschule
aseln läßt, ein reiches Angebot des Buch-
lels ausschlaggebend. Daß dabei in unserem
PCIIEFI Zeitalter dem Bild, der Fotografie, der
ldung außergewöhnliche Bedeutung zu-
nt, ist offenkundig.
vielen Bildbänden ist als eigenartige Ten-
zu vermerken, daß nicht mehr zwischen
Zufälligen und dem Wesentlichen unter-
den wird. Geistige Grundhaltung dafür ist,
a) „Kunst immer zieht" und doß b) der
endige finanzielle Aufwand ein möglichst
iger sein soll. Rezept: Als charmanter Ver-
' besuche man Landeskonservatoren und
aumskustoden und erbitte aus deren Foto-
v leihweise Fotografien; man nehme alles
drucke. Eines der sichtbaren Ergebnisse:
stdenkmäler in Österreich, ein Bildhand-
; Salzburg, Tirol und Vorarlberg" (Deut-
' Kunstverlag, München, 1965). Aus einem
er wissenschaftlichen und künstlerischen Ge-
apunkten ausgewählten Bildmaterial der
nantesten Denkmäler der Kunst" ist kein
dliches Nachschlagewerk" geworden, son-
eine kleinformatige und sicher unnotwen-
Bildchensammlung für den Sozialtourismus.
anderes Rezept: Zu einer größeren Anzahl
iheitlicher Fotografien bitte man einen gro-
Mann, mindestens Ordinorius an einer Uni-
tät, um „einführende Worte"; den erläu-
len, arbeitsmäßig umfangreichen Textteil
lasse man huldvoll einem iungen Kunsthi-
storiker [ihm kann man das Honorar vorschrei-
ben, dem Ordinorius nicht). Bei architektoni-
schen Plänen, die den Textteil bereichern, ist der
Reiz einer graphischen Spielerei wichtig, unter-
einander gleiche Größe im Maßstab wie dessen
Angabe ist wegen Vermehrung der Kosten zu
vermeiden. Die Fotografien verwende man nicht
so, wie sie vom Fotografen ausgearbeitet wur-
den; Scheitelspitzen von Gewölbeschlüssen kön-
nen, wenn es für das Format des Buches günsti-
ger ist, ruhig „abgeschnitten" werden. Verein-
zelte Farbfotografien haben die Jahreszeit in
der umgebenden Landschaft festzuhalten, aber
nichts über die spezifische Farbigkeit des Kunst-
werkes auszusagen. Bei Architekturaufnahmen
pflege man die Unart der stürzenden Linien.
Eines der sichtbaren Ergebnisse: „Europäische
Baukunst, Gotik" (Umschau Verlag, Frankfurt am
Main, 197i). Ob so eine „deutliche Vorstellung
von dem entsteht, was wir gotische Baukunst
nennen", kann für die Leute des Umschau Ver-
lages zutreffen, „für den nicht vorgebildeten
Leser" wohl kaum.
Hunderttausende von Knipsern haben die Ar-
chitekturfotografie fast schon zu Tode „geschas-
sen", einige wenige aufrechte Könner sind an
den Fingern abzuzählen. Hier geht es nicht um
Bild-„Gestaltung", nicht um „Motive", hier geht
es um eine einwandfreie Dokumentation eines
„Textes", der klar und deutlich ablesbar sein
soll. Die Mühen mittelformatiger oder gar groß-
formatiger Negative - unabdingbare Voraus-
setzungen guter Druckvorlagen - werden nur in
seltenen Fällen auf sich genommen. Eine vor
dem ersten Weltkrieg erschienene großformatige
Mappenreihe „Die Baukunst" (Spemann-Verlag,
Berlin) war damals hoch berühmt und ist heute
zu Unrecht vergessen; wenn die Bildauffassung
dieser Aufnahmen verbunden werden kann mit
dem heutigen hohen Stand der Fototechnik und
der Druckqualität, dann entstehen iene Abbil-
dungen, die in vielen Bildbänden Seltenheits-
wert besitzen. Als Beispiele seien die Aufsätze
von Eva Frodl-Kraft in Heft 411967 und von Pe-
ter Michels in Heft 171969 der Zeitschrift „lnter-
nationale Phototechnik" [früher „Großbildtech-
nik", im gleichnamigen Verlag, München) ange-
führt; sie geben genaue Hinweise, ihre Beach-
tung wäre vielen Verlegern zu empfehlen.
Eine hohe Qualität der Abbildungen zeigt der
Bildband „Das Chorherrenstift St. Florian"
(Rudolf-Trauner-Verlag, Linz, 1971). 161 sorg-
fältig ausgewählte Abbildungen noch Foto-
grafien von Max Eiersebner zeigen die ba-
rocke Architektur in hervorragenden Fassaden-
aufnahmen und in vielen charakteristischen De-
tails und die im Stift verwahrten Hauptwerke
aus Malerei, Plastik und Kunsthandwerk. Von
den sieben Farbbildern bestechen die Detailauf-
nahmen aus Altdarfers Sebastians-Altar und aus
Martin Altomontes „Wasserwunder Masis". Eine
aufschlußreiche Auswahl aus der originalen In-
nendekoration und Möblierung der Kaiserzim-
mer macht den imperialen Anspruch eines öster-
reichischen barocken „Reichsstiles" deutlich. So
wirkt der Band fast als verdichteter Kern eines
großen lnventarbandes und gibt allen Sehenden
vorzüglichen Einblick in das künstlerische We-
sen dieses oberästerreichischen Klosterschlosses.
„Kefermarkt, Höhepunkt spätgotischer Schnitz-
kunst", ist seit 1904, seit der ersten Auflage der
Arbeit von Florian Oberchristl, ein dem Fotogra-
fen stets willkommenes Thema. Der oben ge-
nannte Max Eiersebner hat sich während seiner
beruflichen Laufbahn auch immer wieder mit
dem Flügelaltar in der Pfarrkirche zu Kefer-
markt auseinandergesetzt. Für einen vom Ru-
(Fortsetzung s. S. 89)
Buchbesprechungen
werden eingehend erörtert, die Verwandtschaft
in der Arbeitsweise der früheren Federzeichnungen
mit den Druckgraphiken aufgezeigt. Spies, der eine
sehr flüssige und anschauliche Sprache schreibt,
nimmt auch - man kann das nicht hoch genug
einschätzen - andere geistige Bezüge der Zeit in
seine Stellungnahmen hinein, so daß ein leicht
überschaubarer Zusammenhang mit der Kultur-
situation, aus der die Werke entstanden sind,
hergestellt wird.
Es folgt eine größere Anzahl ganzseitiger Wieder-
gaben von Graphiken, die, da es sich um Strich-
techniken handelt, der Druck gut zur Geltung bringt.
Im anschließenden Guvre-Katalog, der von
K. Sotriffer zusammengestellt wurde, sind sämtiiche
Radierungen und Lithographien seit 1965
zusammengefaßt. Genaue Werkangaben begleiten
alle abgebildeten Arbeiten. Mit einem kurzen
Lebenslauf, einer Aufzählung der Ausstellungen bis
1971 und einer recht subiektiv ausgewählten Liste
der Literatur über R. Hoflehner wird der Band
vervollständigt.
AMK-Prädikat: Graphikbuch, manographisch,
aktuell, orientierend, für Sammler
Alois Vogel
Das Charherrenstift St. Florian.
Text und Zusammenstellung von Otto Wutzel,
Bilder Max Eiersebner.
50 Seiten Einführun in Deutsch, Englisch und
Französisch. 153 ein arbige und acht mehrfarbige
Bilder. Rudalf-Trauner-Verlag, Linz 1971. S 320.-.
AMK-Prädikat: topographische Dokumentation,
Bildband von hervorragender drucktechnischer und
phototechnischer Qualität; siehe dazu unseren
Beitrag „Kunstbuch oder Bilderbuch?" von
Franz Wagner. KR
Benno Ulm: Das Mühlviertel. Seine Kunstwerke,
historischen Lebens- und Siedlungsformen.
Band V der Reihe „Österreichische Kunst-
mono raphie". 256 Seiten Text, 88 Abb. sawie
Grunärisse und alte Stiche im Text, Karte.
Verlag St. Peter, Salzburg 1971. - S 235.-,
DM 33.70, sfr 39.50.
Wie die übrigen Bände dieser Reihe ein handlicher
Reise ührer, der über die knappen Texte des
Dehio hinausgeht. Die eingestreuten durchwegs
guten Abbildungen treten, gottlob, hinter den
Umfang des Textes zurück, so daß die heutige
Tendenz der Umfunktion zum Bilderbuch vermieden
ist.
AMK-Prädikat: topographisch, volksbildend und
orientierend. KR
Max Eiersebner: Kefermarkt, Höhe unkt
spätgotischer Schnitzkunst. Geschic te, Aussage
und Würdigun des gotischen Flügelaltares von
Kefermarkt un der Nachfolgewerke in
St. Michael und Waldburg. 23 Seiten Einführung
in Deutsch, Englisch und Französisch, 198 Abb.,
davon 6 vierfarbig. Format 27 x 31 cm. Rudolf-
Trauner-Verlog, Linz 1970. S 395.-.
AMK-Präciikat: Werksmonographie, dreisprachig,
Bildband van hervorragender drucktechnischer und
phototechnischer Qualität. Siehe unseren Beitrag
„Kunstbuch oder Bilderbuch?" von Franz Wagner im
gleichen Heft. KR
Juan-Eduordo Cirlot: „Pablo Picasso - Das
Jugendwerk eines Genies". Vorwort von Juan
Ainau de Lasarte, Direktor der Kunst-
museen in Barcelona. (Editorial Gustavo Gili,
Barcelona 1972.) Deutsche Ausgabe, 288
Seiten, 64 Farbtafeln, 900 einfarbige Abb., Index
und Bibliographie. Format 24 x 29 crn. Verlag
M. DuMont-Schauberg, Köln 1972. DM 98.-.
Der Band umfaßt vor allem jenen Komplex von
Werken, die Picasso seiner Heimatstadt Barcelona
vererbt hat. Es ist die Zeit seiner Ausbildung bis zu
seinen ersten kubistischen Bildern. Wir erkennen
daraus schon den Umfang der schöpferischen
Begabung, wir lernen, wie auch er Schritt für
Schritt tun mußte, um zur umfassenden
Beherrschung des Materials und der Techniken zu
gelangen. Das Frühwerk läßt iedoch noch nicht iene
(Weitere Buchbesprechungen s. S. 89)
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