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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 124 und 125)

A Künstlerprofile 
 
 
 
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Trachtengruppe, 1967, Bronze, 
H 35 cm 
Vermählung, 1968. Marmor, H 200 cm 
Opterstein, 1969. Konglomerat, H 
200 cm. Symposien Lindabrunn 
Opfersäule, 1970. Granit, H 540 Cm. 
Symposien Mauthausen 
Opterstein, 1971. Marmor, H 100 cm 
Stephan Kamenyeczky 
1921 in Kunagata in Ungarn geboren, lernte 
Kamenyeczky an der Akademie der bildenden Künste 
in Budapest Bildhauerei. 1956 kam er nach dem 
ungarischen Aufstand nach Wien, wo er bis 1961 
wieder die Akademie besuchte. 
Seine Arbeiten der frühen sechziger Jahre zeigen 
stark das Herkommen vam Volkskundlichen. 
Charakteristisch dafür ist die Bronze „Kapelle", aus 
dem Jahre 1964, bei der er Figuren zylinderartig 
nebeneinanderreiht, so daß sie an Tatempfühle, 
an ge- und beschnilzte Balken, die die Hausgiebel 
tragen, an Torbalken und ähnlich gestaltete 
Architekturteile erinnern, wie wir sie im Südosten 
Europas, besonders auch in Rumänien, finden. 
Schon hier fällt ein additives Element auf. Dasselbe 
zeigt eine „Trachtengruppe", 1967, nur daß sich 
hier iene ovalen Ein- und Ausbuchtungen, die sich 
in der „Kapelle" auf die Gesichtspartien und die 
Hände beschränken, selbständig machen und in 
einer rhythmischen Ordnung den ganzen Körper wie 
ein lockeres Muster bedecken. Der Künstler 
vergleicht diese Formungen mit den Maschen eines 
Hökelmusters, mit den größeren und kleineren 
Löchern, die, auch in einem gewissen Rhythmus, iene 
Deckerln zeigen, die die ungarischen Mädchen mit 
farbigen Fäden umsüumen. 
Mit den beiden geschilderten Grundmotiven, der 
Stele und dem rhythmisch gegliederten Aus und Ein, 
hat Kamenyeczky seinen Formenkanon gefunden, 
dem er auch in deniverschiedensten Abwandlungen 
und Variationen treu bleibt, wobei wir noch eine 
Phase, die sich Ende der sechziger Jahre bemerkbar 
macht, berücksichtigen müssen, in der der Künstler, 
offenbar durch indische Skulpturen beeinflußt, zu 
einer außerordentlich üppigen Ausdrucksweise 
kommt. Wülste und polsterartige Gebilde wölben 
sich, oft wie von der Last, die auf sie drückt, 
zusammengepreßt, aus den Steinen. Schon mit dem 
„Pörchen", 1968, deutet sich aber wieder eine 
Vereinfachung der Formen an. Der 1969 beim 
Symposien Lindabrunn geschaffene „Opferstein" 
leitet eine ganze Reihe von Opfersteinen und 
Optersüulen ein, die in ihrer Konzeption auf die 
stelenartigen Figuren der Gruppe „Kapelle" 
zurückführt. Haben schon iene pfahlartig aneinander- 
gereihten Gestalten etwas Bollwerkartiges, an eine 
Palisade Erinnerndes, so wird eine Arbeit wie die in 
Lindabrunn entstandene Skulptur, mit ihren 
schießschartenähnlichen Einformungen den Festungs- 
charakter noch mehr betonend, zu einem Symbol 
der Abwehr und ist - ganz gleich, ab dem Künstler 
bewußt oder unbewußt - aus dem Jahrhunderte 
währenden Verteidigungskampf der Ungarn gegen 
die Türken zu verstehen. Formal immer strenger 
werdend, bleibt schließlich ein Turm mit axial 
angeordneten Basteien. Die Skulptur wird zum 
zweckfreien architektonischen Mal, das zum 
Meditations- und Besinnungsobiekt wird. 
Daneben scheint aber gerade auch iene Fülle an 
Ballungen, die in der indischen Kunst ihren Ursprung 
hat, in Kamenyeczkys Werk untergründig weiter- 
zugehen, denn die „Vereinigung der Götter", 
„Ugor" und zwei neue, wieder mehr dem Figuralen 
der menschlichen Gestalt, auch dem Kopfe, der 
Büste, sich nühernden Figuratianen zeigen einen 
starken Zug in diese Richtung, wenn auch 
gewissermaßen mit den architektonischen Werken 
korrespondierend, eine starke Komponente zum 
Symmetrischen vermerkt werden kann. 
So sehen wir in Kamenyeczky, der längst 
österreichischer Staatsbürger geworden ist und 
dessen Skulpturen vom Unterrichtsministerium, der 
Stadt Wien und der niederösterreichischen Landes- 
regierung angekauft wurden, einen Künstler, der 
sowohl im Kreativen als auch im Essentiellen vom 
Osten eine starke Prägung erfuhr und diese in den 
mitteleuropäischen Raum weiterträgt. 
Alois Vogel
	        
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