Für den Kunstsammler
Speziell
erlesenes Kunstgewerbe
des 18. Jahrhunderts
C. BEDNARCZYK
WIEN 1,
Dorotheergasse 12
Tel. 524445
Aus silbernen Pokalen der Vorväter trinken
Zum Sammeln und Erkennen
alten Silbergerötes
Altes Silber zu sammeln, wird immer beliebter.
Nicht nur die damit verbundene solide Wertanlage
vergrößert die Zahl der Liebhaber. Es ist eine Fülle
von besonderen Reizen mit diesem Gebiet
verbunden. Wie wird man allmählich Kenner dieser
weiten Materie, die sämtliche großen Epochen
unserer Kulturgeschichte spiegelt?
Der Sammler alten Silbergerätes wird sich vorerst
über die verschiedensten handwerklichen
Herstellungsarten Gedanken machen und lernen,
die ihn interessierenden Obiekte daraufhin zu
untersudien. Die Untersdtiede von gegossenen,
getriebenen, gedrehten, gedrückten Obiekten sind
gut feststellbar. Auf den ungeglätteten Rückseiten
sind die Spuren der Hammerarbeit sichtbar (nicht zu
verwechseln mit dem gekünstelten Ebenmaß
maschinell vorgetäuschter Hammerschlöge). Auf
der Drehbank gedrehte Obiekte zeigen den
Einsatz des Kreismittelpunktes als kleine Vertiefung.
Über Farmen gedrückte Stücke sind meist redit
dünn und ohne Hammerspuren. Es gab iedoch schon
in früheren Jahrhunderten über einen Holzkern
vorgedrückte und mit dem Hammer fertiggestellte
Gefäße. Auf getriebenen Formen wurden vielfach
kleinere gegossene Teile, wie Henkel, Knäufe,
Griffe, Füße u. a., aufgelätet.
Wichti für die Dotierung ist auch die Feststellung,
ab das verwendete Silberblech maschinell
ausgewalzt oder über dem Amboß zu Blech
geschlagen worden ist. Die letztere, ältere Technik
zeigt auf der unpolierten Rückseite Poren und
schrundige Staustellen, wodurch eine Gesamt-
wirkung wie menschliche Haut entsteht. Gewalztes
Silberblech wurde seit zirka "IBOO verwendet. Solche
Untersuchungen sind am intensivsten in Verbindung
mit der eigenhändigen, liebevollen Reinigung einer
Neuerwerbung. (Dafür dürfen keine zu scharfen
oder scheuernden Materialien verwendet werden.
Schmierseife und Wasser, allenfalls mit etwas
Schlämmkreide versetzt, genügen. Weiche Tüdter,
keine scharfen Bürsten und vor allem keine
chemische Reinigung, die auch aus den Tiefen der
Gravuren den letzten Rest der alten Patina entfernt.)
Die Farbe gealterten Silbers wird auch nach
schönster Reinigung eine gewisse Wärme niemals
verlieren, da nach etwa fünfzig Jahren
Veränderungen der obersten Schicht durch Oxy-
dationsvorgänge eintreten.
Die Legierung betrug in Mitteleuropa meist 800 fein
(oder l3lötig), in Osteuropa gelegentlich nur 750 fein
(l2lötig), in England 925 fein (l5lötiges Sterling-
Silber]. Die restliche Beimengung bestand aus
Kupfer und vielen anderen Spurenelementen, heute
iedoch meist nur noch aus Kupfer. (Die Feststellung
der Legierung ist durch Spektralanalyse möglich.)
Ergänzt werden die technischen Beobachtungen
durch die erlernbare Kenntnis der Formen, die in
den verschiedensten Epochen üblich waren. Dabei
helfen vergleichende Studien in Museen und in
einschlägigen Werken weiter.
Die Golclschmiedekunst ist schließlich besonders
interessant durdt die seit dem Mittelalter in den
meisten Städten eingeführte Punzierung. Die Punzen
sind Dokumente, in denen die städtischen Zünfte
den Feingehalt des Silbers und die handwerkliche
Qualität der Arbeit garantieren. Sie führen zur
Identifizierung des Herstellungsortes und oft auch
des Meisters und der genauen Entstehungszeit. Das
selbst trachten, sich eine kleine Handbibliathek
aufzubauen.
Über all diesen schönen Beschäftigungen des
Erkennens und Forschens steht jedoch stets das
eigene künstlerische Erlebnis, die Betätigung des
persönlichen Geschmacks. Er wählt die Silber-
geräte ganz bestimmter Formgebung aus ganz
persönlichen ästhetischen oder historischen Gründen
oder vor allem - und dies kann besonders intensiv
sein -, um die Stücke auch immer wieder sinnlich zu
benützen: in ihrer Funktion als festliches Tafelgerül,
aus dem köstlichen Becher trinkend, wie unsere
Väter es taten Jahrhunderte zuvor.
Kurt Rossacher
Q Abbildung links oben:
Zwei silbervergoldete Fußbecher, getrieben, mit Blumen-
dekor. profilierter Lippenrand. Besitzermanogramm PSK.
Beschauzeichen Nürnberg um 1700 (R3765), Meister-
zeichen HCH (E4282). Hohe 9 cm, Gew.:113g.
Q Abbildung links unten:
Deckelhumpen, Zylinderfarm mit glattem Hand. geschweif-
ter, reich bearbeiteter Akanthusgrilt. gehbhter Deckel mit
großem Kugelknaut. Der doppelwandige Mantel ist mit
drei silbergetriebenen Göttertiguren in Halbreliel verziert.
In umlaufender Reihenfolge sind dargestellt: Artemis mit
trat-vier mm Hin-m Horn mit rfnm Pfau und Pallas Athene