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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 124 und 125)

Franz Wagner 
Kunstbuch 
oder Bilderbuch! 
(Zur gegenwärtigen Situation 
des Kunstbuches) (Schluß) 
dolf-Trauner-Verlag unter dem genannten Titel 
edierten Band hat er 197 seiner Fotografien 
ausgewählt. Seine große Meisterschaft und sein 
hohes handwerkliches Können machen viele sei- 
ner Aufnahmen zum überzeugenden Erlebnis. 
Mir schien es notwendig, mich mit den Abbildun- 
gen in Bildbänden und ihrer Beurteilung so aus- 
führlich zu befassen. Zum Schluß möchte ich 
aber als Beispiel für das erreichbare Höchst- 
maß an Qualität aller notwendigen Faktoren 
„Barock in Böhmen" (ed. von Karl M. Swoboda, 
Prestel-Verlag, München, 1964) nennen. Diese 
Gemeinschaftsarbeit mehrerer bedeutender 
Kunsthistoriker und ebenso bedeutender Foto- 
grafen (dank der Bemühungen von Johann 
von Herzogenberg) erreicht als „kunsthistari- 
sches Sachbuch" ein selten hohes Niveau und ist 
für alle, die sich von Berufs wegen oder aus 
Liebhaberei mit bildender Kunst und ihrer Ge- 
schichte beschäftigen, von hoher Bedeutung und 
bleibendem Interesse. Die Texte sind klar, prä- 
gnant, sachlich und informativ, die Fotogra- 
fien entsprechen allen Anforderungen, der Druck 
ist gut, die Ausstattung liebevoll und gekonnt, 
das Abbildungsverzeichnis wie die Literaturan- 
merkungen und das Register (mit ieweils deut- 
schen und tschechischen Namensformen) exakt 
gearbeitet. Warum nicht immer so? 
An dieser Stelle sei es erlaubt, einem vielleicht 
utopischen, vielleicht realisierbaren Gedanken 
nachzuhängen, der mich seit langem beschäftigt. 
Der professionelle Kunsthistoriker weiß durch 
gut gearbeitete nationale und internationale Bi- 
bliographien, wie er seine Bücherschätze vermeh- 
ren soll und kann. „Kunstgeschichtliche Anzei- 
gen" und ähnliches sind nur für ihn bestimmt, 
die Buchbesprechungen in den Tageszeitungen 
können nie umfassend die ganze Produktion be- 
rücksichtigen, auch ist ihre Auswahl von der Zu- 
sendung der Rezensionsexemplare abhängig. 
Staatspreise für das „Schönste Buch" umfassen 
nicht nur Bücher über bildende Kunst, auch kann 
das schönste Buch nicht gerade das beste sein. 
Es fehlt dem wahren und ehrlichen Amateur 
eine Kennzeichnung der Qualität, auf Grund der 
er seine Interessen auch mit seinem Geldbeutel 
abstimmen kann. Wäre es nicht möglich, daß 
sich aus der Schweiz, aus der Bundesrepublik 
und aus Österreich - denn nur der deutsch- 
sprachige Markt ist in diesem Fall interessant - 
einige ernsthafte unabhängige Rezensenten zu- 
sammenschließen, vielleicht im Rahmen dieser 
Zeitschrift, um nach einem abzusprechenden Ver- 
fahren Plus und Minus der Neuerscheinungen 
festzustellen? Ihr gemeinsames Urteil könnte an 
geeigneter Stelle ausführlich begründet und in 
der Kurzform von Prädikaten in den wichtigsten 
Tageszeitungen veröffentlicht werden. So wäre 
die Produktion am „Kunst-Sachbuch" für den 
Amateur übersichtlich und klar; ihm würde damit 
im Sinne einer wahren Erwachsenenbildung wert- 
volle Hilfe geleistet werden. 
Ü Unser Autor z 
Franz Wagner 
Postfach 11 
A-5163 Mattsee 
Buchbesprechungen 
 
spätere gewaltige innere Sprengung ahnen, die 
schließlich zur absoluten Befreiung vorn 
Vergangenen und zur neuen und stets erneuerten 
Stilschäpfung geführt hat. Der erste Akt eines 
langen Lebens, dessen Kräfte und Resultate die 
dreifache Dimension gewöhnlicher Sterblicher 
erreicht haben, das immer noch quillt von neuen 
Schaffensprozessen. 
AMK-Prädikat: Künstlermonographie, mit not- 
wendigem wissenschaftlichem Apparat, hervor- 
ragende Qualität in drucktechnischer und foto- 
technischer Hinsicht. KR 
Kurt Badt, Eine Wissenschaftslehre der Kunst- 
geschichte, 200 S., 8c. M. DuMont-Schauberg, 
Köln 1971. 
Man muß dem Verfasser Dank wissen, daß er sich 
die Mühe gegeben hat, in einer kleinen, handlichen 
Übersicht verschiedene Themen: Historik der Kunst- 
geschichte, die Geschichte als Ausgangspunkt, 
Heuristik, Kritik, Interpretation, Systematik, kunst- 
geschichtliche Arbeit nach ihren Formen, Arbeitern 
und nach ihren Zwecken wie endlich die Topik 
wenigstens flüchtig untersucht und in einer leicht 
faßlichen Weise dem Leser unterbreitet zu haben. 
Ein wahrhaft gigantisches Unternehmen - das 
naturgemäß im Bestreben, alles zu erfassen, an dem 
gesteckten, winzigen Rahmen scheitern mußte. 
Badt fußt vor allem auf Hegel, Heidegger und 
Droysen, von dem er in einer Art Besprechung 
reichlich Zitate und Auszüge aus der „Historik" 
bringt. Er kennt auch antike Philosophen und 
bringt weiterhin als Belege Aussprüche von 
Schalastikern. Seit Droysens „Grundriß der 
Historik" 1868 sind aber mehr als hundert Jahre 
verstrichen! Was iener Gelehrte ex cathedra 
verkündete, ist durch inzwischen neu erstandene 
Wissenschaften und Forschungsergebnisse wohl zu 
ergänzen! 
Im Aufbau seines Werkes versucht Badt methodisch 
aufzuzeigen, wie weit die kontemplative Seite der 
Kunstwissenschaft sich bis heute entwickelt hat und 
wo sie steht. Dies gelingt ihm in verdienstvoller 
Weise dadurch, daß er die geistigen Güter und 
Erkenntnisse des 19. Jahrhunderts konserviert und 
erneut zur Debatte stellt. Anfang und Ende der 
Kontemplation stehen und fallen aber mit der 
„Frage nach dem Wesen der Kunst" (S. 17 ff.). Hier 
ist der Autar am Wesentlichen der Begriffsbestim- 
mungen wohl vorbeigegangen. Zur Klärung wird 
man endlich nicht umhin können, die berühmte 
Stelle bei Platon, Politeia p. 597 ff., neu zu 
interpretieren! Und wenn man gerade im 19. und 
vielleicht auch nach im 20. Jahrhundert geglaubt hat, 
die Gedanken des Philosophen der Bequemlichkeit 
halber als „Verkennung vom Wesen und der 
Bedeutung der Kunst" deuten zu dürfen, dann ist es 
hoch an der Zeit, die Ansicht zu revidieren und 
daraus ein Erkennen und Verstehen zu formen! 
Gleichfalls empfiehlt es sich, neben der 
Nikomachischen Ethik auch Aristoteles, De arte 
poetica 1 ff., zu Rate zu ziehen, daraus ergeben 
sich erstaunliche Denkansätze in bezug auf das 
Begreifen der Kunstl 
Was Badt als Antwort auf die Frage vom „Werk 
der Kunst und seiner Wahrheit" (S. 19 ff.) anzubieten 
hat, ist einfach oberflächlich und mußte es bleiben, 
da er offenbar auf die Ergebnisse verwandter 
Disziplinen nicht zurückgreifen konnte oder wollte. 
Die Dinge „Kunst" und „Wahrheil" betreffen das 
Menschentum zutiefst. Man versucht von 
verschiedenen Seiten her, neue Erkenntnisse zu 
gewinnen. Dem Autor, der in der Einleitung 
„genaues" Durcharbeiten seines Werkchens eher 
wünschte als leichtes Durchlesen, hätte gerade 
zu diesen Themen genaueres Durchdenken nicht 
geschadet. Wenn er aber das Primäre an den 
Prinzipien und damit an den Grundlagen, auf 
denen die Kunstwissenschaft im Ganzen aufbaut, 
wenn er akzeptable Definitionen, Determinationen 
oder selbst Aspekte nicht erkannte oder aufzuzeigen 
vermochte, so hat Badt doch Anstoß gegeben, den 
einmal betretenen Weg weiterzugeben. Sein Werk 
ist derzeit nicht zu übersehen. W. Hein 
Erich Egg: „Kunst in Tiral - Malerei und 
Kunsthandwerk". 412 Seiten, 224 Abb., 30 Farb- 
tafeln, Format 22 x 27 cm. Tyrolia-Verla , 
lnnsbruck-Wien-München 1972.S 850.-,DMl25.-. 
Nach dem Band über Tirols Plastik und Architektur 
legt der Autor nunmehr die Darstellung der 
Malerei und des Kunstgewerbes vor. Die 
internationale und zentrale Stellung der Tiroler 
Malerei, ihre Funktion als Brücke zwischen 
Italien und dem Norden, ihr Reichtum an immer 
neuen schöpferischen Impulsen, die vor allem nach 
Wien, aber auch nach Süddeutschland wirken, 
wird vor allem an der Darstellung der Barock- 
malerei evident. Auch das Kunstgewerbe ist dank 
der Erfahrung des Verfassers als Direktor des 
Landesmuseums Ferdinandeum glänzend dargestellt. 
Die Aufgliederung in Essays macht das Buch für 
iedermann leicht faßlich, der Fachmann orientiert 
sich in dem nach Druckseiten organisierten 
Anmerkungsteil zur Literatur. Alle notwendigen 
Indizes vorhanden. 
AMK-Prädikat: volksbildend, mit hinreichendem 
wissenschaftlichem Apparat, regionale Anthologie 
mit europäischem Aspekt. KR 
Wanda Aschenbrenner TfGregor Schweighofer: 
Paul Troger. Leben und Werk. 226 Seiten Text, 
461 Abb., davon 16 farbig. Verlag St. Peter, 
Salzburg 1965. S 576.-, DM 82.30, sfr 96.-. 
Der Hauptmeister des Tiroler Barock ist in dieser 
schon 1965 erschienenen Monographie - vor allem 
in seinen Werkverzeichnissen - hervorragend 
dargestellt. Auch die historischen Quellen sind 
durch die inzwischen verstorbene Verfasserin 
Wanda Aschenbrenner gründlich zusammengefaßt. 
Seit dem Erscheinen des Buches hat es einige 
weitere Neuentdeckungen - meist in unserer 
Zeitschrift publiziert - gegeben. Es wird demnächst 
aus dem Nachlaß Wanda Aschenbrenners an diesem 
Orte ein kompletter Nachtrag vorgelegt werden. 
Er wird in keiner Weise die Gültigkeit und 
Aktualität der vorliegenden Monographie 
beeinträchtigen. 
AMK-Prädikat: Monographie, allen 
wissenschaftlichen Ansprüchen entsprechend, in 
hervorragender foto- und drucktechnischer 
Ausstattung. KR 
Otto R. v. Lutterotti: „Hans Pontiller - Der 
Tiroler Bildhauer 1887-1970." Großbildband. 
128 Seiten, davon 28 Seiten Text, 1 Zeittafel zum 
Leben Pontillers,Werkverzeichnis. Tyrolia-Verlag, 
lnnsbruck-Wien-München 1971. 
Der Künstler verfolgte in seiner Entwicklung alle 
wesentlichen internationalen Strömungen seiner 
langen Schaffenszeit auf der Grundlage alter 
Tiroler Bildhauerkunst mit ihrem Hang zum 
Rückblick und zum Expressiven, die Schärfe 
zeitgenössischer Richtungen dabei stets zum 
traditionellen „Bildschnitzerischen" hinüber- 
brechend. Zweifellos eine Künstlerpersänlichkeit 
von besonderem regionalem Rang, die immer 
wieder um Anschluß an internationales Niveau 
rang. 
AMK-Prädikat: populärer Bildband, monographisch, 
mit Literaturverzeichnis. KR 
Franz Colleselli: „Tiroler Bauernmäbel". 
Großbildband mit 16 Farb-, 141 Schwarzweiß- 
bildern, 7 Textillustrationen, 2 Karten. 20 Seiten 
Text. Bilderläuterungen in Deutsch, Italienisch, 
Englisch und Französisch. 200 Seiten, Tyrolia- 
Verlag, lnnsbruck-Wien-München 1972, 
3. erweiterte Auflage. S 390.-, DM 58.-. 
In einem vorbildlich schön gestalteten Bildband 
wird die vielfältige Kunst des Tiroler Bauernmöbels 
in ihren Sonderformen der kleinen Talregionen in 
ausgewählten Beispielen vorgestellt. lnformierende 
Texte in drei Sprachen. 
AMK-Prädikat: volksbildend, ohne weiteren wissen- 
schaftlichen Apparat. KR 
Walter Buchowiecki, Handbuch der Kirchen Roms 
2. Band, Verlag Brüder Hallinek, Wien, 1970, 
ÖS 770.-, 924 Seiten. 
Wir haben schon 1968 im Heft 98 auf den ersten 
Band hingewiesen und iedem, der sich mit der 
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