MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 129)

werden kann, ist mehr als fraglich."" Siehe da, 
die Frage nach der Qualität eines Kunstwerkes 
ist also nicht davon zu trennen, ob diese Kunst 
gesellschaftlich reaktionär oder progressiv sei; 
wobei unter reaktionär und progressiv selbstver- 
ständlich nur das zu verstehen ist, was Monika 
Steinhauser und Genossen als solches zu be- 
zeichnen gewillt sind. Der von Steinhauser so 
angehimmelte „Stand ästhetischer Theorie heute" 
müßte doch eigentlich auch an anderen Epochen 
der Kunstgeschichte „funktionieren". Wenn etwa 
- als ein Beispiel von vielen - Carlo lnnacenzo 
Carlane für Kurfürst Clemens August die Decke 
des Treppenhauses in Schloß Brühl gemalt hat, 
kann dann die Qualität eines solchen Werkes 
wirklich nur „im Zusammenhang mit der gesell- 
schaftlichen Rolle des Malers und - darüber 
hinaus - mit seiner Bedeutung für die damalige 
Kunstindustrie und Wohnkultur diskutiert wer- 
den?" m Oder: Soll man vielleicht bei ieder Auf- 
führung von Verdis „Aida" im Pragrammheftver- 
merken, wie viele und welche Kapitalisten die 
Aktien der Suezkanalgesellschaft erworben hat- 
ten? Sind für Untersuchungen zu Liszts Es-Dur- 
Konzert auch die „ästhetischen Schablonen und 
Vorlieben" der Weimarer Hafgesellschaft zu be- 
 
rücksichtigen? ist für die Entstehung und die 
Qualität von Makarts „Pest in Florenz" maßge- 
bend, daß im ungefähr gleichen Zeitraum Karl 
Marx „Das Kapital" und Charles Darwin „Die 
Abstammung des Menschen" geschrieben haben? 
Als Beispiel für die „stringenten Ergebnisse" ihrer 
Beschäftigung mit gesellschaftlich reaktionärer 
Kunst sei ein einziger Satz von Monika Stein- 
hauser angeführt; „Die gehäufte und damit in- 
haltlich triviolisierte Verwendung tradierter Pa- 
thosformeln („Pest in Florenz"), der manchmal 
anzügliche Detailnaturalismus, der Verzicht auf 
Differenzierung im Sinne einer die Bildardnung 
determinierenden Becleutungshierarchie, die in- 
nere Maßstabslosigkeit, die etwa mit einem me- 
galomanen Bildformat kompensiert wird, schließ- 
lich die Hypertraphie der Farbe und deren Ein- 
satz im Sinne eines affektstimulierenden, sen- 
sualistischen Reizes hätten (in den Ausführungen 
des Ausstellungskataloges) gerade im Unter- 
schied zur freien Skizze auch psychologisch ge- 
nauer gefaßt werden können." l? Um ja nicht
	        
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