schießen Salut. Das ganze Spektakel löuft nach
der einmaligen Auslösung von selbst ohne wei-
teren Eingriff nach außen ab, bis das Programm
des Automaten beendet ist. ln seiner Thematik
ist es wohl vom Nürnberger Münnleinlaufen be-
einflußt. Für alle diese Tischautomaten ist be-
zeichnend, daß sie möglichst viele Sinne anzu-
sprechen versuchen, daß bald zur Bewegung
noch Musik, Trommelwirbel, Böllerschüsse kom-
men, ia noch mehr: in dem sogenannten „Hotten-
tottentanz" von Rungel, in dem Uhr, Automaten-
werk, eine mechanische Orgel (16 Pfeifen) und
ein mechanisches Spinett verbunden sind, drehen
sich zwei Tanzkreise, einer mit Europäern, der an-
dere mit Exoten vor Spiegeln, so claß eine große
Gesellschaft zu tanzen scheint. Diese Steigerung
der Dimension, die sich noch bei einem weiteren
unserer Automaten findet, wiederholte sich auch
bei einem Werk, das Kaiser Ferdinand lll. 1655
in Augsburg anfertigen und durch missionieren-
de Jesuiten dem Kaiser von China schenken
ließ. Diese Uhr hatte drei Abteilungen: unten ein
Orgelwerk, in der Mitte eine katoptrische Kam-
mer (Spiegelkammer) und oben eine chinesische
Uhr nebst einer beweglichen Sphäre. Dies sich
andauernd verändernde Spiel von Sein und
Schein, die Multiplikation der Bewegung und der
Figuren, die sich in monumentaler Form in den
Spiegelkabinetten und Galerien wenig später
wiederholt, hat auf den damaligen Betrachter,
der außer diesen kleinen Automaten keine an-
deren Maschinen kannte als Mühl- und Wasser-
werke, die jedoch zu groß waren, um durch
ihre selbständige Bewegung magisch wirken zu
können, einen ungeheuren Eindruck gemacht.
Dabei ist die Kleinheit all dieser Apparate ab-
sichtlich. Schon Heron betonte, Automaten müß-
ten so klein sein, daß sich darin kein Mensch ver-
bergen könne, um sie zu bedienen.
Diese magische Bedeutung der Automaten wurde
von der Aufklärung aufgehoben, die Erfindung
produzierender Maschinen, Webstuhl wie Dampf-
maschine, ließen im 19. Jahrhundert das Interesse
an diesen „Spielereien" erlahmen. Das Ende der
Automaten charakterisiert Krünitz, der in Über
zweihundert Bänden die französische Enzyklopä-
die von Diderot und d'Alembert popularisierte:
„(Automaten)... die gleichsam einzig als me-
chanische Kunstwerke dastanden, allein das
lebhafte Interesse daran ist durch die vielen
Ausstellungen von mechanischen Kunstwerken
und Sehenswürdigkeiten und durch die Aufklä-
rung in der Mechanik, in Beziehung auf Physik
1 Figurenuhr, Rertender Turke, süddeutsch, Ende
16. Jahrhundert. Kupfer und Bronze, ver-
oldet, H 47,5 cm. Auf der Oberfläche des
ockels Zifferblätter für Stunden und Minuten
sowie Kontrollblatt für das Schlagwerk. Im
Sockel Uhrwerk und Triebwerk für die Bewegun-
gen der Figuren, die ihre Arme heben und
Kopfe wenden können.
Kunsthistorisches Museum, Wien.
2 Figurenuhr Kamel, Augsburg, um 1600 [Sockel
1750]. Kupfer, vergoldet, hölzerner Sockel, H
26 crn. Unter dem Aufsatz der Glocke, unter den
Satteldecken die Zifferblätter. Das Laufwerk im
Sockel ließ das Tier rollen, und der Neger be-
wegte seinen Arm mit Streitkolben.
Bayerisches Nationalmuseum, München.
3 Figurenuhr, Diana reitet auf einem Kentauren,
Augsburg, um 160D. Silber, teilweise vergoldet,
H 39,5 cm. Uhrwerk im Bauch des Kentauren.
Der Automat rollt, vom Laufwerk im Sockel an-
getrieben, über den Tisch, der Kentaur bewegt
die Augen und schießt. Diana und die Hunde
drehen ihre Köpfe, einer der Hunde öffnet sei-
nen Fang. Das Zifferblatt am Sockel indiziert die
geschlagenen Stunden.
Kunsthistorisches Museum, Wien.
4 Tafelaufsatz, Triumphwagen der Minerva, Augs-
burg, Anfang 17. Jahrhundert. Kupfer und
Bronze, teilweise vergoldet, Ebenholz, H 54 crn.
Im Wagen das Antriebswerk, die Pferde sind
beweglich, die Sartyrisken drehen sich, und
Minervas Augen rollen. Dazu ertont aus der
kleinen Orgel an der Rücklelirte Musik.
Kunsthistorisches Museum, Wien.