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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 129)

 
Soviel auch Glas erzeugt wurde, so wenig wissen 
wir über die Hände derer, die Glas formten. 
„Signaturen" mit den Namen von Künstlern gibt es 
nur in den wenigsten Fällen. Ein Qäsim blühte im 
8. oder 9. Jahrhundert im südlichen Anatolien. 
Omar ben lbrahim lebte im 10. Jahrhundert in 
Kufa, a Äbbäs ben Nusair im Anfang des l'I. Jahr- 
hunderts in Ägypten, Said zur Fatimidenzeit 
ebendort. Ali ben Muhammad gehörte dem 
14. Jahrhundert an, eine Moscheearnpel von ihm ist 
lElZ9l3O datiert. Serkos lbrahim fertigte ein 
Fenster für die Moschee Suleiman des Prächtigen, 
die 1557 vollendet wurdeä. 
Die Anonymität ist in Anbetracht der ungeheuer 
großen Produktion fast total zu nennen. Sie ergab 
sich wohl aus der gesellschaftlichen Struktur. Die 
Künstler waren in einer Art von Zunft (sanf, pl. 
asnäf) zusammengefaßt. An der Spitze stand der 
Rdis oder Scheich, auch Muhaimin genannt. Er 
war der Schützer und Wächter über den einzelnen, 
ihm oblag die Regelung der Abgaben und Tarife mit 
der Regierung. Der nächste im Rang war der 
Ustäd oder Muizllim (Professor), dem die Ausbil- 
dung der Jugendlichen wie der letzte Schliff an den 
Künstlern und Handwerkern anvertraut waren. Die 
Zunft sicherte die Versorgung mit Rohstoffen. Sie 
bürgte auch für die Güte der Erzeugnisse. Ein Ver- 
fahren, das der „Scheich der Künstler" verschlug, 
wurde durchgeführt. 
Die Verrechnung (hisba) erfolgte nach einem 
eigenen System. Der Regierungsbeomte, an den sich 
die Zünfte zu wenden hatten, hieß „Muhtasib". Er 
war der „Rechner", der „Marktoufseher", oder auch 
der „PolizeimeisterW lhm unterstand die Gerecht- 
same. Dem Betrüger und Schwindler wurde die 
Hand abgehackt. Dazu drohte als furchtbarste 
Strafe die Vergeltung Allahs im JenseitsÄ 
Größte Bedeutung kam den Stiftungen (waqt) zu. 
Sie waren die Auftraggeber und Abnehmer im 
Großen. Man erzeugte darum, was gefiel, damit 
war der Unterhalt gesichert. Es ist möglich, daß in 
Stiftungsurkunden noch Namen von Glasmachern 
zu finden sind. Die Literatur dazu wird erst seit 
verhältnismäßig kurzer Zeit durchforscht". Aus dem 
bisher Bekannten aeht mit Sicherheit nur hervor,
	        
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