helm Hein
er arabische Name
Jqarnas für das bei uns
Mtalaktiten" genannte
nament
helm Hein
er arabische Name
JQBFHGS für das bei uns
italaktiten" genannte
nament
arkungen 1-11
archäologische Entwicklung, soweit sie überblickbar
siehe bei K. A. C, Creswell, The Evolution af the
dentive, in: Early Muslim Ardiitecture, Bd. I, Oxford
2, S. 304 ff., sowie The Squinch before A. D. 700, Bd.
Oxford 1940, S. 101 ff.
he die Abbildung bei A. U. Pope, A Survey of Per-
u Art, Bd. IV, Oxford-New York 1939, Taf. 339a.
Lexikon der Baukunst, hg. von Wasmuth, Bd. Il,
lin 1930, S. 282 f.
Survey of Persian Art, Bd. II, S. 1155-1257. Ver-
idie dazu a. a. O. S. 756 l„stalactites").
'ersian Dictionary, London 1947, S. 1293.
1er Gießener Ausgabe 1867, S. H73,
nciscus a Mesaniens Meninski. Lexicon Arabico-Per-
Ein sehr wichtiges Ornament, das als ureigenste
Schöpfung des Islam betrachtet werden kann,
sind die sogenannten muqarnas. Der Natur und
dem Aussehen nach handelt es sich um kleine
Nischchen, die gewöhnlich in Friesen oder Fel-
dern aneinandergereiht stehen und reizvolle
Unterbrechungen sonst glatter Flächen ermög-
lichen. In manchen Spielarten erinnern die Nisch-
chen vielleicht auch an die Gebilde, denen wir in
Tropfsteinhöhlen begegnen. Das hat ihnen im
Jargon die Bezeichnung „Stalaktiten" eingetra-
gen. Sie geht auf eine unwillkürliche Assoziation
zurück und hat mit dem Ursprung des Orna-
ments nichts zu tun.
Die zugrunde liegende Idee ist in ienen Hilfs-
konstruktionen zu suchen, mit denen man die
Härte des Überganges von den rechtwinkeligen
Ecken der Galerie im Mauerwerk zur darüber-
liegenden Rundung der bedachenden Kuppel
mildern wollte. Solche Hilfen erzielte man mit
Ecktrichtern (Trampen), Blenden (blinde Fenster-
chen ohne Lichtdurchlaß), bogigen Eckzwickeln
oder eben unseren verschieden ausgelegten Ni-
Schenl.
Nischen hat es selbstredend auch in alten Zeiten
vor dem Islam gegeben. Darin lag nichts Neues.
Das Neue und Schöpferische, das der Islam erst
hervorbrachte, lag in der ldee, Nischchen als
rein dekorative Elemente in einem flächendek-
kenden Verband zu verwenden. Indem man sie
anderer Funktionen, in der Höhlung etwas auf-
zunehmen oder zu bergen oder auch nur ab-
zurunden, weitgehend entkleidete, wurden sie so
zu Ziermitteln an sich, die nur mehr dem Auge
gefällig zu sein hatten.
Das älteste, bekannte Beispiel mit derartig aus-
geprögtem muqarnas-Dekor erblickt man derzeit
in einem Fries am Grabmal des Lagim in
Mazenderan, datiert 1022 n. Chr. f. Dort hat der
Baumeister Nischchen bereits rein dekorativ in
einer einfachen Zeile um einen runden Grabturm
herumlaufen lassen. Die ursprüngliche Funktion,
Kantiges abzurunden, hat sich verloren, weil der
Turm rund ist. Der Wunsch, eine sonst glatte
Flüche gefällig zu unterteilen, gab dem Fries die
Existenzberechtigung.
Einmal ersonnen und formuliert, griffen auch an-
dere Architekten begeistert nach der Anregung.
Sie verkleinerten, variierten die Anordnungen
und gelangten in der Folge durch anmutige Ver-
bindungen zu einem unerhörten Reichtum an
Ziermitteln. Das Thema wurde fester Bestandteil
der Baukunst.
Kein Wunder, daß auch die Zeichner flacher
Ornamentik sich des Vorwurfs annahmen. Die
Möglichkeiten der Darstellung in der Ebene aus-
nutzend, entwarfen und entwickelten sie daraus
neue Gebilde, zu denen wohl auch die ver-
schiedenartigen, pässigen Figuren, Medaillons
(man vergleiche nur die „spitz-wolkigen" Me-
daillons!) wie auch die islamische Kartusche zäh-
len dürften.
Die überragende Bedeutung des Nischenmativs
hat J. Strzygowski formuliert und in etwa mit
der Bedeutung verglichen, die das Kreuz in den
christlichen Künsten hat". Ein Hinweis ergibt
sich aus dem Koran. Hier drängt sich die be-
rühmte Stelle aus der Sure „Das Licht" auf, wo es
heißt (Kor. 24, 35): „Sein (i. e. Allahs) Licht ist
gleich wie eine Nische, in der eine Leuchte
steht..." Das fromme Schaffen, das seine Anre-
gungen gerne aus den Offenbarungen bezog,
mochte also in der ihm heiligen Schrift selbst
eine Stiitvn. nnfnnrlen unrl rlnrnus neschlnssen
So viel zum Ornament, dessen arabische Be-
zeichnung sich nur aus dem im Ganzen gesehe-
nen Zusammenhang verstehen läßt.
Der Ausdruck muqarnas wird von J. Rosintal
und E. Schroeder in ihrer Abhandlung über
islamische Architektur gebrauchtf. Die Schrei-
bung mit sad (muqarnas) steht bei F. Steingass
in seinem persischen Wörterbuchf. Es bedeutet
„eingelegt, gemalt, verziert". Ansonsten wird
auch sin geschrieben. muqarnas (mit sin) heißt
bei Steingass a. a. O. „ein leichter, runder
Bau mit Bildern, zu denen man auf einer Art
Wendeltreppe gelangt", ferner „eine Art Tur-
ban", und „buntfarben, eingelegt, vergoldet" so-
wie wiederum „bemalt".
In dem immer nod1 verlüßlichen Wörterbuch von
Adolf Wahrmund wird muqarnas (mit sin)
als „terrassenförmiges Gebäude, Dach, Turm"
angegebent. Andere verbinden es mit der
Mauserung des Falken, so Meninski', Lanef,
Dozy" und Möller".
Ich kann mir den Namen, in dem so viele Bedeu-
tungen vereinigt sind, nur als Ausdruck scherz-
haften, spielerischen Vergnügen: klären. Der
Sprachgestalter drückte damit aus, was er am
gegebenen, in geometrischer Darstellung ge-
dachten Objekt in der ihm vertrauten Art, zu
sehen, als abstraktes, aufs Äußerste stilisiertes
Gebilde entdecken konnte. In unserem Falle
handelt es sich einerseits um die Umrißlinien der
für den muqarnas-Komplex typisch abgetrepp-
ten, terrassenförmig aufsteigenden einzelnen Ni-
schenreihen. Andererseits mochte vielleicht auch
die besondere Form eines Elementes, etwa die
Figur ß , dem Auge als stilisierter Falke erschei-
nen.
Mit diesen Deutungen erschöpft sich der Begriff
muqarnas, soweit er auf das Ornament Bezug
hat. Indessen haben sich die „Stalaktiten" im
Kreise der Fachwissenschaft eingebürgert, und
so wird es wahrscheinlich auch in Hinkunft - sit
venia verbo - dabei bleiben. Benennungen sind
ein Problem der Sprachschöpfung. Der Sprach-
gestalter klügelt nicht. Er braucht einen Aus-
druck, will verstanden sein - und das Volk liebt
Scherzhaftes.
Umrißlinien sind charakteristische Linien. Sie ste-
hen gerne als Ersatz für räumlich Gedachtes.
Entsprechend der muslimischen Mentalität, „hin-
ein-zusehen" und „hinein"-zudenken, während
Europa gerne nach dem „Aus-sehen" benennt,
können einfache Figuren wie etwa n. oder
Q in iener Perspektive sowohl einen Gebäude-
teil wie ein Zierelement vorstellen. Ist das Prin-
zip klar, dann wird auch der zweite Name für
unser Ornament, der im Westen, im Magrib,
muqarbas oder muqarfas lautet, klar. Muham-
mad "Abd aI-'Aziz Marzuq leitete das Wort
unbefangen von gölis al-qarfasö, „in der Hocker-
stellung sitzen", ab". Wir müssen die Interpre-
tation wohl akzeptieren. Denn wenn wir das
Linienspiel nebenstehender Figuren von Nisch-
chen betrachten, etwa so ß oder so Ä , dann
ergibt sich als potentiell denkbare Füllung eben
die Gestalt eines Kauernden.
Im Koran steht an der zitierten Stelle (24, 35) für
„Nische" das Wort miskö-t, eine mifCöl-Bildung
(nomen instrumenti). Die zugehörigen Radikale
s-k-w oder s-k-i bedeuten „klagen" oder
„Schmerz empfinden". Möglicherweise liegt auch
hier ein Symbolismus zugrunde, der das Instru-
ment des Klagenden, die Haltung, ausdrücken
sollte.