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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 132)

 
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Ludwig Lobmeyr, Fläschchen (Wien, Uslerr. Museum f. 
an ewandle Kunsl) 
Lu wig Lobmeyr, Flasche mit islamischem Schrifldekor 
(Wien, Oslerr. Museum f. nngewcndle Kunst) 
Ludwig Lobmeyr, Duppelhenkelvase mil islamischem 
und europäischem Dekor (Wien, Uslerr. Museum f. 
angewundle Kunst) 
Ludwig Lobmeyr, Kanne (Wien, 
an ewandle Kunsl) 
Lu wig Lobmeyr, Becher mil islamischem Schriildakor 
(Wien, Uslerr. Museum f. angewundle Kunsl) 
Uslerr. Museum f. 
risssn, sein Wunsch, ein barbarisches Paradies ZU 
ind seine uraigensten Zielvorstellungen, denn der 
atte sich durdi die Trennung VOR der eigenen 
wir primitivistiscfie Strömungen bnsn ehalten. Er 
daher zahlreidie Details, wie das kizzenblatt 
n. rnsii" (Abb. m vermittelt. Es ist ein Aussdinitt 
ani Blatt mit zwei tahitischen Frauen und einem 
mischen QltrpflOCk, ein Beispiel n" die differenzie- 
dn, die Gauguin anstrebt, um die kleinsten all- 
Dinge seiner Umgebung aufzus üren. Aber auch 
Ieftbuth (Abb. 27-29), ds in Jln Gdlttiger und 
t Jdhrerl entstanden sein dürfte, mit sieben Seiten 
ltet, vermittelt deutlich das vieltalti e Interesse 
Nei urig, die Geräteplastik seiner naimn Umge- 
i er assen. Das an Bleistift und Tustile Uusge- 
(izzenhuch wurde 190a YOrI Victor Segalen erwor- 
illig ist die Neigung Gauguins in dieser lnkunabel 
iltigen Emblemen, inn Tiki-lügen verzierten Ge- 
ler Küpfvdserl. Die Skizzen zeigen, wie gelißlt 
erlebt Und nadivcllzieht. E! entschließt sich zur 
Produktion VON Geräten, die er GUS Tüll oder 
Holz herstellt. Die Gerüteplastik nimmt im Werke Gau- 
guins eine interdisziplinäre Beziehung an. Hier sind ihm 
altperuanische Kopfgefäße der Modiicci-Kultur Varhild. 
Komplizierte Gefüßtypen als Grundform mit Bügelhenkeln 
geben dem Objekt plastiscti-skulpturale Wirkungen. Deut- 
lich ist dies bei den beiden Beispielen, dem Tapf in Farm 
eines Kürbisses und dem altperuanischan Gußgefüß, spür- 
bar (Abb. 31, 32). Die florale Form, die Gauguiri benutzt, 
zeigt einen wüchsigen Grundcharakter, der im altperuani- 
schen Obiekt van einer geametrisierten Gliederun aus- 
geht, denn der Bügelhenkel über stereometrisdiern örper 
wird vom Gefäßhals und einer Statue gehalten. Eine 
sehr pbsiisaad und leichzeitig differenzierte Darstellung 
ist hier entstanden, ie pluralistisdi walzenförmige Grund- 
form wird mit dem Standmotiv einer skulpturulen Figur 
verbunden. Wie sehr Gauguin die Gefäßfarm malerisch 
aufzulösen vermachte, sehen wir in der „Vase a la 
baigneuse" (Abb. 30), bei der das bildhafte Dekor das 
Volumen des Gefäßes gleidisam aushöhlte. Dieser Weg 
führt zur freigestellten Skulptur „Idol d la Cßqlllllei 
(Äbb. 33), das Original, das in Eisenhcrlz geschnitten wurde 
und eine Perlmuttermuschel über dem Haupt trägt, zeigt 
ienen buddhahaften TYP, der im „Idol a la perle" szhan 
vorgezeidinet ist, jedoch erhält gerade diese Fassung 
Anregung aus dem iuvanischlpalynesisctien Bereich un 
vermittelt den Kombinationsstil Gauguins eindringlich. Der 
vergrößerte Schädel, die vorgelegten Zahnreihen, die Täto- 
wierungen als Ornament und die knappe Form des bladr- 
haften Aufbaues beweisen das Hinneigen zur Kombina- 
tianstechnik. Aus götzenhatter Stimmung ostasiatischen 
insularer Richtung, Streben nach trontalher dischen und 
kannibalischen Motiven entsteht eine primiti stischa Akti- 
vitüt der Einansiditigkeit, die nach vorn strebt. 
neigt Gauguin nicht zum Ersatzprimitivismus, sondern 
durch seine Kenntnis der Südseekultur wird ihm die Farm 
wichtiger als der Inhalt, denn diese führt zur stimmungs- 
haften Äußerung des neuerlabten Fremdlöndischen. 
Paul Gauguin erahnt in der Geräteplastik der Südsee- 
insulaner und den Hodikulturen Altamerikus sein kultisdies 
Verständnis, Dar europäische Ästhetizisrnus bewirkt eine 
intellektuelle Übernahme funktioneller Erfahrungen im 
Umkreis seiner neuen Lebensbereiche, die er verstehen 
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