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Die Lurorts.
Schlesien besitzt eine große Zahl von Heilquellen, namentlich ist der westliche Theiß
der ehemalige Troppauer Kreis, in ganz besonderem Maße damit bedacht, so daß West
schlesien hinsichtlich seines Reichthums an Heilquellen unstreitig zu den gesegnetsten Theilen
des Reiches gehört. Die schlesischen Curorte zeichnen sich zumeist durch ihre günstige Lage
in der Nähe von Wäldern und Gebirgen aus und bieten eine Fülle von landschaftlichen
Reizen. Diese Umstände, sowie die im allgemeinen günstigen klimatischen Verhältnisse und
die zweckentsprechenden Einrichtungen der Curorte tragen nicht unwesentlich dazu bei, die
Wirkung der zur Anwendung gelangenden Curmittel zu unterstützen und die Erreichung
des Heilzweckes zu fördern.
In Gräfenberg bei Freiwaldan wurde im Jahre 1826 durch Vineenz Prießnitz,
den Vater der Hydropathie, die weltbekannte Wasserheilanstalt gegründet, die sich bald
eines ausgezeichneten Rufes erfreute. In der That ließe sich in ganz i^chlesten nicht
leicht ein geeigneterer Ort hiefür finden als Gräfenberg, welches bei seiner staubfreien
Lage, den großen und umfangreichen Waldungen, der kräftigen, reinen Luft und seinem
überaus reichen Quellengebiete alle Vorbedingungen besitzt, von denen das Gedeihen
einer solchen Anstalt abhängt. In der nächsten Umgebung der Curanstalt befinden sich
über vierzig gefaßte Quellen, die Wasser von großer Reinheit und Klarheit und von
seltener Frische besitzen, ein Wasser, welches seine niedrige, zwischen -r- 4 2 bis 8 8 Grad 0.
variirende Temperatur den stark bewaldeten Anhöhen verdankt. Gräfenberg, eine zur
Bezirksstadt Freiwaldan gehörige Colonie, liegt ans dem vor dieser Stadt nordwestlich
befindlichen Vorberge des Hirschbadkammes in einer Meereshöhe von 632 Meter, ihm zu
Füßen die freundliche, indnstrie- und gewerbefleißige Stadt Freiwaldan. Bei dieser
hohen Lage und dem Reichthume an Nadelholz ist die Luft äußerst kräftig und ozonreich.
An Bedeutung gewann Gräfenberg erst seit jener Zeit, als Prießnitz hier sein neues Heil
verfahren begann und mit seiner Kaltwasserenr unerwartet glänzende Resultate erzielte.
Vineenz Prießnitz, der als der Sohn eines bürgerlichen Wirthschafters am
4. Oetober 1799 in Gräfenberg das Licht der Welt erblickte, ist als der eigentliche
Gründer des systematischen Naturheilverfahrens anzusehen. Schon frühzeitig zeichnete er
sich durch scharfe Beobachtungsgabe ans, die ihm für seinen späteren Entwicklungsgang
sehr zu statten kam. Die heilsame Wirkung des Wassers hatte er bei verschiedenen kleinen
Verletzungen erkannt, wie es auch seinen aufmerksamen Beobachtungen nicht entging, daß
Thiere, sobald sie verwundet waren, immer zum nächsten Wasser eilten und sich darin
badeten. In solcher Weise auf dieses Heilmittel aufmerksam gemacht, wurde er, kaum
17 Jahre alt, von einem schweren Unglück getroffen, das einen Wendepunkt in seinem