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„Karl Martin Luther Fleck", 1973
Bleistift, 90 x s: cm
Ehepaar Schmeller, 1971
Bleistift, es x s: cm
Karl Anton Fledr
Papst zu den Tauben, 1973
Bleistift, 90 x s: Cm
Aufspielen, 1972
Bleistift, s: x a3 (m
Akt, 1973
Bleistift, a3 x a3 cm
Tauben, Hunde, Autos, Wien
vor meinem Fenster, 1972
Bleistift, a3 x a3 crn
Karl Anton Fleck
KAF- auf der Suche nach seiner
Identität
Karl Anton Fleck ist in der Hauptsache Grafiker,
genauer gesagt - Zeichner. Der 1928 in Wien ge-
borene Künstler ist ein Außenseiter, der sich nir-
gends einordnen lößt, der keiner Schule oder
Gruppe angehört; einer, der seinen eigenen Weg
geht. lm Gegensatz zu vielen anderen - oft hoch-
gelobten Künstlern - ist das Spektrum Fleckscher
Thematik schier unbegrenzt. Fleck zählt nicht zu
ienen Künstlern, die ein einzelnes Thema, eine
einzige ldee ihr ganzes Leben lang variieren und
ausschlachten und dabei sich selbst immer wieder
kopieren. KAF (so signiert Fleck seine Arbeiten)
ist in allen Bereichen zu Hause. In ihrer Empfindlich-
keit und Sensibilität erfassen seine Arbeiten die
Problematik unserer Zeit. Flecks Phantasie ist of-
fensichtlich unerschöpflich, da er mit offenen Augen
seine Umwelt skeptisch beobachtet und dadurch
immer wieder neue Anregungen bekommt. Am Mor-
gen, wenn er zur Arbeit geht: die Menschen, die
ins Büro hasten, die überfüllten Straßenbahnen, die
Hektik, die Autos, die Hunde mit ihren Herrchen
und Frauchen und die Tauben, das Überqueren der
Straßen, später dann die Bürokraten; die Umwelt,
die er ironisch kritisiert, verfremdet und abbildet,
um sie uns vor die Nase zu halten, so wie sie
wirklich ist: verzerrt, verrückt, bösartig, erbarmungs-
los, brutal. Das ist die Stadtlandschaft, wobei Fleck
niemals seinen „Beobachterpasten" verläßt.
Auf der anderen Seite: die Land-Landschaft. Sie
hat der Stadtmensch Fleck während eines Auf-
enthaltes im Neumarkter Atelierhaus „entdeckt".
Flecks Landschaften sind organische Wesen, die
leben und atmen, sich bewegen, grimmige Unge-
heuer, die drohen und selbst bedroht werden von
anderen - gefährlicheren. Menschen sind in Flecks
Landschaften bloß Staffage, willkürlich vorhanden,
zufällig ausgesetzt und hilflos sich selbst überlas-
sen.
Als Maler und Zeichner ist Karl Anton Fleck Auto-
didakt. „Es sind schon genug große Künstler ver-
hungert", stellten seine Eltern fest, daher Lehre im
graphischen Gewerbe, „da kannst du auch zeich-
nen", meinten sie. Als nach dem zweiten Weltkrieg
der Jazz nach Wien kam, war KAF bereits Musiker.
Er spielte in mehreren Klubs und studierte gleich-
zeitig am „lnstitut für Jazzmusik" Schlagzeug. 1953
ging er für fünf Jahre nach Schweden, wo er mit
seinen Landschaftsaquarellen großen Erfolg hatte.
Dann begann er zu tachieren, doch nur für kurze
Zeit. Wieder zurück in Wien, findet Fleck allmäh-
lich zu seinem unverkennbaren Stil: Aussparungen
und Reduktion auf das Wesentliche einerseits, Ver-
zerrungen und Anhäufung von Details und Sym-
bolen andererseits. Das Ganze wird zusammenge-
halten von einem klaren, markanten Umrißstrich,
der die Konturen exakt festlegt. Diesem statischen
Element gegenübergestellt werden nervöse, dyna-
mische Strichbündel. Diese setzen die Akzente und
Schwerpunkte, wodurch den Zeichnungen die ihnen
eigene Spannung verliehen wird. Oftmals wird die-
ser Effekt noch verstärkt durch Verwendung von
Wachskreiden. Der unfixierte Bleistiftstrich wird fast
immer mit einem Tuch verwischt, um eine „wei-
chere" Fläche zu erhalten. Mit Hilfe eines Radier-
gummis wird sodann noch eine Art „Höhung"
erzielt.
Von ungeheurer Wichtigkeit für den Zeichner Fleck
sind gleichermaßen der menschliche Körper und
das Gesicht. Und sowohl als Aktzeichner wie auch
als Porträtist befindet sich Fleck in direkter Nach-
folge bester österreichischer Zeichentradition. Ohne
einem fotografischen Akademismus verpflichtet zu
sein, ist eine Ähnlichkeit mit den Modellen seiner
Porträts und Akte iederzeit feststellbar. Darüber
hinaus sind manche chorakterlichen Eigenschaften
der Porträtierten aus den Porträts herauszulesen.
„Wenn Flecks Selbstporträts aus der letzten Zeit
sich historischer Masken und Vorlagen bedienen,
ist dies ein lnfragestellen der Persönlichkeit, das
Hineinschlüpfen in eine andere Haut: Ein klinisches
Bild unser aller Neurosen." Manfred Chobot
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