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BILITY. PERFBGTION,
der zu Lebzeiten bereits erreichten Vollkom-
menheit auch ihre zölibatöre Haltung begründet;
es wäre nicht falsch, von dieser Gemeinschaft als
von einem Doppelarden zu reden. Auch diese
Leibteindlichkeit paßt in das Bild der puritani-
schen Moral. Hier sei lediglich darauf hingewie-
sen, welche Kräfte der Protestantismus in den
Menschen durch weitgehende Tabuisierung des
Sexualtriebes gelenkt hat; Arbeitsgebot, Rein-
lichkeitsgebot, Besitztrieb, Ordnungsgebot. Alle
diese Vorschriften finden sich in verstärkter Form
in den Regeln und Gebräuchen der Shaker. Man
muß auch zur Kenntnis nehmen, mit welchem
Verzicht die sozialen und zivilisatorischen Lei-
stungen der Shokergemeinschaft erkauft wur-
den.
Die Shaker in ihrer kulturellen Eigenwelt
Der besondere Beitrag der Shaker zum kulturel-
len und zivilisatorischen Experiment des Gemein-
schaftslebens scheint weniger der entschiedene
Kommunismus auf biblischer Grundlage gewesen
zu sein als vielmehr die soziale Konvergenz, also
das positive Eingehen auf den Mitmenschen, und
die große Aufrichtigkeit, die als richtig erkann-
ten Prinzipien bis in die feinsten Einzelheiten des
Alltagslebens hineinwirken zu lassen. Mag es
noch zweifelhaft bleiben, ab das Zusammen-
leben der Shaker - immer waren mindestens
zwei beisammen, die einander gegenseitig zu
überwachen hatten - so frei von unterbewußten
Spannungen war, so ist doch unbestreitbar, daß
nach allen Berichten zeitgenössischer Beobachter
Klarheit, Nützlichkeit, Sparsamkeit, Einfachheit
und Zweckmäßigkeit den Alltag der Shaker be-
stimmten und die Heiterkeit und Ruhe in den
Shakersiedlungen die Gäste überraschten (Abb. 2
und 3).
Das aktualisierte Himmlische Jerusalem
In diesem Stadium der Überlegung drängt es
sich freilich auf, endlich die Geräte und Ge-
brauchsgegenstände zu betrachten, die die Gei-
steshaltung der Shaker sinnfällig wiedergeben.
lhrer Lebensform gemäß benötigten die Shaker
in ihren Siedlungen große Wohnhäuser, denn
je 70 bis 80 Mitglieder, manchmal auch mehr,
lebten nach Geschlechtern getrennt in sogenann-
ten Familien zusammen. Betrachtet man die vor-
züglichen Architekturfotas der Ausstellung, dann
wird klar, daß nicht das koloniale Herrschatts-
haus der Ausgangspunkt der Bauweise war, son-
dern das Blockhaus (mit Kaminen an beiden Gie-
beln wie das englische Bauernhaus) und die für
Amerikas Farmlandschaften später so charakte-
ristisch gewordene Scheune mit abgewalmtem
Dach. Symmetrische Grundrisse, einfache Farb-
gebung innen und außen, ein Minimum an Mö-
beln, mönchisch schmale Betten künden von der
selbstauferlegten Einfachheit. Die Farbe Weiß
ist allein den Versammlungshäusern vorbehalten.
Statt Schmuck und Zierat: Betonung der Propor-
tionen, an einer Treppe etwa Hervorheben der
geometrischen Funktion (Abb. 4); wohlabge-
stimmt die Farbwirkung in den Versammlungs-
räumen: weiß die Wände, blau das Gebälk und
rötlichgelb die Böden ".
Berühmt geworden ist der runde Stall von Han-
cock, 1826 (Abb. 6), mit seinen drei Arbeitsebe-
nen Heuboden, Kuhhaltung und Mistabfuhr,
selbst die Entlüftung durch eine zentrale Laterne
ist nicht vergessen.
Der Hausrat der Shaker mochte sich anfangs
nicht von dem anderer Landbewohner unter-
schieden haben; heute noch zeigt so manches
amerikanische Museum Wohnkultur der Pioniere,
Möbel von ähnlich einfacher Art. Bald aber ge-
hen die Shaker eigene Wege: Stühle werden so
niedrig und leicht konstruiert, daß man sie
außerhalb der Mahlzeiten unter die großen
Tische stellen, beim Hausputz an die Wand hän-
gen kann, und zwar an die berühmte „Shaker-
leiste" (Abb. 7). Ferner haben die Shaker nicht
den charakteristischen Sinneswandel von der
Manufaktur zur industriellen Massenproduktion
mitgemacht, bei ihnen wirkte sich der Fortschritt
der Technik nicht in Massenproduktion, sondern
in der Verfeinerung und Vervollkommnung für
richtig erachtete Grundkonzepte aus. Selbst die
Schlichtheit des besten handwerklichen Bieder-
meiers wird hier übertroffen, in allem, was Klar-
heit und funktionelle Durchsichtigkeit betrifft.
Nicht traditionelle Formen, sondern physikalische
Notwendigkeiten, das Spiel von Zug- und Druck-
kräften, scheinen die Gestaltung zu bestimmen.
Dabei waren die Shaker, etwa im Gegensatz zu
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