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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 134)

die wienerische Nate des Jugendstils erkennen. Das 
was sich bis heute noch erhalten hat, ist iedoch 
nicht allein ein Spiegelbild der allgemeinen stilisti- 
schen Tendenzen der Wiener Secession, sondern 
verrät auch noch die ganz persönliche Handschrift 
der entwerfenden Künstler. Zusammen mit einer 
ungemein gediegenen handwerklichen Ausführung 
beeindrudren diese Arbeiten trotz weniger wert- 
voller Materialien durdt ihre phantasievolle und 
ornamental-schmückende Gestaltung. 
In den ersten Jahren von 1903 bis 1905, in denen 
allein Josef Hoffmann und Kalo Moser für alle 
Entwürfe zuständig waren, herrschten vorwiegend 
die geometrisch-flöchenhaften Gestaltungselemente 
vor. Die quadratischen oder rechteckigen Schmuck- 
stücke sind durch Stege streng unterteilt und 
ergeben mit den Rund- oder Ovalformen der Halb- 
edelsteine eine geometrische Flöchenkomposition, 
die zu den ornamentalen, ineinander verflochtenen 
Linienrnotiven der Pariser oder Brüsseler Künstler 
in bewußtem Gegensatz stehen. Unbedenklich 
werden neben edlen besonders gerne unedle 
Materialien verwendet, ia bevorzugt, um für die 
Auffassung zu zeugen, daß es in erster Linie die 
ästhetische Gestaltung ist und weniger das Material, 
das den Wert eines Schmuckstückes ausmacht. 
Mit dem Hinzutritt Carl Otta Czeschkas im Jahre 
1905, Otto Prutschers und Josef Eduard Wimmers 
noch vor 1910 in den Kreis der Entwerfer löst sich 
die geometrische Strenge der Komposition auf und 
werden vorwiegend Blatt- und Rankenmotive für al- 
le Arten von Schmuck verwendet. 
Eine letzte Umbildung erfolgte dann unter Dagabert 
Peche, der ab 1913 für die Wiener Werkstätte 
arbeitete. Er bedient sich spitz- und lanzettförmiger 
Blattmotive, deren graphischer Charakter allen 
Entwürfen, da er neben Silber audt Gold und Elfen- 
bein, Korallen und Perlmutter verwendet, eine 
phantastische und exklusive Note verleiht. Seine 
Schöpfungen sind zwar immer Schmuck, aber doch 
weit von dem entfernt, was am Beginn der Wiener 
Werkstätte nach Josef Hoffmanns und Kalo Mosers 
Entwürfen ausgeführt wurde. 
Die Besteller und Trägerinnen des Schmuckes aus 
der Wiener Werkstätte gehörten alle der Schid1t 
des Wiener Großbürgertums an. Aufgeschlossen für 
alles Zeitgemäße, bedeuteten ihnen diese Schmuck- 
stücke weniger eine Kapitalsonlage als vielmehr 
eine besondere, phantasievolle Hervorhebung ihrer 
individuellen Existenz. Diese Besitzer dokomentier- 
ten damit nicht nur ihre Aufgeschlossenheit für die 
Moderne, sondern auch für eine handwerklich- 
künstlerische Gestaltung, die sich nur auf dem 
Boden einer alten kunsthandwerklichen Tradition 
und einer urbanen Kultur entfalten konnte. 
1 Aufnühschmuck, 1905. Silber mit Perlmutter, Fadtsdtule 
Gablanz. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 436 
2 Gürtelschnalle, 1905. Silber mit Halbedelsteinen, Fach- 
schule Gablonz. 
CMK - lnv.-Nr, Wl 438 
3 Gürtelschnalle, 1905. Silber mit Halbedelsteinen, Fach- 
schule Gabtonz. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 440 
4 Ring, 1912. Silber, vergoldet, mit Perlmutter, Entwurf Jo- 
sef Hoffmann, Ausführung Wiener Werkstätte. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 1116 
5 Manschettenknöpfe, 1905. Silber, Fachschule Gablonz. 
UMK - lnv.-Nr. Bi 1213 
6 Ring, 1914. Gold mit sdtwarzem Opal, Entwurf Dagabert 
Perhe, Ausführung Wiener Werkstätte. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 1237 
7 Brosche, 1905. Silber, vergoldet, mit Holbedelsteinen, 
Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung WienerWerkstätte. 
Privatbesitz 
8 Brosche, 1905. Gold mit Opalen, Entwurf C. O. Czesch- 
ka, Ausführung Wiener Werkstätte. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 1290 
9 Brosche, 1905. Silber, vergoldet, mit Halbedelsteinen, 
Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung WienerWerksttitte. 
Privotbesitz b 
10 Gürtelschnalle, 1910. Silber mit Edelsteinen, Entwurf 
Eduard Josef Wimmer, Ausführung Wiener Werkstätte. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 974 
11 Vier Braschen,1917l18. Silber, vergoldet, mit Edelsteinen, 
Perlen, Entwurf Dagabert Peche, Ausführung Wiener 
Werkstätte. _ 
UMK - lnv.-Nr. Bi 1460 (links oben), Bi 1461 (links 
unten), Bi 1459 (redtts oben), Bi 1462 (redtts unten) 
12 Anhän er, 1913. Silber, ver oldet, auf Karneol, Entwurf 
Hans golek, Ausführung Os ar Dietrich, Wien. 
UMK - lnv.-Nr. Wl 1234 
13 Anhänger, 1912. Platin, Saphire, Diamanten und Perlen, 
Entwkurf Stephania Hurnfalvy, Ausführung Wilhelm Harr- 
stric . 
UMK - lnv.-Nr. WI1167 _ 
14 Anhänger, 1905, Silber mit bunten Halbedalstelnen, Ent- 
wurf Jasef Hoffmann, Ausführung Wiener Werkstätte. 
UMK - lnv.-Nr. Bi 1471 
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