die wienerische Nate des Jugendstils erkennen. Das
was sich bis heute noch erhalten hat, ist iedoch
nicht allein ein Spiegelbild der allgemeinen stilisti-
schen Tendenzen der Wiener Secession, sondern
verrät auch noch die ganz persönliche Handschrift
der entwerfenden Künstler. Zusammen mit einer
ungemein gediegenen handwerklichen Ausführung
beeindrudren diese Arbeiten trotz weniger wert-
voller Materialien durdt ihre phantasievolle und
ornamental-schmückende Gestaltung.
In den ersten Jahren von 1903 bis 1905, in denen
allein Josef Hoffmann und Kalo Moser für alle
Entwürfe zuständig waren, herrschten vorwiegend
die geometrisch-flöchenhaften Gestaltungselemente
vor. Die quadratischen oder rechteckigen Schmuck-
stücke sind durch Stege streng unterteilt und
ergeben mit den Rund- oder Ovalformen der Halb-
edelsteine eine geometrische Flöchenkomposition,
die zu den ornamentalen, ineinander verflochtenen
Linienrnotiven der Pariser oder Brüsseler Künstler
in bewußtem Gegensatz stehen. Unbedenklich
werden neben edlen besonders gerne unedle
Materialien verwendet, ia bevorzugt, um für die
Auffassung zu zeugen, daß es in erster Linie die
ästhetische Gestaltung ist und weniger das Material,
das den Wert eines Schmuckstückes ausmacht.
Mit dem Hinzutritt Carl Otta Czeschkas im Jahre
1905, Otto Prutschers und Josef Eduard Wimmers
noch vor 1910 in den Kreis der Entwerfer löst sich
die geometrische Strenge der Komposition auf und
werden vorwiegend Blatt- und Rankenmotive für al-
le Arten von Schmuck verwendet.
Eine letzte Umbildung erfolgte dann unter Dagabert
Peche, der ab 1913 für die Wiener Werkstätte
arbeitete. Er bedient sich spitz- und lanzettförmiger
Blattmotive, deren graphischer Charakter allen
Entwürfen, da er neben Silber audt Gold und Elfen-
bein, Korallen und Perlmutter verwendet, eine
phantastische und exklusive Note verleiht. Seine
Schöpfungen sind zwar immer Schmuck, aber doch
weit von dem entfernt, was am Beginn der Wiener
Werkstätte nach Josef Hoffmanns und Kalo Mosers
Entwürfen ausgeführt wurde.
Die Besteller und Trägerinnen des Schmuckes aus
der Wiener Werkstätte gehörten alle der Schid1t
des Wiener Großbürgertums an. Aufgeschlossen für
alles Zeitgemäße, bedeuteten ihnen diese Schmuck-
stücke weniger eine Kapitalsonlage als vielmehr
eine besondere, phantasievolle Hervorhebung ihrer
individuellen Existenz. Diese Besitzer dokomentier-
ten damit nicht nur ihre Aufgeschlossenheit für die
Moderne, sondern auch für eine handwerklich-
künstlerische Gestaltung, die sich nur auf dem
Boden einer alten kunsthandwerklichen Tradition
und einer urbanen Kultur entfalten konnte.
1 Aufnühschmuck, 1905. Silber mit Perlmutter, Fadtsdtule
Gablanz.
UMK - lnv.-Nr. Wl 436
2 Gürtelschnalle, 1905. Silber mit Halbedelsteinen, Fach-
schule Gablonz.
CMK - lnv.-Nr, Wl 438
3 Gürtelschnalle, 1905. Silber mit Halbedelsteinen, Fach-
schule Gabtonz.
UMK - lnv.-Nr. Wl 440
4 Ring, 1912. Silber, vergoldet, mit Perlmutter, Entwurf Jo-
sef Hoffmann, Ausführung Wiener Werkstätte.
UMK - lnv.-Nr. Wl 1116
5 Manschettenknöpfe, 1905. Silber, Fachschule Gablonz.
UMK - lnv.-Nr. Bi 1213
6 Ring, 1914. Gold mit sdtwarzem Opal, Entwurf Dagabert
Perhe, Ausführung Wiener Werkstätte.
UMK - lnv.-Nr. Wl 1237
7 Brosche, 1905. Silber, vergoldet, mit Holbedelsteinen,
Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung WienerWerkstätte.
Privatbesitz
8 Brosche, 1905. Gold mit Opalen, Entwurf C. O. Czesch-
ka, Ausführung Wiener Werkstätte.
UMK - lnv.-Nr. Wl 1290
9 Brosche, 1905. Silber, vergoldet, mit Halbedelsteinen,
Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung WienerWerksttitte.
Privotbesitz b
10 Gürtelschnalle, 1910. Silber mit Edelsteinen, Entwurf
Eduard Josef Wimmer, Ausführung Wiener Werkstätte.
UMK - lnv.-Nr. Wl 974
11 Vier Braschen,1917l18. Silber, vergoldet, mit Edelsteinen,
Perlen, Entwurf Dagabert Peche, Ausführung Wiener
Werkstätte. _
UMK - lnv.-Nr. Bi 1460 (links oben), Bi 1461 (links
unten), Bi 1459 (redtts oben), Bi 1462 (redtts unten)
12 Anhän er, 1913. Silber, ver oldet, auf Karneol, Entwurf
Hans golek, Ausführung Os ar Dietrich, Wien.
UMK - lnv.-Nr. Wl 1234
13 Anhänger, 1912. Platin, Saphire, Diamanten und Perlen,
Entwkurf Stephania Hurnfalvy, Ausführung Wilhelm Harr-
stric .
UMK - lnv.-Nr. WI1167 _
14 Anhänger, 1905, Silber mit bunten Halbedalstelnen, Ent-
wurf Jasef Hoffmann, Ausführung Wiener Werkstätte.
UMK - lnv.-Nr. Bi 1471
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