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Der Ziertitel des Spieles zeigt an einer barocken
Pyramide vier Medaillons mit Romulus, Solon,
Lysios und Homer als den Repräsentanten der
Kriegshelden, Weltweisen, Redner und Dichter
der Antike, die in dem Spiel vorgestellt werden.
Auf dem Dame-Blatt ieder Farbe ist das Porträt
einer berühmten weiblichen Persönlichkeit des
Altertums dargestellt: Sappho erscheint unter
den Dichtern, Areto unter den Philosophen, Ze-
nobia unter den Kriegern und Aspasia, die Freun-
din des Perikles, unter den Rednern.
Die in Medaillons dargestellten Bildnisse der
„fürtrefflichen Männer" sind wohl Kopien nach
einem ikonographischen Werke. Unter iedes der
Medaillons ist als erklärender Text die Biogra-
phie des Dargestellten gestochen, die Zeit, in der
er lebte, ist in Jahren der Welt angegeben. Als
Beispiel der Biographien sei die der Sappho an-
geführt: „Von Mitilene war eine Dame, welche
gute Verse machte, sie war eine große Liebhabe-
rin der Galanterie und liebte ein wenig gar zu
sehr die Schönheiten ihres Geschlechts. Es ist nur
noch etwas wenigs von ihrer Poesie übrig, die
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zertrümmerten Stuck aber sind vortrefflich, und
sind weiters nichts nutz, als das sie machen, das
wir das ienige, was darvon verlohren nur desto-
mehr betauren. Alle Alten, haben sie sehr hoch
und werth gehalten, und sie wegen Ihrer Vor-
tretflichkeit die zehnte Muse genannt. Sie lebte
im Jahr 3341."
Lehrende Absicht liegt zweifelsohne auch einem
in Österreich von Johann Georg Steindorffer im
Jahre 1688 gemalten Trappolierspiel zugrunde.
Wieder ist es die antike Mythologie, aus der man
schöpft und die durch das Spiel einem größeren
Kreis leicht faßbar gemacht werden soll. Perseus
erscheint als Herz-Reiter (Abb. 18) im Kampf mit
dem Drachen, während dem Schellen-Reiter Bac-
chus behaglich auf einem Esel sitzt, einen vollen
Pokal in der Hand, umgeben von seinem Ge-
folge (Abb. 19). Van besonderem ornamentalen
Reiz sind ober auch die Zohlenkarten (Abb. 20
bis 22), auf denen außer den deutschen Farb-
bezeichnungen Herz, Schellen, Laub und Eichel
die italienischen Zeichen Coppe, Spade,
Denari und Bostoni angebracht sind. Die Zahl
4
I, 1 LWBI man aus ueu sugenuiimeu „man
Taracchi",
Schule von Ferrara, um 1460-1465.
Kupterstich, teilweise zart koloriert. 18:10-
äW-t MERCHADANTE, D 20 APOLLO, U
3, 4 Zwei Kartenblätter mit deutschen Farbe
gelöst aus einem Buchdeckel vom Jahre 15
Monogramm M.S.H. auf Herz 6. Datiert 11
Herz-As, Deutschland, Sachsen. Holzschn
ste alter Bemalung.
7,5:6 cm. LAUB-OBER, LAUB 8. U.M.K.l. 31
ist in römischer Ziffer in der oberen Hält
Blattes geschrieben, aus der Anordnung de
zeichen ergibt sich iedoch in den meisten
die Zahl noch einmal in arabischen Z
Währenddem bei diesem kostbaren und si
privatem Auftrag hergestellten Spiel die
hafte Tendenz im Vordergrund steht, so
das eigentliche Tarockspiel der Wunsch, ül:
Spiel hinaus zu belehren. In seinen Tri
wird ein spätmittelalterliches Welttheater
rollt, dessen Abfolge und thematische i
mensetzung bis heute nicht einwandfrei t
werden konnte. Ein Tarockspiel aus der
thek des Österreichischen Museums (Abb.
das dem Formenkanon des Marseiller 1
entspricht, das Marseiller Tarock dürfte
seits ein später Ausläufer der venezioi
Tarockspiele sein', zeigt die Abfolge
merkwürdigen Trumpfkarten. Johann G
Breitkopf gibt 1784 die Meinung Courts v4
belin wieder, daß diese Karten nichts a
wären „als eine in alter Egyptischer Biidt
che entworfene Allegorie, die mit ihrer l
16
5, 6, 7 Drei BluH eines Kurlenspieles milde
Farben. Signiert: VS auf Rol I, Scheller
Grün I, Virgil Solis.
Nürnberg, um 1544. Kupferslich.
9,316 cm. PAPAGEIEN 8, LÖWEN 5, AF
O.M.l(.l 2408, 3662, 394?
8 Ein Bluff Heruldische Lehrkurle.
Aus dem „Jeu de Blasen" des Claude
Fine, genannt Brianville.
Lyon, 1660. Kupferslich, kolorierl.
cm. Treff 9: LE DUC DU MILAN. E
9, 10, 11 Drei Bloß aus dem Kartenspiel
treffliche Welt-berühmte Maenner (von
Helden, Weli-Weysen, Wal-Rednern un
len) in einem Curten-Spiel vorgestellt.
purg bey Joh. Slridback Jungeren." S
Johun Siridbeck exc. Augsburg, 1655.
Kupferstich, handkoloriert und zum T
Feder und Tusche überarbeitet
9,9:5,6 cm. CAESAR, ZENOBIA, PRUSIAS
Ü.M.K.l. 13395
Anmerkungen 9 10
9 Hoffmann Detlev, Spielkarten, lnvantarkalulog
Museum FrunkfurilMain 1972. s. 42
10 Breiikopf, u. a. 0., s. 20 f.