schnitt versehenes Paket von Karten als ein
„fröhliches Vademecum" bezeichnet. Das Spiel
wurde 1780 von Andreas Benedictus Goebel in
München herausgebracht. In den Trumpfkarten
wird ein Hochzeitszug dargestellt, insgesamt elf
Wagen, auf welchen die Gäste unter Blumen
und Reisiggirlanden lustig schmausen und musi-
zieren. Es sind Adelige, die sich schierzhalber als
Bauern kostümiert haben, wie man aus den unter
die Bilder gesetzten Versen erfahren kann. Das
I9. Jahrhundert ersetzte vollends die traditionel-
len Bilder des altehrwürdigen Venezianischen
oder Marseiller Tarocks durch Illustrationen sei-
ner eigenen Vorstellungswelt. Vor allem lokale
Aktualitäten und politische Ereignisse kamen
zur Darstellung. Im Rahmen der übrigen Karten-
spiele wurden, dem Geschmack und Interesse der
Gesellschaft entsprechend, Bildkarten mit Figu-
rinen aus verschiedenen Theaterstücken, Zahlen-
karten mit hübschen Blumenbildern, Stadtansich-
ten oder zeichnerischen Geschicklichkeitsübungen
hergestellt. Johann Hieronymus Loeschenkohl
brachte in Wien 1806 ein Paket Karten mit fran-
zösischen Farben heraus (Abb. 23 und 25), mit
Figurinen auf den Bildkarten, die das zeitgenös-
sische Wiener Theaterleben widerspiegeln. Die
Zahlenkarten bringen eine Fülle verschiedenster,
sehr hübscher Blumen zur Darstellung. Sie dien-
ten nicht nur dem Kartenspiel, sondern fanden
darüber hinaus auch als Visitenkarten oder Lie-
besbrieflein Verwendung.
Aus einem zeichnerischen Geschicklichkeitsspiel,
das vor allem in England zu Ende des I8. Jahr-
hunderts gerne geübt wurde, dürften die Trans-
formations- oder Verwandlungskorten entstan-
den sein. 1805 erschien in Deutschland der erste
Karten-Almanach, ein kurioses Ding, das aus
52 Spielkarten, alsa Illustrationen, und einem
Texthett bestand.
Die Verwandlungsart der Karten ist dabei der-
art, daß die Zahl- und Farbzeichen Bestandteil
der Illustrationen sind. Von da an wurden wüh-
rend des I9. Jahrhunderts Verwandlungskorten
überall gezeichnet und gedruckt. Die Karten mit
den Figurinen aus Schillers Wallenstein, gezeich-
net von dem späteren Schlachtenmaler und Gene-
ral Christian Wilhelm Faber du Faur (Abb. 24
und 26), waren für den dritten Jahrgang der
Karten-Almanache bestimmt.
Wahrenddem die Trumpfkarten Figurinen in ie-
weils passender Pantomime zeigen, treten bei
den Zahlenkarten scharfe Charakterisierung und
groteske Überzeichnung der einzelnen Szenen in
den Vordergrund. Ursprünglich war dem Spiel
eine Art von Widmung an eine „Holde Julie"
beigegeben gewesen, in der die Zeichnung der
Szenen auf den Zahlenkarten als außerordent-
lich geistreich in den überschwenglichsten Phra-
sen gepriesen wurden. Zu den Figuren auf den
Trumpfkarten heißt es hier: „Die Wahl der Zu-
sammenstellung der einzelnen Figuren aus Schil-
lers Stück unter gleicher Farbe bedürfen so wenig,
als ihr passendes Kostüm und die sinnvolle
Pantomine eines Commentars, und wem Schil-
lers Wallenstein etwa fremd wäre, dem sollen
es auch diese Gestalten bleiben."
Den Ansprüchen der guten Gesellschaft Wiens
kommt ein Tarock-Kartenspiel mit Ansichten von
Wien und Baden entgegen, das aus dem Privat-
besitz der Katharina Schrott stammen soll (Abb.
30, 31). Die an Atmosphäre reichen, geschmack-
voll kolorierten Stahlstiche wurden 1820 von
dem Kartenmaler Matthias Koller gezeichnet und
1837 von dem Kartenmacher Uffenheimer her-
ausgebracht. In der Österreichischen National-
Enzyklopödie von 1838 heißt es, daß „unter allen
Fabriken der österr. Monarchie, welche Spielkar-
ten erzeugen, die M. Uffenheimefsche in der
Leopaldstadt zu Wien die vorzüglichste seyn
dürfte"".