Anton Watzl
l Budapester Stadtansicht
2 Aus dem Zyklus „Flora"
3 Porträt der Schauspielerin
Hildegard Knef
4 Aus dem Zyklus
„Zwerggratesken"
5 Am Stachus in München
(Ausschnitt)
6 VUEST Linz
7 Anton Watzl
1930 in Linz geboren, besuchte Anton Watzl die
Kunstschule seiner Geburtsstadt und stellte 1954
das erstemal aus. Er ist keiner, der voreilig eine
Arbeit aus der Hand gibt. Er prüft, läßt seine
Zeichnungen oft wochenlang liegen, gewinnt
Distanz, um ein klares Urteil zu gewinnen. Watzl
weiß auch nur zu gut, daß einem gerade in der
Kunst nichts geschenkt wird, daß alles lange und
fleißig erarbeitet werden muß, bis iene Sicherheit
vorhanden ist, die Wollen und Ausführung zum
Decken bringen.
Und fleißig ist er, so fleißig wie nur wenige. In
vielen Anläufen macht er sich dieses und ienes
Thema zu eigen.
Freilich, kein Ding auf dieser Welt hat nur eine
Seite. Alles ist in ständigem Fluß, Zeit und Ort.
Die Wirklichkeit ist da und dort, gestern und
morgen. Das Leben freilich ist ein Augenblick, ist
im Jetzt, und dieses versucht der Stift festzuhalten.
So ist es nur selbstverständlich, daß wir in Watzls
Schaffen, es handelt sich fast ausschließlich um ein
graphisches, immer wieder Zyklen finden. Eine
Abfolge von ietzt, eine Abfolge von Blickpunkten.
Da gibt es einen Zyklus der Porträts, einen
Zyklus der Städte, der Zwerggrotesken, der
Theaterszenen oder ganz einfach einen, den Watzl
Flora nennt, der Blumen, Blütenzweige, Blätter
vereinigt, die große kleine Welt vor dem Fenster
des Künstlerateliers. Nicht wie ein Botaniker, wie
ein Topograph, wie ein Theaterberichterstatter
zeichnet Watzl. Er zeichnet alles, wie Watzl
zeichnet. Das heißt nicht, doß er sich eine Masche
zurecht gemacht, daß er sich einen Gag ausgedacht
hat. Das heißt, daß ihn alles anspricht, zeichen-
würdig ist, daß ihm alles wert erscheint, festgehalten
zu werden. Das heißt aber auch, daß Watzl es auf
seine ihm eigene Weise festhält, entweder mit
wenigen fließenden Linien oder mit vielen, immer
neu ansetzenden Strichen, immer aber ist das
Festgehaltene erkennbar und auf seine wesentlichen
Züge konzentriert.
ln einem sehr umfangreichen Zyklus, ienem der
Städte, kommt das sehr deutlich zum Ausdruck.
Hier werden oft in dichter Folge, manchmal einem
Netz vergleichbar, feine Striche auf das Papier
geworfen, da lockern sie sich, dort verdichten sie
sich. ln Tiefen fällt dann gleich eine ganze Anzahl
dieser rasch hingesetzten Striche zu Bündeln. ln
anderen Stadtansichten wird mit einer Linie ein
Straßenzug beschrieben oder eine Geländeformation
angezeigt, Verstärkungen geben dem Kontur
Markantes.
Das Gesagte gilt auch vom Porträt. Auch hier geht
Watzls Stift den wesentlichen Zügen nach. Auch
hier versucht der Künstler immer wieder von neuem,
sich von einem anderen Standpunkt seinem
Gegenüber zu nähern. Auch die Technik der Arbeit
spielt in der Ausführung eine Rolle, mit dem
Bleistift, der Feder, der Kahle, immer wird die
Strichlage eine andere, dem verwendeten Material
entsprechende sein.
Dieses zyklische Schaffen und diese Themen bieten
sich einer Veröffentlichung in Mappen- und
Buchform natürlich ganz besonders an. Es ist daher
nur zu verständlich, daß sich einige Verlage im
ln- und Ausland fanden, die Siebdrucke,
Lithographien, Radierungen und Offsetdrucke von
Watzl edierten. 1966 begann es mit der Mappe
„Carnuntum" in der Neugebauer Press, Bad
Goisern. Das Werk „Europäische Städte", im
gleichen Verlag erschienen, wurde bei der
Auszeichnung „Schönste Bücher Österreichs"
prämiert. Nicht wie ein Botaniker, wie ein
Topograph, wie ein Theaterberichterstatter zeichnet
Watzl, er erzählt mit seinen Graphiken auch keine
Geschichten oder Geschichtchen, er illustriert nicht,
er hält fest. So ist es! Alois Vogel
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