einer der bedeutendsten Freskanten seiner Zeit
gefeiert, war der Name Maulbertschs für lange
Zeit in Vergessenheit geraten, sein Werk, als
Werk des „österreichischen Tiepolo", nur in eng
umgrenztem Kreis geschätzt. Erklörlich ist diese
Tatsache zum Teil durch den Umstand, daß seine
Fresken an entlegenen Orten in Österreich,
Ungarn, der Tschechoslowakei oft schwer zu-
gänglich, seine Tafelbilder, Skizzen und Zeich-
nungen über ganz Europa verstreut waren. Erst
in letzter Zeit konnte Maulbertschs Leben und
Schaffen durch wissenschaftliche Bearbeitung
und Veröffentlichung einzelner Werke und Daten
auf einer breiten Grundlage erschlossen werden 7.
Damit in Zusammenhang verfestigte sich seine
allgemeine Wertschätzung und die Erkenntnis,
daß wir in ihm einen der hervorragendsten
Kunst voll zur Geltung kommt. Das umfassende
Werk des Meisters, eine Auswahl von 108 Ülge-
mülden, 33 Zeichnungen und zwölf Radierungen,
wird in den eigens für diesen Zweck neu adap-
tierten Räumen des Piaristenklosters -die großen
Alturbilder in der Kirche selbst - gezeigtJ.
Es gelang in den mehrere Jahre dauernden Vor-
arbeiten, unterstützt von einem internationalen
wissenschaftlichen Komitee, eine weitgehend
komplette und repräsentative Auswahl der Wer-
ke Maulbertschs zu treffen. Die Bilder und Zeich-
nungen stammen aus zehn Ländern - etwa 30
Museen, Kirchen und Privatsammlungen - die
meisten waren bisher selten zu sehen, viele nur
schwer zugänglich, manche so gut wie unbe-
kannt. Um nur einen Vergleich zu geben: Bei der
Jahrhundertausstellung deutscher Kunst in Darm-
Entwicklung des Künstlers von den spätbarockei
Anfängen über die virtuosen lmprovisatione
des Rokolco bis zu den silbrig kühlen, ausgewa
gen nüchternen, klassizistischen Arbeiten kanse
quent verfolgenä. Die einzelnen Perioden, wir
etwa die von 1745-1755, 1755-1766, 1766-178(
1780-1796, im Katalog, von verschiedenen Wis
senschaftlern bearbeitet, finden zwar nicht dei
gleichmäßigen Niederschlag, doch liegt dies vo
allem daran, daß von den Werken der Frühzei
bis hin in die sechziger Jahre viel mehr zur Ver
fügung steht, und daß Maulbertschs Schaffen de
Spätzeit noch bei weitem nicht gänzlich erschlos
sen ist'. Der Reichtum des Gesamtaeuvres, dii
unermeßliche Spannweite des Ausdrucksvermö
gens, die nie erlahmende schöpferische Kraft voi
Maulbertschs Kunst sind aber doch in überzeu
Künstler des 18. Jahrhunderts, einen der genial-
sten Maler Österreichs zu schätzen haben.
Die vorn Kunstverein Wien durchgeführte Jubi-
lötumsausstellung, eine gemeinsame Veranstal-
tung der Stadt Wien, der Bundesländer Burgen-
land und Niederösterreich, der Bundesministe-
rien für Unterricht und Kunst sowie für Wissen-
schaft und Forschung findet in der Piaristenkirche
und dem Piaristenkloster in Wien, in Schlaß
Halbturn sowie in Schloß und Kirche von Heili-
genkreuz-Gutenbrunn statt. Bestimmender Faktor
bei der Auswahl dieser Örtlichkeiten war der
wichtige Umstand, daß auf diese Weise auch
Fresken Maulbertschs in die Ausstellung mitein-
bezogen werden konnten. Mit den herrlichen
Deckengemälden der Piaristenkirche, dem ersten
Freskenwerk, das Maulbertsch geschaffen hat,
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stadt im Jahre 1914, der ersten umfassenden
Schau deutscher Barockkunst, war Maulbertsch
mit fünf Entwürfen vertreten, in London bei
„European Masters of the 18th Century", 1954155,
mit sechs Gemälden, bei der Ausstellung „Euro-
päisches Rakoko" in München, 1958, mit fünf Ge-
mälden und zwei Graphiken, in Bregenz bei
„Barock am Bodensee", 1963, mit zwölf Gemäl-
den und vier Zeichnungen, also stets mit einem
Bruchteil seines Werkes. Die einzige Maulbertsch
gewidmete Ausstellung „F. A. Maulbertsch und
die Kunst des österreichischen Barock im Jahr-
hundert Mozarts" in der Albertina in Wien, 1956,
zeigte ausschließlich das graphische Werk. Na-
türlich mußten auch bei den diesjährigen Veran-
staltungen gewisse Einschrönkungen in Kauf ge-
nommen werden; von den bekannten Werken
gender Weise und ausreichend dokumentiert
Des Künstlers Eigenart und Größe manifestier
sich nicht nur in [enen Prachtwerken der Glanz
periode, die bisher im allgemeinen als fas
alleinige Verkörperung seiner Kunst galten. Dir
Visionär-dramatischen Altarbildentwürfe der fünf
ziger und sechziger Jahre, wie z. B. die „Ver
möhlung Mariö", Wien, „Der hl. Stephan", Augs
burg, u. a., die unbeschreiblich lieblichen Farben
poesien der Schwechater und Klosterbrucke
Skizzen, Wien, Brünn, sind weiterhin als Spitzen
leistungen zu betrachten, gehören sie doch z:
den hervorragendsfen malerischen Schöpfungen
des 1B. Jahrhunderts überhaupt. Doch auch dir
Frühwerke, „Allegorie der Jahreszeiten", „Su
sanna vor den Richtern", Wien, Österreichisch:
Galerie, „HI. Abendmahl", Salzburg, die „Diana