gebracht, daß die hl. Scholastika auf die Sphaira 15"
wie auf einen Spielball tritt. Damit erhält die
Darstellung der Ordensheiligen einen ausge-
sprochen schalastischen Bezug.
Bevor wir uns im einzelnen den verwandtschaft-
lichen Beziehungen zuwenden, welche die neu
entdeckte Figur mit einer Reihe anderer von
dem Bildhauer geschaffener Werke sowie mit
einer seiner Entwurfszeichnungen verbindet, sei
es erlaubt, vorher noch auf einige wenige the-
mengleiche Skulpturen aufmerksam zu machen,
soweit diese der Plastik des deutschsprachigen
Gebietes im 18. Jahrhundert angehören. Zuerst
sind hier zwei Schalastikadarstellungen zu nen-
nen, deren Gegenstück, wie zu erwarten, ie-
weils ein hl. Benedikt ist. Die beiden recht un-
gleichen Figurenpaare wurden von Joseph An-
ton Feuchtmayr (1696-1770) ausgeführt, ienem
schwäbischen Bildhauer, den man häufig als
Antipoden des in München wirkenden kurbaye-
rischen Hofbildhauers Günther bezeichnet hat.
Die genannten Skulpturen gehören ieweils zur
Ausstattung in benediktinischen Ordenskirchen.
Sie befinden sich über dem Dorsale des um
1720 ausgeführten südlichen Chargestühls in
Weingarten m und, um 1746 entstanden, auf der
Nonnenempore der Einsiedeln unterstellten Be-
nediktinerinnenklosterkirche in Fahr (Kanton
AargaufSchweiz)". In Ausdruck und Bewegung
gibt es jedoch bei beiden Figuren so gut wie
keine Beziehung zu der später ausgeführten the-
mengleichen Plastik G' thers, die sie an Quali-
tät bei weitem übertrifft. Vom Thema her ge-
sehen, fordert das zuletzt genannte Werk nun
auch zum Vergleich mit zwei anderen etwa
gleichzeitig entstandenen Stuckfiguren heraus,
die von dem oberschwöbischen Bildhauer Jo-
hann Joseph Christian (1706-1777) modelliert
wurden. Die beiden hl. Äbtissinnen Scholastika
und ihr Gegenstück, die selten dargestellte hl.
Gertrudis von Helfta, gehören zu der Ausstat-
14 lgnaz Günther, hl. Katharina von Siena, von
1760. Detailansicht. Altenhohenau am lnn, Do-
minikanerinnenklasterkirche
15 lgnaz Günther, hl. Anna, um 1758. München-
Thalkirchen, Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Ma-
ria.
Anmerkungen 10-11
W w. Baeck, Joseph Anton Feuchtmayr, Tubingen ms,
S. 49 mit Abb. 25, 27 und 38.
" Derselbe, Feuchtmayr-Meisterwerke, Tübingen m3,
S. 24125 mit Abb. 49.
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