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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 136 und 137)

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damit zu vergleichende Apastelfiguren. Sie sind 
ebentalls in die mittleren fünfziger Jahre zu da- 
tieren. Es ist dies ein kniender Heiliger (seinem 
Typus nach ein Andreas?l, Höhe 15T cm (Abb. 7), 
und ein stehender hl. Petrus, Höhe 175 cm (Abb. 
B). Mit großer Wahrscheinlichkeit gehörten die 
beiden nach unveröffentlichten Figuren einst zu 
der Ausstattung der im Jahre 1809 abgetrage- 
nen Klosterkirche der Barmherzigen Brüder zu 
St. Max vor dem Sendlingertor in München. Die 
vor einigen Jahren restaurierten Figuren, Kran- 
zeugen des Frühwerkes van Günther, bisher 
kaum bekannt, befinden sich ietzt in der Kapelle 
des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder 
in München-Nymphenburg. In unverkennbarem 
kampositionellem Zusammenhang mit der Figur 
der hl. Scholastika befindet sich ein voll signier- 
ter und 1755 datierter Zeichnungsentwurf Gün- 
thers (Abb. 9), München, Staatliche Graphi- 
sche Sammlung, Inventar-Nr. 5935 W. Auf diesem 
Blatt, einem Entwurf für ein Andachtsbild, hat 
eine kniende Maria beide Hände vor der Brust 
gefaltet. Sie blickt auf das ihr zu Füßen liegende 
„Augustinerkind", ein in München viel verehrtes 
Gnadenbild (einst in der Augustiner-Eremiten- 
Klosterkirche). lm Vergleich zu der Figur der 
hl. Scholastika bietet die Entwurfszeichnung wirk- 
lich eine Überraschung, so sehr ähneln sich 
beide Gestalten im Typus, im Ausdruck sowie in 
der Art der räumlich erscheinenden Gewand- 
bildung. Die zwischen beiden Figuren sich er- 
gebende Affinitöt ist derart eng, daß das auf 
der Zeichnung erscheinende Datum 1755 einen 
wichtigen Anhaltspunkt für die zeitliche Einord- 
nung der offenbar um die gleiche Zeit entstan- 
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denen Plastik bietet. Genau im gleichen Jahre, 
1755, befinden wir uns, wenn wir anschließend 
die eben genannte Figur mit der sogenannten 
„Starnberger Heiligen", Starnberg, Würmgau- 
museum (Abb. lO), vergleichen, eine Plastik, die 
mit Recht zu den bedeutendsten Werken der 
Frühzeit Günthers zählt". Ihr Gesichtsausdruck 
ist nicht leicht zu interpretieren. Er scheint, wor- 
auf A. Zallinger-Thurn hingewiesen hat, durch 
einen „undeutbaren Zug von Trauer verschleiert" 
zu sein. Die von schräg rechts aufgenommene 
Ansicht des Kapfprafils mit dem weit 
tergezagenen Lid, mit der charakteristisch 
löngten Nasenform ohne Absatz von de 
und mit der sensibel erfaßten Partie um 
und Kinn ist mit dem ganz von links gesi 
Gesicht der hl. Schalastika typusmdßig sc 
gend verwandt, als hätte der Bildhauer 2' 
kurz hintereinander nach demselben Mad 
arbeitet (Abb, lt, 12). Einen Einblick 
Möglichkeit einer weiteren Typusvariatii 
Günther erhält man, wenn man zu eine 

	        
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