als räumliche malerische und poetische Einheit "."
Die Inhalte von Laskes Bildern wiederholen sich
häufig und dies oft in großen zeitlichen Abstän-
den. Es sind neben Darstellungen von Land-
schaften, Straßen und Marktplätzen (Abb. 2
und 7) hauptsächlich Schilderungen biblischer
Themen überwiegend aus dem Alten Testament
(zum Beispiel „Paradies", „Noah", „Jonas", „Da-
niel in der Löwengr-ube", „Fischpredi-gt" (Abb. 4)
und „Vogelpredigt des hl. Franziskus") sowie
mythologische Themen (etwa „Tierfabeln des
klassischen Altertums") und literarische Suiets
(„Faust-lmpressionen", „Papageno", „Cid"). Alle
Werke Laskes zeichnen sich durch eine unge-
heure Vielfalt der Details aus, sie spiegeln die
Freude eines Erzählers wider, der auch nicht die
kleinste Einzelheit seiner Geschichte vergessen
möchte. Er erzählt Märchen selbst dann, wenn er
Realität wiedergibt, aber er erzählt diese Mär-
chen so, als seien sie Realität (vgl. Abb. 5). Der
Beschauer erhält ieweils Einblick in den ganzen
Mikrokasmos der dargestellten Figuren. Die Akri-
bie, mit der er iede einzelne Person präsentiert,
ist besonders an seinen Bildern, aufdenen große
Menschenmengendargestelltsind,bewunderungs-
würdig. „Die Menge hat es Laske angetan; ihre
bunte Vielgestalt will er malen, ihre unruhige und
bewegliche Seele erfassen lz." lm Zusammenhang
mit Oskar Laske wurden deshalb häufig Pa-
rallelen zu Pieter Brueghel d. Ä. gezogen. Rein
formal ist der Vergleich naheliegend; sicher ist
auch, daß Laske die berühmten Werke des
„Bauernbrueghel" im Kunsthistorischen Museum
in Wien studiert und bewundert hat. Vom Stili-
stischen iedoch ist er fest in seine Zeit einge-
bunden, ohne dabei einer bestimmten Strömung
zugeordnet werden zu können. Trotzdem wurde
sogar versucht, Laske mit Ensor in Verbindung zu
bringen m. So schreibt O. Kallir in dem New Yor-
ker Ausstellungskatalog „Austrian Expressionists"
von 1964: „Laske's Bible illustratians - etchings
and color lithographs - peopled with hundreds
of figures, show a close relationship to James
Ensor whose work he greatly admired"." Dieser
Vergleich erscheint iedoch fragwürdig, denn wäh-
rend in den großflächigen Gemälden Ensors das
Maskenhafte, Dämonische, Beängstigende als
Hauptelement dominiert, taucht es bei Laske nur
vereinzelt und dann zweitrangig auf. Sein klein-
teiliger Bildaufbau verweigert schon eo ipso eine
verwandte Expressivität. Das Spezifische seiner
Kunst ist der Grundton der Heiterkeit, in der
auch eine Spur lronie mitschwingen kann; diese
für sein ganzes Wesen charakteristische innere
Heiterkeit und Ausgeglichenheit sind allen seinen
Werken immanent. Der ihm eigene, typisch öster-
reichische „Stimmungsimpressionismus" (F. No-
votny) seiner farbenfrohen Aquarelle hinderte
ihn andererseits nicht daran, eine Affinität zum
Wiener Jugendstil in Buchillustrationen oder
Graphiken durchscheinen zu lassen (vgl. Abb. 6).
Seine Ausbildung als Architekt erklärt die be-
sondere Bedeutung, die in seinen Bildern dem
formalen Aufbau zukommt. „Sein Sinn für far-
bensatte Wirkungen ist sa groß wie sein Talent,
Bewegung ieder Art glaubhaft zu machen; seine
überragende Qualität in formaler Hinsicht ist
aber seine Art zu komponieren, den scheinba-
ren Wirrwarr seiner übersprudelnden Erfindun-
gen zu größter Übersichtlichkeit und Eindring-
lichkeit zu bändigen, den gestalteten Tiefraum . ..
doch wieder zur Bildfläche zu zwingen". Nur
schwer Iäßt sich bei Oskar Laske eine Entwick-
lung des Stils feststellen. Erkennbar ist eine
zunehmende Vereinfachung der Formen. Anstelle
der fast unüberschaubaren Details der frühen
Werke treten großflächigere, oft heftig bewegte
Farbkomplexe in frei ausgestalteten Raumper-
spektiven der späteren Zeit. Parallel dazu wer-
62
Anmerkungen 1-17 (Anm. 1-10 s. Text S. 60, 61)
' Ein Verzeichnis der Werke Oskar Laskes liegt bis heute
nicht VOf. Weder seine Gemälde -[VDr1 denen er in dem
selbst dngelegten KGtGlUQ "Kbmpasitionen und Zyklen"
281 Ol- und Temperabilder aufführt - noch seine Graphi-
ken sind zusammenfassend bearbeitet. Eine Liste der Gra-
phik aus den Jahren 1904-1921 findet sich im Anhang
(S. 17-22) des Büchleins von E. Tietze-Conrat, Oskar Laske,
Wien u. a. 1921. Eine wichtige Quelle ist das Nachlaß-
Verzeichnis von R. Ernst, Oskar Laske. Der künstlerische
Nachlaß, hrsg. von L. Schulz-Laske und E. Kesselbauer-
Laske, Wien 1954.
'Weixlgärtner,A.,Oskar Laske, in: Die graphischen Künste,
36. 19., Wien 1913, S. 11-40;
Tietze, H., oskdr ldske, in; Die Kunst, 29. Jg., Wien
1914, s. 241-249,
Gregor, 1., Laskos „Faust-Im ressianen", in: oie graphi-
schen Künste, 43. Jg., Wien 1 20, S. 24-29.
'Novotny, F., Oskar Laske, Österreichische Aquarellisten,
Bd. ll, Wien 1954.
4 Mrazek, W., Oskar Laske. Zum 1D. Todestag des Künstlers
in: Kleine Geschichte der modernen Kunst in Usterrei
seit der Gründung der Wiener Secession, 1961, s. 7-1
Künstler, G., oskdr Ldske. zum 10. Tddestdd dm so. N
vembesr 1152i in: Alte und moderne Kunst, e, Heft 5a,
5 Laske vertrat die österreichische Kunst nidrlt nur in seiner
Heimat, sondern dudt auf Ausstellungen im Ausland: z. B.
auf der Internationalen Aquarell-Ausstellung 1923 in Mai-
ldnd (vgl. The studid, es, 1923, s. 174); ddnn 1950 und
1964 in Amerikd (vgl. Tiie Art News, 49, 1950, Ndu.
sowie o. Kdllir, Ausstellungskatalog: Austrion EX)
nists. WUtEYCOlOIS, drdwings, prints. The edle
Etienne, 6,25. 1. 1964, New vdrk 1964). Als Anerk
iiir sein sdlidtten erhielt oskdr ldske 1925 die
rneddiile der „lnterndtidndlen Bugra" in Leipzig
den Preis der Gemeinde Wien, 1932 die Goldene
medaille und 194a den Preis der stddt wien.
"Genauere An dben ddIU finden sich bei Weixlg
A., d. d. 0., .39.
'Vgl.Thieme, .. Becker, F., Allgemeines Lexikon der
den Künstler VOn der Antike bis zur Gegenwart,
Leipzig 192a, s. 40a, (H. Ankwicz). odrdn schließt
Artikel in Vollmer, H., Allgemeines Lexikon der bil
Künstler des 20. Jahrhunderts, Bd. 3, Leipzig 1956,:
I Künstler, G., Cl. d. 0., s. 19.
'Tietze, 11., d. d. 0., s. 24a.
"l vgl. dGlU E. TietZe-Cortrdt, oskdr Ldskes Till Eulen:
in: Die bildenden Künste, Iv, wien 1920, s 1x7 i.
1' stdessl, 0., Bühnenbilder VOR oskdr ldske. .die
seien Künste, ss. Jg., Wien 19:0, s. 91-9a, hier s. t
lt Tietze, H., d. d. 0., s. 242.
11 Vgl. z. e. sdtritier. K.. Malerei und Plastik in ast
vdn Mdkdrt bis Wotruba, Wien-München 1963, s. r
1' Kallir, 0., d. d. 0., ohne Seitenzahl.
"Tietze. H.. d. d. 0., s. 24a.
lt Born, w., oskdr Laske. Ausstellung
Würthle, in: Österreichische Kunst 1,
l-lett e, s. 40.
9 Weixlgürtner, 94., d. d. 0., s. 24.
in der 'l
Wien