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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 136 und 137)

Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich 
Freiwilligenkorps in Mexiko hinterlassen. Auf ihn 
ging auch später die Idee der Errichtung einer 
Gedächtniskapelle an der Stätte der Erschießung 
von Kaiser Maximilian zurück. Unter Fürst 
Khevenhüllers Besitzungen befand sich auch die 
Burg Hardegg in Niederösterreich, die er seit 1878 
nach Plänen von Humbert Walcher Ritter von 
Moltheim, dem maßgeblichen Architekten des 
romantischen Wiederaufbaues der Burg 
Kreuzenstein, restaurieren und ausbauen ließ; der 
Tod des Fürsten verhinderte die Vollendung. 
In einem Raum iedoch, der 1945, nach Kriegsende, 
geplündert wurde, waren Andenken an Kaiser 
Maximilian von Mexiko ausgestellt. 
Nach einer Idee Wilfried Enzenhofers wurde nun 
eine von der Stadtgemeinde Hardegg an der Thaya 
veranstaltete Ausstellung auf der Burg geschaffen, 
welche vielfältige Aspekte zur Persönlichkeit von 
Kaiser Maximilian und zu historischen Begleit- 
umständen dokumentiert; so etwa die Reisen des 
Erzherzogs, sein Wirken als Generalgouverneur 
von Lombarda-Venetien, seine schöpferische 
Beziehung zur bildenden Kunst, die mexikanische 
Unternehmung, die Verbindung zum Hause 
Khevenhüller-Metsch. 
Es kann hier nur auf einige Exponate hingewiesen 
werden, die bedeutsam sind und teilweise der 
Uffentlichkeit überhaupt nicht bekannt waren. 
So stellte das Bildarchiv der Nationalbibliothek 
zwei Ulstudien von der Hand des iungen 
Erzherzogs zur Verfügung. Aus dem Heeres- 
geschichtlichen Museum und der Österreichischen 
Galerie stammen Werke Josef Sellenys von den 
Reisen des Erzherzogs in Aquarell und Bleistift, 
aus dem Historischen Museum der Stadt Wien 
kommt ein sehr gutes Ulgemälde desselben Malers. 
Wichtig auch die Reproduktionen nach Zeichnungen 
Julius Hofmanns - in der Albertina verwahrt - für 
nicht ausgeführte Schloß- und Villenproiekte des 
Kaisers in Mexiko; Julius Hofmann hatte die 
Innenausstattung von Miramar bei Triest, dem 
romantischen Schloß des damaligen Erzherzogs 
Maximilian, geschaffen und war auch wesentlich an 
den Schlössern Ludwigs ll. von Bayern beteiligt. 
Eine Leihgabe des Österreichischen Museums für 
Volkskunde, die geeignet scheint, zum Nachdenken 
über angeblichen „Kitsch" anzuregen, ist eine 
Wachsbossierung des Kaisers als Leiche im Sarg 
nach dem Typus des im Grabe liegenden Christus. 
Von dem winzigen Obiekt geht eine makabre 
Eindringlichkeit aus, eine schwer definierbare 
mystische Stimmung. 
Der ausführlich bebilderte Katalog erhält dauernde 
Benützbarkeit durch wichtige Abhandlungen über 
Aspekte der Ausstellung. (Abb. 12) Klaus Eggert 
Tirol 
Innsbruck - Galerie im Taxispalais 
Alfred Kubin 
Anläßlich des zehniährigen Bestehens der Galerie 
zeigte man im Rahmen der Sonderausstellungen 
diesen Klassiker der österreichischen Moderne. 
57 Blätter aus dem Teil des Nachlasses, der sich 
in dem oberösterreichischen Landesmuseum Linz 
befindet, wurden aus 3500 Arbeiten ausgewählt. Es 
handelt sich durchwegs um frühe Graphiken, 
zwischen 1900 und 1920 entstanden. Eine Ausstellung 
späterer Arbeiten soll folgen. Es waren wichtige 
und gute, bekannte und weniger bekannte Blätter 
zu sehen. Die Auswahl, von Paul Flora und Wilfried 
Kirschl besorgt, war des Jubiläumsiahres würdig. 
Ein guter Katalog mit einem Vorwart von Wieland 
Schmied, einer Zeittafel, einer Bibliographie und 
vielen Bildwiedergaben ergänzte die Schau. 
(2. 7.-1. 9. 1974) - (Abb. 13) 
Galerie Krinzinger 
Tantra 
Es handelt sich um eine von einer indischen 
Religiansform entwickelte bildliche Äußerung, die 
gerade heute auch in unserem Lebensraum 
Interesse findet. (17. 8.-28. 9. 1974) - (Abb. 14) 
Kärnten 
Villach - Galerie an der Stadtmauer 
Alois Riedl 
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Der Maler hat sich auf einen kleinen Sektor der 
motivischen Auswahl beschränkt: das Sitzmöbel. 
Hier wieder wird oft nur im Ausschnitt ein 
Liniengefüge gebracht, das dann eine starke 
Spannung aufweist. Die Farben der Olbilder sind 
fast durchwegs zurückhaltend und haben oft etwas 
Melanchalisches, dabei doch immer wieder 
Anziehendes (18. 7.-2. B. 1974) - (Abb. 15) 
Hans Muhr 
Der Bildhauer bot einen kleinen Querschnitt: 
Bronzen, Holz- und Steinskulpturen. Man konnte 
vergleichend einen Willen zur Verdichtung und 
Signalhaftigkeit feststellen. Die Steine werden 
zusehends strenger, sie haben aber wieder deutlich 
menschliche Bezüge (7. B.-5. 9. 1974) - (Abb. 16) 
Villach - RathauslParacelsussaal 
Georg Pevetz 
Gedächtnisausstellung für den 1971 gestorbenen 
Künstler, der lange Zeit in Villach wirkte und der 
in den zwanziger Jahren mit dem Nötscher 
Malerkreis in Verbindung war. Es waren Aquarelle, 
Gouachen, Tusche- und Kohlezeichnungen sowie 
Pastelle zu sehen. Pevetz war ein überaus fleißiger 
Maler, der vom Expressionismus herkam, schließlich 
aber, trotz einiger Vorstöße, über einmal 
erarbeitete Möglichkeiten nicht hinausging. 
(4.-20. 7. 1974) 
Steiermark 
Graz - Neue Galerie 
Weiler, Wickenburg, Wotruba 
Zeichnungen aus den letzten drei Jahren. Drei 
Personen, drei Persönlichkeiten, drei Temperamente. 
Max Weiler, 45 Exponate. Versponnen, bewegt, 
locker und zierlich auch bei großen Formaten. 
Alfred Wickenburg, 52 Exponate. Kräftig, hinter- 
gründig, schwer, dicht und kompakt auch in kleinen 
Blättern. Fritz Wotruba, 38 Exponate. Freie 
Graphiken, Studien und Werkzeichnungen, aus 
denen überall der Bildhauer spricht. (4.-2B. 4. 1974) 
Aspekte der Landschaft 
Wolfgang Böhm, H. G. Leitner, Hans Praetterhoffer, 
Peter Rataitz, Wolfgang Walkensteiner, Reimo 
S. Wukounig stellen Bilder, die mit dem Thema 
Landschaft in Zusammenhang sind, aus. Es ist eine 
ganz neue Sicht und fast immer eine Landschaft 
ohne den Menschen und doch fast ausschließlich 
mit Zeugnissen des Daseins dieses Menschen. 
Freilich bestürzend und bedrüdrend, fern ieder 
Idylle. Am stärksten in der Aussage Wokounig. 
(9. 5.-2. 6. 1974) - (Abb. 17) 
Johannes ltten - Der Unterricht 
Grundlage der Kunsterziehung war der Untertitel 
der Schau, die fast 200 Exponate zeigte. Es handelt 
sich dabei fast ausschließlich um Arbeiten 
verschiedener Schüler lttens. Eine lebendige 
Begegnung mit der Lehre lttens. Guter Katalog mit 
Beispielen und Aufsätzen. (22. B.-29. 9. 1974) 
Graz - Gan galerie im Rathaus 
Karl Anton F eck 
Zeichnungen, teils mit Farbe; Akte, Porträts, 
Landschaften, Selbstverfremdungen und Themen 
allgemeiner Art. Aussparungen und Reduzierungen 
auf Wesentliches, aber auch Verzerrungen und 
Übertreibungen, um Spezielles herauszustreichen. 
Die 30 Exponate, durchwegs großen Formats, 
zeigen einen einprägsamen Querschnitt und 
beweisen einmal mehr, daß gerade auf graphischem 
Gebiet Österreich reich an großen Begabungen ist. 
(12. 9.-11. 10. 1974) - (Abb. 1B) 
Oberösterreich 
Linz - Neue Galerie 
Schmuck aus Stahl 
Die Schau ist Resultat des von Peter Skubic 
initiierten „Schmuck-Symposions". Berichte Heft 
Nr. 125, 1361137 (27. B.-14. 9. 1974) 
Aspekte der Düsseldorfer Kunstszene 
Van acht bzw. neun bekannten iungen deutschen 
Künstlern werden hier erstmals in Österreich Werke 
gezeigt. Monika Boumgartls Fotos wollen uns die 
Erfahrung Zeit bringen. Bernd und Hilla Becher 
machen uns diese funktionelle Welt bewußt. 
Rupprecht Geiger und Karl Gerstner arbeiten allein 
mit Farbe. Erwin Heerichs konstruktive Strenge 
öffnet Flächen zu Räumen. Heinz Mack zeigt 
Lichtstellen und Klaus Rinke Positionsvergleiche, 
Günther Ueckers Hauptgestallungsmaterial sind 
lange Nägel, mit denen er verschiedene 
Gegenstände verfremdet. Ein sehr ansehnlicher 
Katalog begleitet die Schau. 
(24. 9.-19. 10. 1974) - (Abb. 19) 
Stadtmuseum Linz im Nordico 
Anton Watzl 
Anläßlich der Deutschen Woche wurden 60 Porträt- 
Zeichnungen, Stadtansichten von Berlin, Hamburg, 
München und Nürnberg von dem bekannten Linzer 
Graphiker und Maler (siehe amk-Künstlerprofile, 
Heft Nr. 135) gezeigt. (13. 9.-13. 10. 1974) 
Niederösterreich 
Wiener Neustadt - Galerie 9 
Österreichische Phantasten 
Hier wird versucht, den Kreis der Österreichischen 
Phantasten zu erweitern, und zwar nicht, indem 
weniger bekannte oder begabte zu den vier oder 
fünf Hauptvertretern dazugenommen werden, 
sondern indem Vertreter anderer Richtung dafür 
reklamiert werden. Es waren also neben den 
bekannten „Phantasten" auch Karl Karab und 
Arnulf Rainer, aber auch Alfred Hrdlicka, Wolfgang 
Herzig und Heinz Stangl vertreten. (7. 9.-12. 10. 1974) 
Brunn am Gebirge - Gliedererhof 
8. Internationales Keramikersymposion 
Teilnehmer aus Rumänien, Schweiz, Japan, Israel 
und Österreich zeigten ihre in den Ziegelwerken 
der Fa. Wienerberger entstandenen Keramiken. 
Rohstoff war das industriell vorgeformte 
Grundelement Ziegel. Es entstanden Reliefs, 
Freiplastiken, Raumgestaltungen. Der Leiter Kurt 
Spurey sagt dazu: „Mit diesem Symposion wurde 
ein neuer Schritt getan, um die Annäherung von 
Architekt und Künstler voranzutreiben." Gerade in 
dieser Richtung könnte man sich eine Auswertung 
der Anregungen der Schweizerin Defraoui, von 
den Österreichern Spurey und Höffinger vorstellen. 
(1. 8.-13. 10. 1974) - (Abb. 20) 
Scheibbs - Rathaus 
Josef Schagerl 
27 Metallplastiken, meist Messing, doch auch 
Chromnickelstahl, manche mit Silber- und Gold- 
auflagen. Präzise Arbeiten. Die vom Technischen 
geprägten Obiekte strahlen bei aller Dynamik eine 
große Ruhe und ästhetische Ordnung aus. Die 
reiche Auswahl von Arbeiten der letzten Jahre 
zeigte, wie konzentriert und selbstkritisch der 
Künstler arbeitet. (13. 7.-4. 8. 1974) - (Abb. 21) 
Eichgraben - Galerie im Speisesaal 
Eine interessante neue Galerie mit einem neuen 
Publikum. Als erste Ausstellung: lsolde Jurina, 
Collagen, Lathar Bruckmeier, Zeichnungen, Lucia 
Keller, Aquarelle, und Fritz Laderer, Materialdrucke 
(B. 6.-30. 6. 1974). Es folgte Rudolf Haybach mit 
Adria-Impressionen, Malereien und Graphiken 
(11. 8.-4. 9. 1974) - (Abb. 22) 
Burgenland 
Eisenstadt - Landesgalerie Schloß Esterhazy 
Franz Erntl 
Malerei und Graphik aus den Jahren 1928-1974. 
Bei Wahrung des Gegenstandes können wir eine 
immer freiere Auflösung in Licht und Abstufungen 
in zarte Farbnuancen feststellen. Die 60 Bilder 
beweisen, daß hier ein meisterhaftes Empfinden 
eine diesem entsprechende Ausdrucksform gefunden 
hat (11. 10.-20. 10. 1974) - (Abb. 23) 
Unterrobnitz 
Rabnitzer Malerwochen 
Zum vierten Male fanden im Rabnitztal Malerwochen 
statt. Es nahmen heuer Rudolf Klaudus, Harro 
Pirdi, Hilde Uccusic und Franz Vass teil. Ein 
erfreuliches Ergebnis. (26.49. 7. 1974) - (Abb. 24) 
Alois Vogel
	        
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