Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich
Freiwilligenkorps in Mexiko hinterlassen. Auf ihn
ging auch später die Idee der Errichtung einer
Gedächtniskapelle an der Stätte der Erschießung
von Kaiser Maximilian zurück. Unter Fürst
Khevenhüllers Besitzungen befand sich auch die
Burg Hardegg in Niederösterreich, die er seit 1878
nach Plänen von Humbert Walcher Ritter von
Moltheim, dem maßgeblichen Architekten des
romantischen Wiederaufbaues der Burg
Kreuzenstein, restaurieren und ausbauen ließ; der
Tod des Fürsten verhinderte die Vollendung.
In einem Raum iedoch, der 1945, nach Kriegsende,
geplündert wurde, waren Andenken an Kaiser
Maximilian von Mexiko ausgestellt.
Nach einer Idee Wilfried Enzenhofers wurde nun
eine von der Stadtgemeinde Hardegg an der Thaya
veranstaltete Ausstellung auf der Burg geschaffen,
welche vielfältige Aspekte zur Persönlichkeit von
Kaiser Maximilian und zu historischen Begleit-
umständen dokumentiert; so etwa die Reisen des
Erzherzogs, sein Wirken als Generalgouverneur
von Lombarda-Venetien, seine schöpferische
Beziehung zur bildenden Kunst, die mexikanische
Unternehmung, die Verbindung zum Hause
Khevenhüller-Metsch.
Es kann hier nur auf einige Exponate hingewiesen
werden, die bedeutsam sind und teilweise der
Uffentlichkeit überhaupt nicht bekannt waren.
So stellte das Bildarchiv der Nationalbibliothek
zwei Ulstudien von der Hand des iungen
Erzherzogs zur Verfügung. Aus dem Heeres-
geschichtlichen Museum und der Österreichischen
Galerie stammen Werke Josef Sellenys von den
Reisen des Erzherzogs in Aquarell und Bleistift,
aus dem Historischen Museum der Stadt Wien
kommt ein sehr gutes Ulgemälde desselben Malers.
Wichtig auch die Reproduktionen nach Zeichnungen
Julius Hofmanns - in der Albertina verwahrt - für
nicht ausgeführte Schloß- und Villenproiekte des
Kaisers in Mexiko; Julius Hofmann hatte die
Innenausstattung von Miramar bei Triest, dem
romantischen Schloß des damaligen Erzherzogs
Maximilian, geschaffen und war auch wesentlich an
den Schlössern Ludwigs ll. von Bayern beteiligt.
Eine Leihgabe des Österreichischen Museums für
Volkskunde, die geeignet scheint, zum Nachdenken
über angeblichen „Kitsch" anzuregen, ist eine
Wachsbossierung des Kaisers als Leiche im Sarg
nach dem Typus des im Grabe liegenden Christus.
Von dem winzigen Obiekt geht eine makabre
Eindringlichkeit aus, eine schwer definierbare
mystische Stimmung.
Der ausführlich bebilderte Katalog erhält dauernde
Benützbarkeit durch wichtige Abhandlungen über
Aspekte der Ausstellung. (Abb. 12) Klaus Eggert
Tirol
Innsbruck - Galerie im Taxispalais
Alfred Kubin
Anläßlich des zehniährigen Bestehens der Galerie
zeigte man im Rahmen der Sonderausstellungen
diesen Klassiker der österreichischen Moderne.
57 Blätter aus dem Teil des Nachlasses, der sich
in dem oberösterreichischen Landesmuseum Linz
befindet, wurden aus 3500 Arbeiten ausgewählt. Es
handelt sich durchwegs um frühe Graphiken,
zwischen 1900 und 1920 entstanden. Eine Ausstellung
späterer Arbeiten soll folgen. Es waren wichtige
und gute, bekannte und weniger bekannte Blätter
zu sehen. Die Auswahl, von Paul Flora und Wilfried
Kirschl besorgt, war des Jubiläumsiahres würdig.
Ein guter Katalog mit einem Vorwart von Wieland
Schmied, einer Zeittafel, einer Bibliographie und
vielen Bildwiedergaben ergänzte die Schau.
(2. 7.-1. 9. 1974) - (Abb. 13)
Galerie Krinzinger
Tantra
Es handelt sich um eine von einer indischen
Religiansform entwickelte bildliche Äußerung, die
gerade heute auch in unserem Lebensraum
Interesse findet. (17. 8.-28. 9. 1974) - (Abb. 14)
Kärnten
Villach - Galerie an der Stadtmauer
Alois Riedl
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Der Maler hat sich auf einen kleinen Sektor der
motivischen Auswahl beschränkt: das Sitzmöbel.
Hier wieder wird oft nur im Ausschnitt ein
Liniengefüge gebracht, das dann eine starke
Spannung aufweist. Die Farben der Olbilder sind
fast durchwegs zurückhaltend und haben oft etwas
Melanchalisches, dabei doch immer wieder
Anziehendes (18. 7.-2. B. 1974) - (Abb. 15)
Hans Muhr
Der Bildhauer bot einen kleinen Querschnitt:
Bronzen, Holz- und Steinskulpturen. Man konnte
vergleichend einen Willen zur Verdichtung und
Signalhaftigkeit feststellen. Die Steine werden
zusehends strenger, sie haben aber wieder deutlich
menschliche Bezüge (7. B.-5. 9. 1974) - (Abb. 16)
Villach - RathauslParacelsussaal
Georg Pevetz
Gedächtnisausstellung für den 1971 gestorbenen
Künstler, der lange Zeit in Villach wirkte und der
in den zwanziger Jahren mit dem Nötscher
Malerkreis in Verbindung war. Es waren Aquarelle,
Gouachen, Tusche- und Kohlezeichnungen sowie
Pastelle zu sehen. Pevetz war ein überaus fleißiger
Maler, der vom Expressionismus herkam, schließlich
aber, trotz einiger Vorstöße, über einmal
erarbeitete Möglichkeiten nicht hinausging.
(4.-20. 7. 1974)
Steiermark
Graz - Neue Galerie
Weiler, Wickenburg, Wotruba
Zeichnungen aus den letzten drei Jahren. Drei
Personen, drei Persönlichkeiten, drei Temperamente.
Max Weiler, 45 Exponate. Versponnen, bewegt,
locker und zierlich auch bei großen Formaten.
Alfred Wickenburg, 52 Exponate. Kräftig, hinter-
gründig, schwer, dicht und kompakt auch in kleinen
Blättern. Fritz Wotruba, 38 Exponate. Freie
Graphiken, Studien und Werkzeichnungen, aus
denen überall der Bildhauer spricht. (4.-2B. 4. 1974)
Aspekte der Landschaft
Wolfgang Böhm, H. G. Leitner, Hans Praetterhoffer,
Peter Rataitz, Wolfgang Walkensteiner, Reimo
S. Wukounig stellen Bilder, die mit dem Thema
Landschaft in Zusammenhang sind, aus. Es ist eine
ganz neue Sicht und fast immer eine Landschaft
ohne den Menschen und doch fast ausschließlich
mit Zeugnissen des Daseins dieses Menschen.
Freilich bestürzend und bedrüdrend, fern ieder
Idylle. Am stärksten in der Aussage Wokounig.
(9. 5.-2. 6. 1974) - (Abb. 17)
Johannes ltten - Der Unterricht
Grundlage der Kunsterziehung war der Untertitel
der Schau, die fast 200 Exponate zeigte. Es handelt
sich dabei fast ausschließlich um Arbeiten
verschiedener Schüler lttens. Eine lebendige
Begegnung mit der Lehre lttens. Guter Katalog mit
Beispielen und Aufsätzen. (22. B.-29. 9. 1974)
Graz - Gan galerie im Rathaus
Karl Anton F eck
Zeichnungen, teils mit Farbe; Akte, Porträts,
Landschaften, Selbstverfremdungen und Themen
allgemeiner Art. Aussparungen und Reduzierungen
auf Wesentliches, aber auch Verzerrungen und
Übertreibungen, um Spezielles herauszustreichen.
Die 30 Exponate, durchwegs großen Formats,
zeigen einen einprägsamen Querschnitt und
beweisen einmal mehr, daß gerade auf graphischem
Gebiet Österreich reich an großen Begabungen ist.
(12. 9.-11. 10. 1974) - (Abb. 1B)
Oberösterreich
Linz - Neue Galerie
Schmuck aus Stahl
Die Schau ist Resultat des von Peter Skubic
initiierten „Schmuck-Symposions". Berichte Heft
Nr. 125, 1361137 (27. B.-14. 9. 1974)
Aspekte der Düsseldorfer Kunstszene
Van acht bzw. neun bekannten iungen deutschen
Künstlern werden hier erstmals in Österreich Werke
gezeigt. Monika Boumgartls Fotos wollen uns die
Erfahrung Zeit bringen. Bernd und Hilla Becher
machen uns diese funktionelle Welt bewußt.
Rupprecht Geiger und Karl Gerstner arbeiten allein
mit Farbe. Erwin Heerichs konstruktive Strenge
öffnet Flächen zu Räumen. Heinz Mack zeigt
Lichtstellen und Klaus Rinke Positionsvergleiche,
Günther Ueckers Hauptgestallungsmaterial sind
lange Nägel, mit denen er verschiedene
Gegenstände verfremdet. Ein sehr ansehnlicher
Katalog begleitet die Schau.
(24. 9.-19. 10. 1974) - (Abb. 19)
Stadtmuseum Linz im Nordico
Anton Watzl
Anläßlich der Deutschen Woche wurden 60 Porträt-
Zeichnungen, Stadtansichten von Berlin, Hamburg,
München und Nürnberg von dem bekannten Linzer
Graphiker und Maler (siehe amk-Künstlerprofile,
Heft Nr. 135) gezeigt. (13. 9.-13. 10. 1974)
Niederösterreich
Wiener Neustadt - Galerie 9
Österreichische Phantasten
Hier wird versucht, den Kreis der Österreichischen
Phantasten zu erweitern, und zwar nicht, indem
weniger bekannte oder begabte zu den vier oder
fünf Hauptvertretern dazugenommen werden,
sondern indem Vertreter anderer Richtung dafür
reklamiert werden. Es waren also neben den
bekannten „Phantasten" auch Karl Karab und
Arnulf Rainer, aber auch Alfred Hrdlicka, Wolfgang
Herzig und Heinz Stangl vertreten. (7. 9.-12. 10. 1974)
Brunn am Gebirge - Gliedererhof
8. Internationales Keramikersymposion
Teilnehmer aus Rumänien, Schweiz, Japan, Israel
und Österreich zeigten ihre in den Ziegelwerken
der Fa. Wienerberger entstandenen Keramiken.
Rohstoff war das industriell vorgeformte
Grundelement Ziegel. Es entstanden Reliefs,
Freiplastiken, Raumgestaltungen. Der Leiter Kurt
Spurey sagt dazu: „Mit diesem Symposion wurde
ein neuer Schritt getan, um die Annäherung von
Architekt und Künstler voranzutreiben." Gerade in
dieser Richtung könnte man sich eine Auswertung
der Anregungen der Schweizerin Defraoui, von
den Österreichern Spurey und Höffinger vorstellen.
(1. 8.-13. 10. 1974) - (Abb. 20)
Scheibbs - Rathaus
Josef Schagerl
27 Metallplastiken, meist Messing, doch auch
Chromnickelstahl, manche mit Silber- und Gold-
auflagen. Präzise Arbeiten. Die vom Technischen
geprägten Obiekte strahlen bei aller Dynamik eine
große Ruhe und ästhetische Ordnung aus. Die
reiche Auswahl von Arbeiten der letzten Jahre
zeigte, wie konzentriert und selbstkritisch der
Künstler arbeitet. (13. 7.-4. 8. 1974) - (Abb. 21)
Eichgraben - Galerie im Speisesaal
Eine interessante neue Galerie mit einem neuen
Publikum. Als erste Ausstellung: lsolde Jurina,
Collagen, Lathar Bruckmeier, Zeichnungen, Lucia
Keller, Aquarelle, und Fritz Laderer, Materialdrucke
(B. 6.-30. 6. 1974). Es folgte Rudolf Haybach mit
Adria-Impressionen, Malereien und Graphiken
(11. 8.-4. 9. 1974) - (Abb. 22)
Burgenland
Eisenstadt - Landesgalerie Schloß Esterhazy
Franz Erntl
Malerei und Graphik aus den Jahren 1928-1974.
Bei Wahrung des Gegenstandes können wir eine
immer freiere Auflösung in Licht und Abstufungen
in zarte Farbnuancen feststellen. Die 60 Bilder
beweisen, daß hier ein meisterhaftes Empfinden
eine diesem entsprechende Ausdrucksform gefunden
hat (11. 10.-20. 10. 1974) - (Abb. 23)
Unterrobnitz
Rabnitzer Malerwochen
Zum vierten Male fanden im Rabnitztal Malerwochen
statt. Es nahmen heuer Rudolf Klaudus, Harro
Pirdi, Hilde Uccusic und Franz Vass teil. Ein
erfreuliches Ergebnis. (26.49. 7. 1974) - (Abb. 24)
Alois Vogel