MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 138)

War der Papst-Kaiser-Konflikt in der darauf- 
folgenden Zeit auch nicht so aktiv, so war dach 
an Friede und Verständigung weder van seiten 
Karls V. noch von seiten Clemens VII. oder 
Leos X. zu denken. Besser wurde es nur für kurze 
Zeit unter Paul lll. Die Päpste und auch der 
Kaiser waren der festen Überzeugung, daß nur 
sie, nur er, die Herren des Abendlandes seien 
und daher nur sie, nur er, Stellvertreter Christi 
auf Erden und nur sie Nachfolger Konstantins 
genannt werden könnten. Monumentale Archi- 
tektur sollte die Nachfolge der Päpste nach den 
römischen Kaisern sichtbar zum Ausdruck brin- 
gen. Rom wurde alter Glanz durch Pflege der 
Ruinen und die Errichtung neuer Gebäude in al- 
ter Art verliehen. 
Der hergebrachte Titel der römischen Kaiser 
„Aeternus", der „Ewige", war schon vor einein- 
halb Jahrtausenden auf Rom übertragen wor- 
den und die Stadt „urbs aeterna, die Ewige 
Stadt", genannt worden. Es bat sich an, mit der 
Restaurierung der Stadt in diesem Sinne zu be- 
ginnen. Unmittelbar vor J'ulius ll. hatte dafür 
bereits Sixtus IV. den Ehrentitel „instourator ur- 
bis" erhalten. Nach Julius waren es vor allem 
Paul lll., Julius lll., Sixtus V., Clemens Vlll. und 
planes von Antonio da Sangallo, auf den von 
Julius ll. genehmigten Plan Bramantes zurück. 
Da Michelangelo voll und ganz die Bedeutung 
der Übernahme des römischen Gußmauerwerk- 
Wölbungsbaues zu schätzen wußte, baute er an 
den Bramantischen Kuppelpfeilern und Bogen 
weiter. Er änderte die Lösung der Seitenka- 
pellen mit den Nebenkuppeln, wollte den Rosse- 
lini-Chor abbrechen und plante eine andere Kup- 
pel. Dach dachte er die Kirche wahl als reinen 
Zentralbau, ohne Rücksicht auf das nach be- 
stehende, von Sangallo durch eine Trennwand 
abgemauerte konstantinische Langhaus. In sei- 
nem Tadesiahr war das neue Gebäude bis zum 
Wölbungsansatz der Kuppel gediehen. Nach 
einem Zwischenspiel unter Vignola nahm 1585 
Giacomo della Porta mit Damenica Fantana als 
Gehilfen die Bauarbeiten im Auftrag Sixtus' V. 
wieder auf. Ihm gelang es 1590, die Kuppelwöl- 
bung zu schließen, wobei die Frage offenbleibt, 
ob die Ovalkontur der Kuppel doch noch eine 
Idee Michelangelos war, was sehr wahrschein- 
lich ist, oder eine Korrektur Giacomos ist. St. Pe- 
ter wurde iedenfalls in seiner heutigen Gestalt 
wesentlich durch Michelangelo bestimmt, der das 
Gebäude in römischer Konstruktion durchführte, 
11 
12 
13 
Rom, Kapitalsplatz, wohl nach einem 
Kupfarstich van Duperac, 1568. Wien, ( 
chische Nationalbibliothek 
Rom, Kapitalsplatz, Reiterstandbild des 
Mallic Aurel, 1536-1538 auf dem Kapitol 
ste t 
Rarn, Peterskirche und Petersplatz mit l 
lonnaden, von Lorenzo Bernini 1667 volle 
Urban Vlll. gewesen, die Rom renovierten, auf- 
gefundene Obelisken und Säulen wieder auf- 
stellen ließen, Straßenzüge und Plätze einrichte- 
ten und vor allem Kirchen an alten Stellen im 
neuen System bauen ließen. 
Von wesentlicher Bedeutung in diesem Zusam- 
menhang war der Auftrag Pius' lV. an Michel- 
angelo aus dem Jahre 1561, die Restaurierung 
der Diokletian-Thermen durchzuführen, um darin 
eine Kirche und ein Kloster unterzubringen. Für 
die proiektierte Kirche, Santa Maria degli An- 
geli, begnügte sich Michelangelo damit, die nach 
vollständig stehenden Gewölbe des großen Ther- 
mensaales zu sichern und für den Gebrauch zu 
adoptieren. Erst nach Michelangelos Tad konnte 
der Kirchenraum 1566 vollendet werden, der 
von allem Bisherigen völlig abwich, gewaltige 
Monumentalität aufwies und zeigte, daß ein pro- 
faner Thermensaal eines heidnischen römischen 
Kaisers sehr wohl geeignet sein kann, dem Chri- 
stentum und der neuen Zeit in Rom zu dienen. 
Die Hauptarbeit Michelangelos in Rom unter 
Paul III. und seinen Nachfolgern galt der Wei- 
terführung von St. Peter, die er 1546 übernom- 
men hatte. Er, der einzige, der Bramantes Lei- 
stung verstand, griff, unbeachtet des Zwischen- 
18 
es aber in erster Linie zu einer Memorie machte, 
die nicht nur das Grab Petri, sondern auch das 
riesige Grabmonument des großen Papstes Ju- 
lius aufnehmen hätte sollen. Nach der Vollen- 
dung des Memorienbaues für den Apostelfür- 
sten im Jahre 1593 unter Clemens Vlll. blieb das 
große Problem der Weiterführung und Platzge- 
staltung noch offen. Denn das Langhaus von 
Alt-SL-Peter, dessen Vorhalle, die Loggia gesta- 
toria und andere Gebäude standen immer noch. 
1586 hatte Domenico Fontona die große Auf- 
gabe der Hebung und Versetzung des vatikani- 
schen Obelisken übernommen und glücklich voll- 
endet. Nach Giacomos Tod 1602 übertrug Cle- 
mens Vlll. Carlo Maderno die Bauleitung. 
Als sich im Jahre 1605 unter Paul V. im konstan- 
tinischen Langhaus ein Teileinsturz ereignete, 
gab der Papst dem Drängen nach Abbruch und 
dem Wunsch, einen großartigen Reprösentations- 
raum an den Neubau anzuschließen, nach und 
bestätigte den Plan Madernos für eine große 
Halle. Der Abbruch des Langhauses und des 
Rosselini-Chores wurde von 1606 bis 1607 sehr 
schnell durchgeführt, viele Teile der Innenein- 
richtung in verschiedene Kirchen Roms verteilt 
und nur zwei Säulen für die neue Vorhalle ge- 
 
14 Jerasch (Jordanien) - Gerasa. Forum, 
Jahrhundert
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.