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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 138)

Notizen 
 
Aachen - Neue Galerie 
23. 11. 1974-1. 7. 1975: Duane Hanson. Lebensgroße 
Plastiken - 20 an der Zahl - stellen das Ausstellungs- 
volumen des nach Edward Kienholz heute bedeu- 
tendsten internationalen Flastikers eines kritischen 
Realismus, Duane Hanson, dar. Seine Geschöpfe 
sind Illusionen des oft defekten Menschen, der - 
durchaus keine Ausnahmeerscheinung in der heutigen 
Welt - von Alkohol und Heroin, von Alter, Einsam- 
keit, Krieg und Greuel, Großstadt, Polizei geplagt 
und geschunden wird. 
30. 11. 1974-26. 1. 1975: Laszlo Lakner. Seit 25 Jahren 
sammelte er Dokumente: Stempel und Siegel sowie 
politische Telegramme Ungarns, private Postkarten 
und politische Fotografien. Teilweise malte und 
zeichnete Lakner solche selber. Er verbirgt eigene 
Botschaften hinter denen, die andere mitgeteilt 
haben - und hat dabei Probleme. So sind seine Bil- 
der Verstecke, die vom Beschauer erst allmählich 
aufgestöbert werden können. 
Neben weiteren Aktivitäten der Neuen Galerie wie 
der Aktion im Raum von Ben D'Armagnac, „lebende 
Bilder", als solche Parabeln für Mitteilungslosigkeit 
und Einsamkeit, ihr Sinn soll sein, deren Bann zu 
brechen und aufzulösen, und Führungen Dr. Beckers 
durch die Ausstellungen, entnahm man einem Jahres- 
resümee, daß 1974 insgesamt 17 Ausstellungen 
hier stattgefunden und daß der dicht program- 
mierte Aktivitötenkatalog - was wir hier bereits 
des öfteren hervorheben - die Neue Galerie der 
Stadt Aachen zu einem lnformationszentrum zeit- 
genössischer Kunst werden ließ, (a daß man sie 
sogar als eine Art „Dauer-Documenta" charak- 
terisiert. 
ArchotlWien - 
Metallreliefs von Otschiauri 
In einer Ausstellung der „galerie ZB" kannte man 
den November hindurch interessante Einblicke in die 
georgische Metallkunst, die heute ihre Renaissance 
erlebt, gewinnen. Der georgische Künstler lraklii 
Otschiauri, Staatspreisträger, begann 1953 mit 
Bildreliefs und Silberschmuckarbeiten, ein Jahrzehnt 
später mit getriebenen Werken monumentalen 
Ausmaßes. Seine Komposition „Raub der Sonne" 
verlieh dem russischen Pavillon auf der „EXPO - 70" 
in Osaka besonderes Gepräge und erregte Auf- 
sehen. Neben größeren offiziellen Aufträgen sind 
es iedoch eher die der traditionellen georgischen 
Volkskunst verhafteten Werke Otschiauris, die 
einem dynamisch-musikalischen Rhythmus unter- 
liegen und durch bewußt gesetzte Farbeffekte 
bestechen (Abb. 1). 
Basel - Simplicissimus im Gewerbemuseum 
Unter dem Titel „Politik und Gesellschaft der 
Weimarer Republik, erlebt, gezeichnet und kom- 
mentiert vom Zeitgenossen Karl Arnold" zeigte man 
hier satirische Zeichnungen für die Zeitschrift 
„Simplicissimus". Arnold, ein Münchner, Philantrop, 
dem später das Lächeln verging, zeichnete durch 
vierzehn Jahre hindurch auf, was die Deutschen so 
mit ihrer Republik aufführten und verstand es, die 
Verschiedenheit der Sicht aus Nord und Süd in einem 
zeichnerischen Standpunkt zu vereinen. 
BostonlNew York - 
Schmuck von Sven Boltenstern 
Im Oktober 1974 zeigte der österreichische Schmudr- 
designer Sven Boltenstern in der Bostoner Horcus- 
Krakow-Rosen-Sonnabend Gallery und im Sculpture 
to WearlLa Plaza, New York, neue Kreationen. 
Baltenstern, der im Frühsommer 1972 im Öster- 
reichischen Museum für angewandte Kunst eine Per- 
sonale zeigte und im Dezember darauf in Paris seine 
Galerie Sven eröffnete, wo er neben eigenen 
Schöpfungen solche von Picasso, Dali und Max 
Ernst ebenso zeigte wie iene von hervorragenden 
Repräsentanten der Avantgarde, wendet sich in 
seinem künstlerischen Bemühen vom reinen Schmuck- 
design zur ästhetischen, funktionell durchgebildeten 
Kleinskulptur. Er ist, belastet mit musikalischem Erbe 
mütterlicherseits und selber Cellist, deutlich von 
der Musik inspiriert. 
42 
Duisburg - 
Aus dem Wilhelm-Lehmbruck-Museum 
Nach einien sehr interessanten Studio-Ausstellun- 
gen aus der aktuellen Kunstszene wie „Kunst der 
Deutschen in PennsyIvanien", „Vom Auge über- 
sehen" und der „Otto-Fankak-Ausstellung" zeigte 
man hier Ende 1974 den - wie er sich schlicht selber 
nennt - Kronenburger „Bildermacher" Rolf Dett- 
mann. Ein Mann voll Understatement aus der grünen 
Eifel, der im technisierten grauen Kohlenpott selt- 
sam altmeisterlich anmutende Zeichnungen und 
Monotypien zeigte und der gar nicht anmaßend 
zeichnerisch mit Dürer parliert in seinen „Asso- 
ziatianen". 
Vom 6. 12. 1974 bis 5. 1. 1975 liefen parallel die 
Jahresausstellung 1974, die einen Querschnitt des 
Duisburger Kunstschaffens brachte, und eine heute 
schon so selbstverständlich gewordene Foto- 
Ausstellung „Land-, Wand- und Wasserschaften, 
Fotos von Maren Heyne" an. Letztere ist Zeichnerin 
von Licht und Schatten mit der Kamera und strebt 
das stille, formal und farblich ausgewogene, von 
iedweden fatotechnischen Kniffen freie Bild an 
(Abb. 2, 3). 
Düsseldorf - Aus dem Hetiens-Museum 
Dr. Wolfgang Carl Schümann vom Kölner Kunst- 
gewerbemuseum sprach hier am 13. 11. 1974 im 
Rahmen der Ausstellung „Europäische Keramik des 
Jugendstils" anhand von Lichtbildern über das 
Thema „Französische Keramik vom zweiten Kaiser- 
reich bis zur Jahrhundertwende". 
Für den Jönner sah das Hetiens-Museum die Wieder- 
eröffnung der Steinzeugabteilung (Rheinland, 
Mitteldeutschland, Bayern) vor. im Februar ist die 
der Abteilung Keramik des 20. Jahrhunderts (Porzel- 
lan, Steinzeug, Fayence, Steingut vom Jugendstil bis 
heute, inklusive Sammlung Laeuger) geplant. 
Folgende Keramiker der Gegenwart werden im 
ersten Halbiahr in der sogenannten Vitrine des 
Monats mit Werken präsentiert werden: Horst Ker- 
stanlKandern (B. 1.) - Edouard ChapallazlSchweiz 
(5. 2.) - Fritz VehringlSyke (7. 3.) - Melanie Russl 
Köln (4. 4.) - Karoly SaffraneklDüsseldarf (2. 5.) - 
Jan de Raaden + Johnny RolflHolland (6. 6.). 
Düsseldorf - Aus den 
Galerien Vömel und La Bertesca 
Vom16.10. bis 31.12.1974 waren in der Galerie 
VömellKö-Center 13 Olbilder und 42 Gouachen des 
Londoner Künstlers Hans Tlsdall unter dem Titel 
„Signale und Festlichkeiten" zu sehen. Dazu Tisdall: 
„Signals 8. Celebrations" is the general theme of 
this group of Paintings. The signals are symbols 
of the subconscions the celebrations depict the ioy 
of light 8. sun E spring meetings". 
In der neu etablierten „La Bertesca" zeigte man 
eine Ausstellung des in Tokio 1937 geborenen ame- 
rikanischen Künstlers Larry Poons. Dr. G. Cortenova 
als Vertreter der Kunstkritik führte am 14. 12. 1974 
anläßlich der Eröffnung in die Ausstellung ein. 
Göteborg - Glas aus Usterreich 
Anläßlidt der Usterreicttwodte im November 1974 
veranstaltete die Bundeskammer der gewerblichen 
Wirtschaft Wien mit dem Bundesministerium für 
Auswärtiges im hiesigen Rähsska-Museum die 
Sonderausstellung „GIas aus Usterreidi - 150 Jahre 
LobmeyrlWien". Nadidem das Österreichische 
Museum für angewandte Kunst die Jubiläumsschau 
der Lobmeyrs gezeigt hatte, beweisen diese urein- 
gesessenen Wiener Glasmacher in Skandinavien, 
daß österreichisches Glas in Vergangenheit und 
Gegenwart Spitzenleistungen hervorzubringen im- 
stande war und ist. Nahezu lückenlos wird das 
Hachkommen österreichischer Glaskunst am Beispiel 
der Lobmeyrs vom Biedermeier bis zum experimen- 
tellen Glas der Gegenwart dokumentiert. ln Skan- 
dinavien, wo gediegenes Kunstgewerbe von hohen 
Qualitätsgraden eine Selbstverständlichkeit dar- 
stellt, hot man stets ein Faible für die „brüderlicha" 
Konkurrenz, und so wird die Schau auch nod1 nach 
Stockholm, Kopenhagen und Helsinki wandern. 
KopenhagenfSalzburg - Adi Holzer - 
Monographie 
Weil der Zufall es so will, verbleiben wir im Sl 
dinavischen. Aus „Aladdins Hule" bei Kopenhr 
flatterte uns ein Bündel Aktivitätenmaterial de: 
Österreich-Dänen Adi Holzer auf den Tisch. Mi 
drin und unverkennbar ein „Happy New Year 
Hommage ä Jaan Miro", im charakteristischen 
Holzer-Kolorit. Einem Kolorit, das stark, aber i 
okkordiert, das Werk des Künstlers - der imme 
wieder gerne „heimkommt" - prägt, und wo a1 
allzuleicht in dissonante Chramatik abrulschen 
er seine Farben sicher und ausgewogen. Wie ü 
haupt in Holzers Werk eine seltsame Synthese 
wirksam zu sein scheint, die da einerseits in se 
österreichischen Wesen, andererseits in dem il 
gebenden skandinavischen Flair seiner Wahlh 
wurzelt. Dern bald Vierzigiährigen, mit dem G1 
eines „Jungen", ist ein heiliger Arbeitsernst 
n, der ihn ununterbrochen Eindrücke aufne 
Iaßt. Sein Schaffen ist von Inspirationen des C 
wärtig-Musikalischen ebenso getragen wie -von 
Geiste biblischer und großer Themen der Literi 
und er verarbeitet diese Einflüsse in völlig eigi 
ständiger Weise. Holzer geht gerne hinaus unr 
lebt gerne in der Welt, dann aber, wenn er vo 
gesogen ist mit Eindrücken, vergrcibt er sich r 
von Alltagsunruhe im mystischen Dunkel seiner 
um nur Künstler zu sein. Nun winkt dem VIÖITQI 
ausgezeichneten, dem in vielen Sammlungen vi 
tretenen und stets aktiven Künstler seine erste 
graphie. Adi Holzer wählte für sie den so char 
teristischen Titel „Zwischen Traum und Wirklicl 
Als Verlagsedition der Salzburger Galerie Aca 
wird sie ietzt im März 1975 erscheinen (Abb. 4) 
 
London - Royal College of Art 
Der in lnnsbruckfEckenried 10 beheimatete Ego 
Rainer wurde vor kurzem zum „Master of Arts" 
Royal College of Art London graduiert. 
MünchenlWien - Das Deutsche Musei. 
Im Zyklus „Museen der Welt stellen sich vor" 1 
sentierte die Österreichisch-Deutsche Kulturges 
schaft im Österreichischen Kulturzentrum Ustei 
Haus einen Vortrag mit Film „Das Deutsche M 
in München". Die am 21. 11. 1974 stattgefunder 
Veranstaltung wurde vom Generaldirektor des 
Deutschen Museums in München, Dr. Theo Still 
geführt. 
Nürnberg - Aus der Kunsthalle 
Mit einer Retrospektive von Richard Lindner v 
14.12.1974 bis 2. 2. 1975 setzte man hier in der 
Norishalle die Reihe der Präsentationen von K 
lern der Gegenwart fort. Einführend sprachen 
Dr. Wieland Schmied, Nationalgalerie Berlin, 
der Hausherr und Direktor Curt Heigl (Abb. 5). 
Ottawa - Aus der National Gallery 
af Canada 
Unter den Aktivitäten der National Gallery w: 
letztens eine bedeutsame Exhibition „Theatricc 
Drawings and Watercalors by George Grosz 
(German 1893-1959)", die mit 60 Werken aus d 
zwanziger Jahren Einblicke in den sozial-kritis 
und politisch-satirischen Aspekt des Guvres C 
gewährte. Daneben gab es eine Retrospektive 
Alberto Giacomettis, Film- und Education-Serv 
zu Werken Rembrandts und weitere Aktivitätei 
und Filme über Cezanne und die Kubisten, 
Die Brücke, Goya etc., alles in allem, europciis 
Kunst als tragendes Element in Übersee (Abb 
Regensburg - Aus der Ostdeutschen G- 
Der im vorigen Heft 1361137 wieder ins Gedi 
gerufene „liebenswerte" österreichische Male: 
Oskar Laske fand auch in der hiesigen Gale 
mit einer Ausstellung von Bildern, Aquarellen, 
vom 7. 12. 1974 bis 12. 1. 1975 Würdigung un- 
Aufnahme. Kein Berufener als der Grafik-Ne 
und Künstler der Wiener Secession, Prof. Osl 
Matulla, referierte (Abb. 7). 
St. Gallen - Erker-Treffen ll 
lm Dezember 1972 fand das Erker-Treffen I sta 
Eine Zusammenkunft der Künstler und Autorer
	        
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