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kann sich noch ihres alten Silbergeschirres rühmen? Krieg nnd Belagerungen haben die
alten Häuser und Paläste mit ihrem Inhalt zerstört, und was stehen blieb, wurde in
besseren Zeiten nach verändertem Geschmack um- und nengebaut oder umgearbeitet.
So ist es gekommen, daß Wien — und Niederösterreich mit ihm —, wenn wir über
zweihundert Jahre hinausgehen, auffallend wenig von alter Kunstarbeit, die seine eigene
wäre, als erhalten anfzuweisen hat. Uird selbst aus dem XVIII. Jahrhundert sind es
Platte zu einem Frühstück-Service (Seite Lg?) ans der kaiserlichen Wiener Porzellanfabrik (l?go).
nur wenige Zweige des Kunstgewerbes, von deren Blüte noch Zeugen leben oder im
Gebrauche stehen. Vorragend sind die geschmiedeten Eiseuarbeiten, die auch in den Formen
dev Nococo sich die Geschicklichkeit bewahrt haben, welche die österreichischen und steirischen
Leistungen des XVI. Jahrhunderts auszeichnen. Mit Arbeiten wie die Brunnen auf dein
Schloß Seebenstein in Niederösterreich, zu Bruck an der Mur und in Graz lassen sich die
Thore von Schönbrunn und des Belvederegartens in Wien wohl vergleichen, was Technik,
Glötze und Kühnheit der Ausgabe betrifft. Und gleicherweise sind in der Stadt wie auf
dem Lande zahllose Thore, Fenster- und Oberlichtgitter erhalten, welche ein Zeugniß
oblegen, mit welcher künstlerischen Freiheit in der Erfindung, mit welcher Beendung in