MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 138)

. Österreichisches Museum für angewandte Kunst 
 
Ansel Adams 
Recollected Moments 
Smithsonian lnstitutionlWashington und 
Kulturabteilung der Amerikanischen 
Bdtschaft in Österreich 
Katalog Neue Folge Nr. 32 
Altes Haus, Säiulenhof 
Wien 1, Stubenring 5 
10.-31. 10. 1974 
Ein Pionier der künstlerischen Fotografie, ein 
weiterer aus den USA, wo man früh schon die 
Fotografie als Kunstform anerkannt und gefördert 
hat, ist Ansel Adams, aus San Francisco gebürtig. 
Aufgewachsen in den Stranddünen hinter Golden 
Gate, hat er bereits mit vierzehn Jahren die ersten 
großen Naturerlebnisse, beginnt mit simpler 
Kamera, wie man sie Kindern schenkt, die Schönheit 
der Natur und ihre überwältigende Größe ein- 
zufangen. Dabei erschloß sich ihm die große freie 
Landschaft, alles Leben und kreatürliche Sein so 
intensiv, daß er darüber hinaus einer der ersten 
wahren Umweltschützer, damals eigentlich Natur- 
schützer, wurde. Ernst Haas, dessen fotografische 
Meisterwerke das Museum schon gezeigt hat, sagt 
von seiner Schöpfung, daß sie „der Versuch sei, 
diese Erde durch visuelle Preisung zu schützen", 
Adams sagt von sich, „daß er die Natur zum Wohle 
der Menschheit fotografiert". Zwei Meister, die 
unisono das gleiche wollen: den Menschen die 
unerschöpfliche Größe und Schönheit dieser Erde 
durch ihre Bildkunst gesintert und geläutert vor 
Augen zu halten, einer stummen Aufforderung 
gleich, ihrer Natürlichkeit nicht Gewalt anzutun, ihr, 
zum eigenen Wohle, als Heiligtum zu begegnen. 
Adams als Landschafter zu bezeichnen, wäre nach 
Begegnung mit seinen Bildern in der Ausstellung und 
ihm selbst zufolge nicht voll zutreffend, wenngleich 
die „Menschenleere" in fast allen seinen Werken ins 
Auge springt. Dazu meint er selber treffend, „daß 
zumindest zwei Menschen zu iedem Bild gehören, 
der Fotograf und der Betrachter". 
Amerikas überreiches Spektrum an gewachsenen 
und gewordenen „Landschaften" und Panoramen 
stellt so etwas wie ein Eldorado für iedwede 
Kreativität dar. Adams Auge erfühlt und erfaßt das 
in und aus allem. Ob aus bizarr geformten Felsen- 
wüsten, den assonanten, mit den Runen des Lebens 
behafteten Faltenwülsten eines Greisenantlitzes, 
einem Dorferker oder Kirchengiebel, den verrostet- 
schlierigen Traversen einer Kaimauer, für Adams ist 
dies alles mehr als ein Bildmativ. lst Urgrund und 
Ausdruck natürlichen und menschlichen Seins. Einen 
Rekord stellte man bei der Einrichtung der Schau 
auf: erst 20 Stunden vor der Pressebesichtigung traf 
das Ausstellungsgut ein. Perfekte, eben typisch 
amerikanische Emballage und Ordnung halfen im 
Verein mit dem blitzschnellen Zupacken der bewähr- 
ten „Arbeitspartie" des Hauses mit, die Fotawerke 
zeitgerecht zu hängen. Last, not least, eine weitere 
Fotoausstellung mit stärkster Aussage zum künst- 
lerischen Aspekt des dieses 20. Jahrhundert tragen- 
den und prägenden Mediums hin (Abb. l, 2). 
Häuser, Bäume und Menschen 
Charakterstudien von Oskar Zimmermann 
Schriften der Bibliothek 11 
Ausstellungsraum der Bibliothek 
und Kunstblättersammlung 
Altes Haus, 1. Stock 
Wien 1, Stubenring 5 
Er lebt nicht von ihr und noch weniger podit er 
wie andere auf seine Künstlerschaft. Als Kollege in 
der Bibliothek verrichtet er Tagesarbeit, oft mühe- 
volle Kleinarbeit auf verwandtem Gebiet, restauriert 
und springt hilfreich ein zu allen Gelegenheiten. 
Oskar Zimmermann, der solchermaßen mehr als 
verdient Ehrung mit einer Personale im eigenen 
Haus erfährt. Er ist Künstlerhausmitglied und das 
gerade Gegenteil von manchen lautstarken, bis- 
weilen provokanten Pratestierern, deren Existenz die 
Gesellschaft durch Kauf ihrer Werke zu sichern hat. 
Er ist einer der wirklich Stillen, lebt allein, das heißt 
vor allem mit der Kunst und da mit der Natur. 
Darum geht er auch frei und unbelastet von 
gewissen Zwängen hinaus und zeichnet. Zeichnet, 
was ihm so entgegenkommt, auch mittendrin im 
Tagesbetrieb, quasi zum Abreagieren. So charak- 
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terisiert er Bibliotheksbesucher mit ganz behutsamem 
karikaturistischem Anstrich, „echt", so gar nicht 
ätzend wie manche solches tun. Vielmehr spürt er 
über eine Pose, deren Äußeres und Verhalten, 
deren Gedanken, die Motorik ihrer inneren Vor- 
gänge mit leicht nervöser Strichelfeder auf. Dabei 
tritt Zimmermanns Tiefe der Empfindung und Mitein- 
fühlung deutlich zutage. Ob Mensch oder Baum, 
lndividuum oder Obiekt, die Erfassung des Wesent- 
lichen in einem bestimmten situationsbedingten 
Zusammenhang lassen ihn dann über das bloße 
illustrative hinauswadwsen. Und wo er nicht 
Illustrator - zeitweise arbeitet er auftragsgebunden 
so - sein muB, ist er künstlerisch freier und fabu- 
liert so. Oskar Zimmermanns Zeichenweise nähert 
sidw nidit sehr den Stiltendenzen moderner Kunst- 
päpste, er weiß das. Was ihn nicht hindert, die 
Gesiditer dieser Welt in der ihm eigenen Weise 
immer und immer wieder zu zeichnen und damit bei 
einem beträchtlichen Teil der Welt damit anzu- 
kommen (Abb. 3, 4). 
Sepp Auer 
Gestaltetes Schmiedeeisen 
Katalog Neue Folge Nr. 33 
Altes Haus, Eitelbergersaal 
Wien 1, Stubenring 5 
25. 10.-24. 11. 1974 
Mit ihm kam Landluft ins Haus. Zugleich aber auch 
der längst verlorengegangene Ruch von Esse und 
schwelendem Schmiedefeuer. In der „Einschicht" 
bei Braunau fällt das Schlagen seiner Hämmer in 
das Dröhnen der Traktoren und Ackermaschinen. 
Zwei Jahre lang versuchte Sepp Auer in der Stadt 
zu schmieden. Wenn's ihn dann so an Samstag- 
nachmittagen packte, sah man ihn, den Ruhestärer, 
wie einen Irren an. Also nichts wie hinaus aufs Land. 
Zusammen mit seinem Bruder werkt er in traditio- 
neller Sdimiedeart, um schwere, ganz und gar eigen- 
ständige Eisenplastiken „heiß" zu bauen. Wunderts, 
wenn man geraume Zeit nach der Ausstellung hört, 
daß er sich „ein Trumm Stahl im Schwange des 
Arbeitens an den Kopf geschmissen hat". Auer lebt 
also sehr gefährlich. 
Hofrat Prof. Dir. Dr. Mrazek meinte vor seinen 
Arbeiten ganz treffend: „Auer ist ein Künstler, 
der in Eisen denkt. . . seine Arbeiten im Bereich des 
Schmiedeeisens sind völlig unkonventionell und 
anlitraditionell  in diesem Sinne will die Aus- 
stellung von Arbeiten Sepp Auers für unser Kunst- 
stoff- und Surrogatzeitaller nicht nur die ,Schönheit' 
und Kraft des Werkstoffe: ins rechte Licht rücken, 
sondern auch dem Handwerk eine Anregung und 
Ermutigung zum schöpferischen Gestalten in der 
Gegenwart sein." 
Zuerst hatte man Bedenken, Auers schwere Eisen- 
plastiken im eher kleineren Eitelbergersaal zu 
präsentieren. Wie sich herausstellte unbegründet. 
Gleich schlanken Kanonen pufften einige dieser 
geradezu verwegen hochrohrig gegen die vergoldet- 
besfuckte Decke. Im Verein mit den starken, spot- 
bestrahlten Grafiken wirkte da ein sehr homogener 
Gesamteindruck. Wesentliches Schaffenskriterium, 
die kraftvollen, spontan gepinselten Grafiken. 
Als Vorstudien zur Plastik ebenso eindringlich wie 
als autonome Kunstfarm. Verknotungen, Versdilin- 
gungen und Bündelungen, die umgesetzt eher noch 
gebändigt, doch voller Urkraft stählerne Existenz 
erlangen. Auer meint über sein Schaffen, daß dieses 
bei aller Beachtung der Materialbedingtheiten 
im steten Hin- und Widerspiel der Phantasie sowohl 
technischen Zwängen und Unabdingbarkeiten ebenso 
unterworfen ist wie einem gerüttelten Maß von 
Geduld, die der Prozeß des Schmiedens an sich 
erfordert. Schweres Eisen in Armdicke „heiß" an der 
Esse zu formen, erfordert einen ganzen Kerl. Sepp 
Auer ist einer, kraftvoll selber, sympathisch und 
ehrlich. Die martialische Ästhetik seiner in ländlicher 
Stille geformten, einfach-inspirierten Plastiken weist 
alle Grundgesetzlichkeiten der Physis, wie Bindung, 
Durchdringung, Verfaltung und Entfaltung wie 
Lösung, in reiner Form auf (Abb. 5, 6). 
Traditionelles Kunsthandwerk 
der Gegenwart aus Japan 
Katalog Neue Folge Nr. 34 
Neues Haus, Ausstellungshalle 
Wien 1, Weiskirchnerstraße 3 
22.11.-31.12.1974 
Das vergangene Jahr stand in mehrfacher Hin: 
im Zeichen fernöstlicher Kunst, deren Gegensä 
lichkeit und Faszination. Während noch zu Dir 
tionszeiten Dr. Viktor Griessmaiers Begegnung 
mit ostasiatischer Kunst, den damaligen Verhä 
nissen zufolge eher spärlich - wenn auch inten 
angestrebt - erfolgen konnten, war dieser pu 
kumsbeliebte Zweig der Kunst mehr und mehr 
Zug gekommen und erreichte 1974 einen wahrs 
lich unwiederholbaren Höhepunkt. So konnte i 
die Ostasiensammlurig des Museums hinaus ei 
zur Erweiterung des Gesamtbildes fernöstliche 
Kunst getan werden. Die vorläufig letzte in die 
Reihe von Ausstellungen war die Wander- 
ausstellung „Traditionelles Kunsthandwerk der 
Gegenwart aus Japan", die ein ausnehmend ir 
sches Spezifikum darstellt, da hier zeitgenössis 
Künstler einerseits direkt an die Tradition anki 
ten, wie andererseits in Zucht und Tradition üt 
Abwandlungen zu völlig freien Schöpfungen 
gelangten. Für westliches Empfinden mag dies 
Verlebendigung der Tradition in Japan ein Phä 
sein, das so ohne weiteres nicht transplantierb 
sein dürfte. ln unseren Breiten wird auch das 
erkannt Optimale einer traditionellen Kunstfi 
oder -technik als historisch überrollt, weil man 
völlig autark und neu schöpferisch sein muß, v 
man eigenen Ausdruck, seine eigene Sprachet 
Ganz anders die Japaner. Deren Schöpfungen 
auch dann noch „modern" und voll Ausdrucksl 
wenn sie direkt aus der Tradition herkommen. 
Was für ein Geheimnis - oder doch keines? D 
Ausstellung offenbarte es, die Homogenität, d 
Grundzug iapanischen Wesens entsprechende 
ordnung der künstlerischen Individualität zugu 
der Gruppe oder Gemeinschaft und die straf' 
institutionelle Bindung sind Träger des sichtba 
Erfolges. Einer Meinungsumfrage nach der Chi 
schau zufolge, steht Japan mit an oberster Ste 
lnteresse des Publikums. Waren die Erwartung 
diesbezüglich nidit zu hoch gesteckt, so konnti 
Sensatianseffekt mit dieser Ausstellung Resonr 
„echter" Publikumsschichten festgestellt werde 
Hofrat Dir. Dr. Mrazek im Vorwort: „Der Bein 
sieht sich mit Schaustiicken konfrontiert, die d: 
aus nicht den Eindruck aufkommen lassen, daf: 
sich hiebei um zeitfremde Kopien handelt, son 
um selbständige künstlerische Leistungen von : 
genössischen Kunsthandwerkern, die eine ähnl 
Faszination ausstrahlen wie die ihnen zugrunc 
liegenden Originale aus einer mehr oder we 
fernen Vergangenheit." 
Dr. Herbert Fux, Leiter der Ostasiensammlung 
Hauses, zur heutigen Situation des iapanischei 
Kunstgewerbes, bedingt durch das Gegenüber 
zweier Gruppen: „Einmal die mit dem lndustr 
zeitalter heraufbeschworene Massenherstellun 
zwar bei manchen Produkten, wie Keramiken, l 
oder Textilien, gelegentlich auf lokale Voraus- 
setzungen zurückgreift, aber neue Fabrikation 
techniken und auch neue Materialien verwend 
Und zum anderen das schöpferische Handwerl 
Ausdruck der individuellen künstlerischen Pers 
keit, das gleichberechtigt neben Malerei und 
Plastik besteht." 
Man sieht daher, daß im Grunde auch in Jap: 
die gleiche große Gegensätzlichkeit, hie Mass 
produkl, hie individuell-schöpferisches Obiekt, 
herrscht. Nur, daß man dort mit der „Natiana 
Kommission zum Schutz der Kulturgüter" als 
oberster Institution und der auszeichnenden u: 
verpflichtenden Ehrung einzelner oder verein 
Künstler dem künstlerisch-schöpferischen Elem 
zum Wohle der Nation und des Standes eine 
dauernde Basis schuf. Was immer in der Auss 
betrachtet werden konnte, ob die reich differe 
zierte Keramikouswohl, die feinen Porzellane, 
unübertrefflich subtilen Lackarbeiten, Metoll-, 
Holz- und Baumbusarbeiten und die überreict 
Auswahl der großen Gruppe der Textilkunst r 
feinster Webtechnik und nobelstem Dekor ver 
sehenen Kimonas, alles zeugte von der wahre
	        
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