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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 138)

aer rxosmos in mm war. uns sogenannre „Le- 
ben" als bloße materiell-reale Faktizi 't wurde 
dabei an sich als nichtig, aber in seiner pene- 
tranten Wirklichkeit auch als agonal zur Wahr- 
heit empfunden. Der 1832 geborene Erzherzog 
Ferdinand Maximilian setzt als Zwanzigiöhriger 
zu seinen Aphorismen das Diktum: „Das Leben 
ist ein sich Hinüberpeinigen in das Jenseits." Sich 
 
cnen una nerrscnen sma aie oelaen Lenens- 
beschättigungen der Menschheit; ungebundene 
Freiheit bringt keines von Beiden, diese findet 
man nur in der Einsamkeit, fern von den Men- 
schen." Dieser letzte Aphorismus entspricht der 
Stimmung von Lord Byrons „Manfred" und zahl- 
reicher verwandter Geschöpfe romantischer 
Kunst, aber auch der Stimmung historischer Ro- 
uas acmou samt rarx tSt aiso weaer „vvonnu 
noch „Repräsentationsanlage" noch Rahmen 
eine „Kunstsammlung" mit illustrativ appliz 
ten „Zieraten". Es ist Wahrheit als Gestalt 
warclene Evokation von Stimmungen, dem N 
schen als suzeräne Wesenheit gegenübertrete 
als „Milieubau", wie es vom Verfasser beze 
net wird, eine Baugattung, bei der das en 
ins „Leben" verstricken zu lassen, bedeutet von 
diesem Standpunkt aus nicht Verlust des subjek- 
tiven, empirischen lch, aber Unmöglichwerden 
der Schöpfung eines objektiven Selbst im Sinne 
der Romantik. Hingabe an das „Leben" ist Ver- 
lust der Individualität in obiektivem und trans- 
zendiertem Sinne und damit Verlust des Seins. 
Die mechanisch kolportierte Behauptung, der 
Romantiker sei aus dem Leben geflohen, viel- 
leicht gar wegen mangelnder „Erfolgs-" oder 
„Aha-Erlebnisse" aut dieser Ebene, er „hötte 
nicht weitergewußt", obwohl doch „das Leben 
weitergehen muß", ist nichts als primitives Aut- 
den-Kopt-Stellen der romantischen Wertbegritfe. 
Der romantische „Schein" war dem Romantiker 
Wahrheit, alles andere nur Wirklichkeit. Er floh 
nicht vor dem „Leben", da es ihm keinen Wert 
darstellte, Hinwendung zum „Leben" wäre ge- 
rade das gewesen, was er als Flucht ins Wesen- 
lose auffassen mußte. Solche „Anpassung" ist 
bequem. Für den Romantiker war sie Selbst- 
2 
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mantiker, wie König Ludwig ll. von Bayern oder 
Kaiserin Elisabeth von Osterreich,die Kaiser Max 
Verständnis bewies. So verurteilte sie die An- 
nahme der mexikanischen Kaiserkrone und mach- 
te das höchst diesseitige, realistische Machtstre- 
ben der Gemahlin des Erzherzags dafür ver- 
antwortlich 1. Mit dieser Überzeugung stand sie 
keineswegs allein. 
Es entspricht der Romantik, daß die Wahrheit 
unbedingt Gestalt gewinnen muß, um valles 
Sein zu haben. Danach kann die ganz über- 
ragende Bedeutung der Kunst tiir die Romantik, 
speziell auch für die Selbsttranszendierung des 
Romantikers, erkannt werden. 
Diese Selbsttranszendierung durch Kunst erfolgte 
vermittelst Synthese. Dies ist ein echt romanti- 
sches Phönomen. Die bildenden Künste wurden 
zur Synthese gebracht; es entstand das roman- 
tische Gesamtkunstwerk. Ebenso wie diese Syn- 
these eine Kontinuität voraussetzt, so hat auch 
ihr Produkt, ein möglichst universeller Kosmos 
2 Schloß Miramor, Gesamtansicht der kleinen 
sigen Halbinsel in der Bucht von Grignano 
Triest, vom Batterietelsen gesehen 
3 Schloß Miramor, von drei Seiten unmittelbar 
dem Meer aufsteigend (nach den Plänen 
Corl Junker ausgeführt von Anton Hauser 
schen 1854 und 1860) 
Anmerkungen 1-15 _ _ 
1 Fassung nach: Aus meinem Leben, Reiseskizzen, A 
rismen, Gedichte. Bd. V11. Leipzig 1967. 
1 Jaan Haslip, Imperial Adventurer, London 1971, s. 
' Salvatore Libutti, Das Schloß von Miramor, 6. A 
Triest 1965, S. 3-4. 
t Heinz Bielin, Residenzen der Romantik, München 
s. 206-211 (Anit); Klaus Eggert, Gratenegg und 
Schloßbau der Romantik - Eine Dokumentation (Gn 
egg 19711, S. 11-12, Nr. 23a-23f (Gratenegg). 
5 Zit. Anm. 4, S. 272. 
' Zit. Anm. 3, S. 3. 
1 Zit. Anm. 2, S. 91. 
' Biehn,z1t.Anm.4,S.275; Libutti, 111. Anm. 3, S. 3. 
' Eiehn, 1.1 Anm. 4, s. 275. 
"' Z1LAnm. 4 S. 272, 
" 111. Anm. .44. 
" Biehn, 111. Anm. 4, s. 276. 
" Heinrich Kreisel, Die Schlösser König Ludwigs ll. 
Bayern, Darmstadt o. 1., s. 74. 
" Zit. Anm. 2, S. 124. 
ß Biehn, zit. Anm. 4, S. 278. 

	        
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