Walter Zettl
Andrea Palladio in der
Wiener Akademie
In der Akademie der bildenden Künste in Wien
wurde am 5. Februar die große Palladia-Aus-
stellung durch Bundespräsident Dr. Rudolf Kirch-
schlöger in Anwesenheit des italienischen Unter-
richtsministers, Dr. Franco Maria Malfatti, und
der Frau Bundesminister Dr. Hertha Firnberg
eröffnet.
Wer diese Ausstellung bereits 'l973l74 in der
Basilika von Vicenza erlebt hat, dem kamen
zunächst Bedenken, wie sich diese, in der von
Pallaidio umgebauten mittelalterlichen Halle so
eindrucksvoll arrangiert, nunmehr in Wien aus-
nehmen wird.
Der Vicentiner Ausstellung war auch eine Son-
derschau des Palladianismus in England und in
den übrigen Ländern angeschlossen. Als öster-
reichisches Beispiel wurde die Aula der 1872 bis
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1876 von Theophil von Hansen erbauten Wiener
Kunstakademie gebracht, und gerade dieser der
„sala egitta" [ägyptische Halle) Palladios nach-
gebildete Raum beherbergt mit den anschlie-
ßenden Ausstellungssölen nunmehr die Exponate
aus Vicenza. Die Gestaltung wurde vom Leiter
des Instituts für Städtebau an der Akademie,
o. Prof. DipL-lng. Ernst Heiss, den neuen Ge-
gebenheiten angepaßt, intelligent und wirkungs-
voll durchgeführt.
Es darf auch nicht übersehen werden, daß der
BesucherderAusstellung in Vicenza außerdem mit
den Originalbauten Palladios konfrontiert wur-
de. Diese Tatsache kann teilweise mit der Be-
gegnung mit den palladianischen Einflüssen auf
das Wiener Stadtbild ausgeglichen werden, dem
wir in der Neuen Burg und in den Hofmuseen
ebenso begegnen wie in Peter Nobiles Äußerem
Burgtor und seinem Theseustempel im Valksgar-
ten. Das gleiche gilt für das niederösterreichi-
sche Landhaus und das dem Palazzo Chiericati,
der Goethe zur zweiten Strophe seiner Ballade
„Mignon" angeregt hat, nachgebildete Palais
Kaburg. Selbst zu den Villen van Otto Wagner
und Adolf Laos gaben die Landhäuser Palla-
dios die Voraussetzung. Hätte 1569 der große
Baukünstler den Auftrag Kaiser Maximilians ll.
angenommen, für ihn eine neue Sommerresidenz
zu errichten, hätte auch Wien ein Bauwerk von
ihm erhalten.
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