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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 139)

Andrea Pulladio, Holzmodell der Gesumiplav 
nung des nur ieilweise realisierien Paluzzo 
Thiene in Vicenzu, 1542-1545? 
Andrea Palladio, Holzmodell des realisierien 
Tempieho in Moser, Provinz Treviso, 1580 
Ausstellung besteht aus zwölf Holzmodellen 
Jstab 1:33) von Palästen, Kirchen und Villen 
e aus 600 Reproduktionen von Zeichnungen. 
bildaufnahmen vermitteln die Beziehung zwi- 
1 den Bauwerken und ihrer urbanen oder 
Iichen Umgebung, für die sie geschaffen 
len sind. Der Gipsabguß eines Kapitells von 
Kirche „Il Redentore" verbleibt nach der 
tellung in der Akademie. 
ellt sich nun die Frage nach dem Sinn und 
Aufgabe dieser Ausstellung. Durch den Aus- 
ingsort in Wien ist ihr zunächst eine didak- 
e Aufgabe gestellt. Es ist ihr Ziel, das ge- 
e Schaffen Palladios von seinem Jugend- 
bis zu seinen letzten Schöpfungen darzu- 
an und in Relation zur Antike und zur Ge- 
rart zu bringen. Sie zeigt aber auch die 
lichkeit auf, daß Funktion und Ästhetik nicht 
egensatz zueinander stehen, denken wir nur 
lie Reihe von Geschäftslokalen im Erdge- 
3 des Palazzo Thiene oder an die Villen, die 
trechend ihrer Aufgabe angeordnet sind, 
sie umgebende land auf höchstmögliche 
e ertragreich zu machen. Der von Dipl.-Ing. 
in Kubelik verfaßte Katalog ist ein wichtiger 
lf zum besseren Verständnis dieser Aus- 
ng und zur tieferen Kenntnis von Palladios 
große Ereignis und die eigentliche Beson- 
zit dieser Ausstellung sind die Holzmodelle. 
Es handelt sich dabei nicht nur um Nachbildun- 
gen ausgeführter, sondern auch um Neukon- 
slruktionen nicht oder nur zum Teil verwirklich- 
ter Bauwerke. Diese wollen jedoch auf keinen 
Fall als unwiderlegbare Definitionen, sondern 
als wohldurchdachte Vorschläge angesehen wer- 
den, die auf Grund sorgfältiger wissenschaft- 
licher Untersuchungen erstellt worden sind. Man 
wollte dabei weder über Palladio hinausgehen 
nach ihn ersetzen oder feststellen, daß es sich 
um die einzig mögliche Lösung handelt. Sie 
stellen aber eine wesentliche Bereicherung unse- 
res Wissens um die Ideenwelt dieses Künstlers 
dar. 
Eine Architekturausstellung bringt weit mehr Pro- 
bleme als eine mit Bildern oder Skulpturen. Da 
die Werke selbst nicht transportiert werden kön- 
nen, ist man auf Wiedergaben, d. h. auf Fotos 
und Modelle, angewiesen. Dabei gestatten die 
Modelle in weit höherem Maße die Begegnung 
und den Vergleich mit der originalen Kon- 
struktion. 
Die Modelle dieser Ausstellung sind nicht Ko- 
pien, sondern Transfigurationen. Sie gestatten 
auch, den gesamten Organismus eines Gebäudes 
simultan zu erfassen, während das wirkliche 
Bauwerk nur ein schrittweises Begreifen zuläßt. 
Auch werden uns an den Modellen Details be- 
kannt, die sich in der Wirklichkeit oft unseren 
Blicken entziehen. 
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Die große Palladio-Sch-au in Vicenza wurde ur- 
sprünglich van ihrem Organisator, dem Kunst- 
historiker Prof. Dr. Renato Cevese, nicht als 
Wanderausstellung konzipiert. Sie sollte eigent- 
lich die Grundlage für ein ständiges PalIadio- 
Museum in der Basilika bilden. Erst das welt- 
weite Interesse hat das Internationale Zentrum 
für Architekturstudien „Andrea Palladio" in Vi- 
cenza veranlaßt, die Exponate für dieses Vor- 
haben bereitzustellen. 
Es ist vor allem der Initiative des Direktors des 
Italienischen Kulturinstituts in Wien, Prof. Dr. Re- 
nato Tonelli, und den Bemühungen des Rektors 
der Akademie der bildenden Künste in Wien, 
o. Prof. Maximilian Melcher, sowie des Rekto- 
ratsdirektors, Dr. Alfred Sommer, zu danken, 
daß die PalIadio-Ausstellung auf ihrer Tournee, 
die sie in 29 Weltstädte, darunter Paris, London, 
Stockholm und Madrid, bis nach den USA, Ka- 
nada und Australien führen wird, gerade in Wien 
ihren Anfang genommen hat. 
Ü Unser Autor 
Prof. Dr. Walter Zettl 
Kulturoberrat im 
Bundesministerium für 
Auswärtige Angelegenheiten 
IO3O Wien, Riesgasse 5lII
	        
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