Für den Kunstsammler P4
Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse 1975
und das Jahr des Denkmalschutzes
Wien bleibt seiner Messetradition treu. Nach
eingehenden Überlegungen haben sich die
Verantwortlichen auch heuer entschlossen, nicht
über die selbstgesetzten Grenzen hinauszugehen
und sich keinesfalls einer eventuellen Unüber-
sichtlichkeit, Verflachung, Zersplitterung oder
Niveausenkung auszusetzen. Die Antiquitäten-
messe (Messepalast Wien, 8. bis 14. Mai 1975,
täglich von 10 bis 20 Uhr) wird also im
gewohnten feierlichen und überschaubaren
Rahmen stattfinden. Schon die vorbereitenden
Katalagarbeiten bezeugten höchste Ansprüche
in allen Sparten, wobei selbstverständlich
wiederum der süddeutsche und österreichische
Kunstbereich überwiegen. Die vielzitierte
stagnierende Weltwirtschaftslage brachte dem
Kunsthandel nicht den geringsten „Waren-
zustrom", iedenfalls nicht mehr als in Zeiten der
Hochkoniunktur. Es zeigt sich also doch, daß die
inflationären Tendenzen eine gesteigerte
Bewegung im Kunst- und Antiqiuitätenhandel,
die nur durch einen vermehrten Zustrom
zurückgehaltener Objekte entstehen könnte,
aufgehalten haben. Daß die Flut der
europäischen „Messen" und „Antic Shows"
Sitzende Sandstein-Madonna, um 1340. Wohl die Arbeit
eines Meisters der Wiener Darnbauhütte, Höhe 140 cm.
Im Besitz des Stodtpfarramtes Maria Schnee, EnnslOber-
österreidi. Derzeit in Restaurierung in den Werkstätten
des Bundesdenkmalamtes. Gehört zu den bedeutendsten
Werken des ausklinganden „Höfischen Stiles" in Usler-
reich. Wird von der Wiener ausstellenden Kunsthändlar-
schaft als Hilfe zum allgemeinen Kulturgeschehen mittels
Subvention restauriert und auf der heurigen Wiener
Kunst- und Antiquitütenmesse zu sehen sein.
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trotzdem im Steigen begriffen ist, ist zweifellos
auf die allgemeine Lockerung bzw. den
gänzlichen Verzicht auf zeitliche Begrenzung
und Qualitätsansprüche zurückzuführen. Diese
Entwicklung wird es wohl oder übel mit sich
bringen, daß der anspruchsvolle und ernst zu
nehmende Interessent unter den vielen
derartigen Veranstaltungen zu wählen beginnen
muß. Und Wien wird dann sicher den
auszuwählenden traditionellen und seriösen
Antiquitätenmessen Mitteleuropas zugehören.
Einen finanziellen Beitrag zum allgemeinen
Kiulturgeschehen leisten die Wiener Aussteller in
Form der Subvention der Restaurierung
nebenstehend abgebildeter Kathedralplastik.
Die sitzende Sandstein-Madonna (um 1340
entstanden, wohl die Arbeit eines Meisters der
Wiener Dombauhütte, Höhe 140 crn) aus dem
Besitz des Stadtpfarramtes Maria Schnee in
EnnslOO wird zur Zeit in den Werkstätten des
Bundesdenkmalamtes von etwa ein Dutzend
Übermalungen und von barocken Ergänzungen
befreit. Das annähernd lebensgroße Objekt
gehört zu den bedeutendsten Werken des
ausklingenden „Höfischen Stiles" in Österreich
und wird während der Wiener Antiquitätenmesse
im Festsaal zu sehen sein.
W. Hofstätter
l-r
Zum Gebrauch von Kunstpreisverzeichnissen
Der Laie ist meist davon überzeugt, doß die
iährlich erscheinenden Kunstpreisverzeichnisse
internationaler Auktionen eine leicht zu benützende
Orientierungshilfe bei der Bewertung von Kunst-
werken darstellen. Die erste Enttäuschung erlebt er
dann, wenn unter dem Namen eines Künstlers oft
Erlöse verzeichnet sind, welche voneinander bis
zum Hundertfachen abweichen. Der Benützer solcher
Preisiahrbücher sollte einige Fakten beherzigen,
ohne die das Preisverzeichnis wertlos ist:
Verzeichnet werden ausschließlich Auktians-
ergebnisse, nicht Preise von Kunsthandlungen. -
Die Preise sind Zuschlagpreise, zu denen nach die
mancherorts ganz beträchtlichen Aufgelder bis zu
20 Prozent kommen. - Das Preisverzeichnis ist nicht
wissenschaftlich kritisch. Es erwähnt einen Erlös
auch dann, wenn das betreffende Werk nicht als
Werk des genannten Meisters anerkannt wird, was
zu Preisabweichungen weit nach unten führt. -
Unsichtbar bleiben auch Käuferabsprachen, wenn
sich mehrere Interessenten beim Bieten zusammen-
schließen, wodurch die Preise gedrückt werden. -
Nach oben wirkt sich schließlich oft auch
die Laune der Auktionen aus, wenn der Zufall
mehrere leidenschaftliche Interessenten gegen-
einander bieten läßt, oft bis zu exarbitant
hohen Preisen. - Wichtig ist ferner die Tatsache,
daß das Preisverzeichnis nicht darlegen kann, ab
es sich um ein wichtiges Hauptwerk oder nur um
eine nebensächliche kleine Arbeit des betreffenden
Meisters handelt. Das Gesagte betrifft vor allem
die Ergebnisse der Malerei. Jedoch auch beim
Kunstgewerbe bleiben die Vergleichsmöglichkeiten
sehr klein. Nur ein verschwindend geringer Prozent-
satz der Möglichkeiten kann erfaßt werden.
Ähnliches ist nie dasselbe. Lediglich beim Porzellan
sind Typenvergleiche möglich.
So kann der Benützer eines Kunstpreisverzeichnisses
nur dann daraus Nutzen ziehen, wenn er kritisch
all diese Faktoren in Betracht zieht. In einigen
seltenen Fällen kann ihm dann das Verzeichnis
nützlich sein.
r. k.
Gemälde von Rudolf Ribarz gesucht
Frau Martina Hayr, Hausladgasse 37, 1050 Wien,
arbeitet an einer Dissertation über die Werke des
Wiener Malers Rudolf Ribarz (1848-1904) und ersucht
um Meldungen über in Privatbesitz befindliche
Gemälde dieses Meisters.
HOFGALERlE or. WOLFGANG HOFSTÄTTER -
S iegelgasse 14 - Niederländisches Wappenrelief,
armer, ii x 4a Cm
M.
ANTIQUITÄTEN HERBERT ASENBAUM - Wien i,
Stfdße 2a - Deckelhumpen, Silber, teilvergaldet,
1660-1670, H 16 cm, ß 21 CITI, Meister c. Kühler (R
Nr. 1765) - Kokosnußpokal, Silber ver aldet, sü
dar. 1609, H 2: (m, a 10 CITI - Becher, ilber mit
Dmnlig, Um 1690-1700, H w (m, a n Cm. Meister r
Schlaubitz lRosenberg Nr. 1585)
WOLFGANG A. SIEDLER, ANTIQUITÄTEN -
Spie elgasse a - Spielbrett, srriiiriixmiiiiisnr
ÄUQS Ufg, 4. Viertel 17. .lh. Reiche lnfdfsld,
und Obsthölzer
Wien
JOSEF WINKLER, ANTIQUITÄTEN -
gusse u - Remi VOTI Hoanen, Wintertag. UlILwd.
Cm, sigrl. ii. arii.