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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 139)

Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich 
 
Eine sinnvolle Ergänzung bildeten neuzeitliche 
Ikonen, die im neuen Galerieraum in ersten Stock 
gezeigt wurden. 
(4. 3.-2. 4. 1975) - (Abb. 12) 
Franz Wagner 
Tirol 
Innsbruck - Galerie im Taxispalais 
Lyonel Feininger 
Frühe Cartons mit Kinderbildgeschichten. Erinne- 
rungsstücke, einige Zeichnungen auf Postkarten, 
die auf Feiningers Stil weisen, Zeichnungen und 
aquarellierte Briefköpfe, die iedoch eine recht 
herzliche und außerordentlich persönliche 
Dokumentation sind. 
(JännerlFebruar 1975) - (Abb. 13) 
Walter Kampmann 
40 Graphiken des 1887 geborenen und 1945 
gestorbenen Künstlers. Aquarelle, Bleistift- und 
Sepiazeichnungen. Blätter, die eine sehr eigen- 
willige, zum Erzählen hinneigende Natur verraten. 
Die Farben sind von den Schatten der Ereignisse 
iener Jahre gekennzeichnet, in denen Kampmann 
als „entartet" einzig nur für sich arbeiten kannte. 
(25. 2.-25. 3. 1975) - (Abb. 14) 
Steiermark 
Graz - Künstlerhaus und Kulturhaus 
der Stadt Graz 
Böse schöne Welt - Naive Kunst 
aus Jugoslawien 
Es sind durchwegs Exponate der privaten Sammlung 
des Journalisten Gerhard Ledic, die dieser im 
Laufe von vielen Jahren zusammengetragen hat. 
Insgesamt waren 505 Werke, davon 156 Skulpturen 
und 349 Bilder, zu sehen. Von letzteren sind die 
überwiegende Mehrzahl Hinterglasbilder, eine 
Technik, die sich für diese Art der Darstellung 
besonders eignet. Es ist klar, daß bei einer solch 
großen Schau nicht alles von der gleichen Qualität 
ist. Es sind aber neben vielen iungen und alten 
unbekannten Laienkünstlern, die mehr oder 
weniger naiv sind, auch einige bekannte Namen, 
wie Ivan Generalic', Dragan Gazi, Ivan Lackovic 
u. a., zu sehen. Neben wirklicher Leistung ist auch 
mancher Kitsch. Besonders kraß ist der Unterschied 
bei der Plastik, wo neben Souvenirschnitzereien 
so aussagestorke und wirklich naive Arbeiten 
wie iene der Angela Bec, der Franciska Petelinsek 
und des Dragutin Lukaöiö stehen. Sehr originell 
auch die allen Rahmen! 
(JännerlFebruar 1975) 
Neue Galerie 
Graphik-Neuerwerbungen 1966 bis 1974 
Die Schau wurde von Dr. W. Fenz aus einem etwa 
zehnmal so großen Stock von Neuerwerbungen 
ausgesucht. Fast ausschließlich Graphiken und 
Druckgraphiken. Es fanden sich ausgesprochen 
schöne und wertvolle Stücke dabei. Neben vielen 
bekannten Namen der österreichischen Gegen- 
wartskunst waren auch je eine Bleistiftzeichnung 
von Franz Alt, Friedrich Gauermann, Feder- 
zeichnungen von Jakob Gauermann und ein 
Holzschnitt von A. Maillol zu sehen. 
(17. 1.-9. 2. 1975) 
Josef Sima, 1891-1971 
Einer Zusammenarbeit mit dem Museum Bochum ist 
es zu verdanken, daß diese Schau nach Graz kam. 
Verdienstvoll u. a. deshalb, weil es sich um einen 
Altösterreicher handelt. Sima wurde in Jaromer in 
Böhmen geboren, studierte in Königgrätz, Brünn 
und Prag. 1921 kam er nach Frankreich, das ihn 
nicht mehr losließ. 264 Exponate zeugen von einem 
intensiven Leben und einem ehrlichen Werk, 
wobei wir den Wandel in Simos Auffassung von 
einer Sachlichkeit über surreale Bilder (aber weit 
von allem Phantastischen entfernt!) bis zu späten 
Licht- und Farbkompositionen verfolgen konnten. 
Schade, daß nicht noch weitere Bundesländer 
die Ausstellung übernahmen. 
(13. 2.-16. 3. 1975) - (Abb. 15) 
40 
Neue Galerie im Künstlerhaus 
Österreichische Zeichnungen und 
Aquarelle des 20. Jahrhunderts aus der 
Sicht eines privaten Sammlers 
Aus mehr als tausend Blättern wurden von dem 
ungenannt bleibenden Sammler etwas über 
250 für diese Schau ausgewählt. Die Arbeiten sind 
fast durchwegs der Natur und dem Gegenstand 
verbunden. Einen starken Raum nimmt die Nötscher- 
Schule ein. Besonders schön sind Gustav Klimt, 
Egon Schiele, Alfred Kubin, Wilhelm Thöny, 
Herbert Boeckl und der frühverstorbene Kurt 
Absolon vertreten. Natürlich sind auch wesentliche 
Zeitgenossen mit bezeichnenden Arbeiten in der 
Sammlung. Ein dankenswertes Unternehmen, 
das man gerne auch auf anderem Gebiet ergänzt 
sehen würde. 
(14. 2.-16. 3. 1975) - (Abb. 16-18) 
Oberösterreich 
Linz - Neue Galerie 
Johann Fruhmann 
Hier wurde, wie der Veranstalter, der Direktor der 
Galerie, Peter Baum, im Katalog betont, eine 
Gesomtausstellung mittleren Umfanges versucht. 
Nun, vierzig Ulbilder und eine große Anzahl 
Graphiken ergeben eine sehr ansehnliche und die 
Entwicklung des Malers verdeutlichende Schau. 
Die früheren Zeichnungen, alle vor 1949 entstanden, 
bezeugen den großen stilistischen Sprung, den 
Fruhmann in ienen Jahren getan hat. Andererseits 
finden wir aber auch schon manche Erscheinungs- 
form seiner abstrakten Zeit in diesen gegen- 
ständlichen Graphiken präformiert. So weisen etwa 
die unruhigen horizontalen Liniengetüge in der 
Graphik, die eine Baumgruppe zeigt, auf die 
Malereien der frühen sechziger Jahre mit ihrem 
unruhigen Farbgerinne um eine vertikale Achse. 
Deutlich wird auch, daß Fruhmann seit 1950 seiner 
abstrakten Arbeitsweise treu blieb und sich doch 
dabei ständig weiterentwickelte. Waren es anfangs 
eher konstruktive Elemente, so finden wir in der 
ersten Hälfte der sechziger Jahre informelle 
Formen, die sich gegen Ende des Jahrzehnts zu 
größeren Einheiten verdichten, zeichenhaft 
konzentrieren, (a um 1970 die Bildebene verlassen 
und in die dritte Dimension greifen. Ein starker 
Katalog mit uten Farbwiedergaben ergänzte 
die Schau. 
(5. 12. 1974-31. 1. 1975) - (Abb. 21 in arnk 138, 5.41) 
Allen Jones 
Die von der Galerie Ariadne übernommene 
Exposition umfaßte zehn große Bilder sowie eine 
ganze Reihe Zeichnungen und Farblithographien. 
(23. 1.-28. 2. 1975) 
Johannes Wanke 
Der bekannte Graphiker legt sich immer mehr und 
mehr auf den Holzschnitt fest. Immer gegenständlich, 
sind die schwarzen Balken oft wie Schriftzeichen, 
die eine Landschaft oder ein Obiekt vereinfachend, 
elementar auf das Blatt bannen. Der Beschauer 
wird allein schon von der Form beeindruckt. 
Es ist aber immer eine Konzentration auf das 
Gezeigte, ein Weglassen etwaiger Zufälligkeiten, 
manchmal bis zum Stenographischen Kürzel 
(Viadukt ll). Dann wieder werden mit den Teilungen 
des Blattes in schwarze und weiße Zonen fast 
magische Wirkungen erreicht (Linz, Pöstlingberg). 
(5. 3.-5. 4. 1975) - (Abb. 19) 
Stadtmuseum Linz - Nordico 
Glas des Jugendstils 
Über die von Waltraud Neuwirth gestaltete Schau 
wurde anläßlich ihrer Präsentation in Wien, 
im Österreichischen Museum für angewandte Kunst, 
in unserem Heft Nr. 135 ausführlich berichtet. 
(13. 1.-9. 2. 1975 - (Abb. 20) 
Architektur der zwanziger Jahre 
Eine Fotodokumentation, die zeigt, daß die 
Avantgarde der Architekten der zwanziger Jahre 
sich erst nach dem zweiten Weltkrieg richtig 
durchgesetzt hat. Es sprach daher bemerkenswert 
vieles, das gezeigt wurde, als zeitnah an. 
Die Ausstellung kam durch die Firma Eternit-Werke 
L. Hatschek zustande. 
(17. 1.-12. 2. 1975) 
Hans Wallner 
Der im Jugendstil (ia nach bei Oskar Laske) 
letztmals zu einer größeren Verbreitung gekommene 
Papierschnitt hat wohl in dem Linzer Hans Wallner 
(1890-1972) seinen bedeutendsten österreichischen 
Vertreter. Blätter bis zu 97 x 97 cm sind, allein vom 
Technischen her, eine große Leistung. Wallner 
erreichte eine Wirkung, wie sie manchem 
Holzschneider eigen ist. Die Komposition steht 
ausgewogen im Bildrahmen. Auch abstrakte Formen 
finden wir, wobei die ungemein reichhaltigen und 
komplizierten schwarz-weißen Muster an Op-art 
denken lassen. 
(17. 1.-17. 2. 1975) - (Abb. 21) 
Niederösterreich 
Wiener Neustadt - Galerie 9 
Werner Rischanek 
Der Maler war bei einer der letzten Künstlerhaus- 
ausstellungen mit interessanten Entwürfen zur 
Ausgestaltung der U-Bahn-Schächte hervorgetreten. 
Es handelte sich um lineare Gestaltungen, die durch 
das schnelle Befahren der Tunnels erfaßt 
werden. Hier zeigte er wieder eine ganz andere, 
neue, mit lichtempfindlichen Farben und einem 
Auswaschverfahren gewonnene Technik. 
(13. 121974-17. 1.1975) 
Reo Martin Pedrazza 
20 große Olbilder und einige Graphiken. Das Thema 
des Tiroler Malers ist immer wieder der Mensch. 
Die Farben sind zurückhaltend und doch außer- 
ordentlich sinnlich, der Strich der Graphik ist ein 
gekräuseltes Suchen nach dem richtigen Weg. 
Die Zeichnungen sind bei Pedrazza sehr wesentlich. 
(21. 1.-22. 2. 1975) - (Abb. 22) 
H. P. Zimmer 
Der aus der deutschen Bundesrepublik kommende 
Künstler ist stark gesellschaftskritisch engagiert. 
Seine Druckgraphiken und Collagen sind kraftvoll 
und realistisch. 
(4. 3.-31. 3. 1975) - (Abb. 23) 
St. Pölten - Galerie Hippolyt 
Giselbert Hoke 
Der bekannte Kärntner Maler zeigte Gouachen, 
Zeichnungen und Lithos in seiner großteiligen Art 
und frischen Farbigkeit. 
(20. 2.-18. 3. 1975) 
Perchtoldsdorf - Galerie Romanum 
lsolde Jurina 
Collagen und Zeichnungen mit viel Phantasie. 
Die Farben sind schwer. Die Flächen sind bis in das 
letzte Fleckchen in Besitz genommen. Schillernde 
Fabelwesen, oft recht bedrohlich. 
(20. 2.-13. 3. 1975) - (Abb. 24) 
Alois Vogel 
Salzburg - Internationale Sommerakademie 
für bildende Kunst 
Vom 21. Juli bis zum 22. August 1975 finden auf der 
Festung Hohensalzburg die nun schon 23. Kurse 
seit 1953 statt. In den alliährlich gleichen Fächern 
unterrichten folgende Professoren: Abstrakte 
Malerei Mario Deluigi, Venedig; Figurale Malerei 
Joze Ciuha, Laibach; Lithographie Werner Otte, 
Salzburg; Radierung Otto Eglau, Berlin; Bildhauerei 
Wander Bertoni, Wien; Städtebauliche Architektur 
J. B. Bakema, Rotterdam; Galdschmiedekunst Helge 
Larsen, Sidney; Bühnenbild Günther Schneider- 
Siemssen, Wien; Bildnerisches Gestalten Claus 
Pack (Malen), Max Rieder (Modellieren) und Ger- 
hard Gutruf (Zeichnen); Dramaturgische Werkstatt 
Wolfgang Glück und Karl Maria Grimme, beide 
Wien. Anmeldungen bis zum 15. Juni 1975 an das 
Sekretariat der Sommerakademie: Kaigasse 2, 
Postfach 1B, A-501O Salzburg. m
	        
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