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wechselte oder die Quelle für
die Murrinen versiegte. Nach '
Thiersch mögen die jetzt so gut
wie verschlossenen Gebirgszüge ,_
am Kaspisee, in Armenien und
Persien den Stoff geliefert haben,
wie aus ihnen vielleicht auch
die ungewöhnlich großen Stücke
von Onyx und Sardonyx hervor-
gegangen sein dürften, aus wel-
chen die berühmten Pracht-
kameen von Wien, Paris, Peters-
burg und Neapel gearbeitet sind,
Edelsteine, wie man sie in sol-
chem Umfang heute nicht mehr
findet. Einige Gelehrte haben ja auch in ihnen, wie zum Beispiel im Braun-
schweiger Onyx, die Murrinen wieder entdecken wollen.
Die Annahme von Thiersch, daß außer den kostbaren Murrinen aus
Stein, aus einem der farbenprächtigen Flußspate, auch andere in Glas her-
gestellt wurden, welche den in parthischen Öfen gebrannten Murrinen des
Properz entsprechen, scheint in einigen antiken Schriftquellen eine Stütze
zu finden. Plinius selbst sagt vom antiken Glase: „Fit et album et murrinum,
aut hyacinthos saphirosque imitaturnm: „auch macht man weißes (das heißt
farbloses) und rnurrinisches Glas, sowie solches, das den Hyazinth und
Saphir nachahmt und anderes von allen sonstigen Farben". Hiebei frägt es
sich, ob das Wörtchen „aut" die beiden vorhergehenden Adjektiva von den
folgenden als eine besondere Gruppe trennt oder ob es einfach für „et"
dasteht. In ersterem Fall rnuß man die Stelle in der Form übersetzen, in
welcher ich es getan habe, in letzterem hat es zu lauten: „Auch macht man
weißes, wie solches Glas, das Murrinen, Hyazinth und Saphir etc. nachahmt."
Jenes würde bedeuten, daß Plinius hier die Murrina dem Glase zurechnet
und das murrinische, das heißt buntfarbige Glas dem farblosen an die Seite
setzt, dieses aber, daß er Murrinum ebenso wie Hyazinth und Saphir als
Namen eines Edelsteines gebraucht. Die erste Lesart ist jedenfalls korrekter,
ergibt aber einen Widerspruch zu seiner sonst stark betonten Ansicht,
daß die Murra ein Naturprodukt sei, gleich dem Kristall und dem Bernstein.
Aber solche Widersprüche in technischen Fragen sind ja bei ihm nicht
gerade selten.
Eine andere Stelle, welche die Murrinen in enge Beziehung zum Glase
bringt, Findet sich in Arrians bereits erwähntem Periplus erythr. mar. und
lautet: „zai hör'n; Öali; wÄsfova Täwj zu}. 150176]; Nlnfzpf-rq; ri; yevupäiarj; äv Alocnölenmh"
Hier sind die beiden griechischen Bezeichnungen für Glas M00; Xürv; und
öako; verwendet und damit das gegossene, opake und das durchsichtige Glas
" Plinius, 36, 67. - "f Ausgabe von Hudson, S. 4.
Antikes Netzglas aus Hohensülzen. Bonn, Provinzialmuseum