die hohe Eigenständigkeit und geniale Un-
iflußbarkeit seines Künstlers herauszustel-
Obwohl auch Steinbart immer wieder die
ilder für Figuren und Kompositionen zu Liss'
rn erkannte, abbildete und daraus Schlüsse
gab er den Übernahmen insofern eine ge-
t Beiläufigkeit, als Liss in seiner Sicht die
:len Vorbilder im optischen Gedächtnis spei-
e und diese erst später, gleichsam unbe-
,verwandell und als eigene Schöpfungen in
n Bildern auftauchen. Dach kann es, zumal
Qang von Liss als eines bedeutenden Ma-
und starken Anregers nicht nur für die
che Kunst, sondern ebenso für die seiner
lheimat Venedig und der Niederlande an-
tttl ist, nicht darum gehen, seine Malerei in
iremden Umgebung zu isolieren; vielmehr
es, sein Werk, entstanden im Austausch mit
n damals wie heute hochgeschätzten Zeit-
ssen, zu verfolgen und zu dokumentieren.
vor allem ist von Wichtigkeit und verdient,
meiner als es bisher der Fall ist, bekannt-
icht zu werden: Daß es während des Barock
Elsheimer und vor Schönfeld und Loth einen
tren deutschen Maler gegeben hat, dessen
:e über alle Ländergrenzen hinaus geschätzt
zls vorbildlich angesehen wurden,wie öffent-
ehrenvolle Aufträge, z. B. das Altarbild
Niccolo da Tolentino in Venedig, „Inspira-
Jes hl. Hieronymus" und die Vielzahl von ei-
iindigen Wiederholungen seiner Bilder zei-
Nichtig ist diese Tatsache aus zwei Gründen:
liegt eine zusätzliche Erklärung für den be-
reits im späten 17. Jahrhundert einsetzenden
großen Aufschwung deutscher Kunst, der nicht
aus dem Nichts heraus entstand und nicht von
ausländischen Vorbildern allein abhängig war:
Eine Großväter- und Vätergeneration von ge-
achteten Malern deutscher Herkunft hat es ge-
geben, auf die sich die Künstler berufen konnten
und auf die auch konkret zurückgegriffen wurde,
wie die Aufnahmen von Motiven nach Elsheimer
und Liss sowie die Kopien nach ihren Werken
zeigen. Denn so endgültig wie die durch frühe
Todesfälle abgebrochenen Lebensläufe des Els-
heimers und Liss' anzuzeigen scheinen, waren
die Aufenthalte deutscher und niederländischer
Künstler in Italien nicht: Den fast selbstver-
stündlichen Studienreisen nach ltalien folgten
kürzere oder längere Aufenthalte dort; doch
erst nach 18 Jahren kehrte Schönfeld zurück,
Rottenhammer blieb 17 Jahre dort, so daß nicht
auszuschließen ist, daß auch Liss früher oder
später zurückgekehrt wäre.
Außerdem mag diese Beschäftigung mit den all-
gemein anerkannten Künstlern, die in Italien mit
Erfolg tätig waren und die z. T. nur durch ihr
Ansehen in den Gastländern der durch die Um-
orientierung deutschen Geistes im 19. Jahrhun-
dert hervorgerufenen Vergessenheit entgingen,
auch zurück- oder weiterwirken auf die Kunst
des Barock in Deutschland selbst, so daß die
meist noch in erschreckender Weise unbearbei-
teten Künstler und Kunstwerkstätten deutscher
Zentren allmählich wissenschaftlich erforscht wer-
den und damit das Bild des l7. Jahrhunderts in
Deutschland, das bisher so einseitig von dem
Andenken an den Dreißigiährigen Krieg ge-
prägt ist, etwas differenzierter wird. Exempla-
risch für die Unkenntnis und das mangelnde ln-
teresse an deutschen Künstlern des "I7. Jahr-
hunderts ist das Beispiel der herausragenden
Malererscheinung Joachim von Sandrart, über
den es eine Reihe von Aufsätzen und ein-e Dis-
sertation, doch keine zusammenfassende Mono-
graphie mit guten Abbildungen gibt, keine Dar-
stellung seiner Stilentwicklung.
Diesem Ziel, der Bearbeitung der deutschen
Kunst des Barock Grundlage und Anregung zu
geben, dem die Deutsche Barockgalerie ihre
Entstehung verdankt und dem auch ihre Erwer-
bungsabsichten gelten, ist die Johann-Liss-Aus-
stellung gewidmet.
Da die Kunst des Barock und Rokoko im allge-
meinen ein internationaler Stil ist, der nachhal-
tiger als ieder andere mit Ausnahme der Gotik
aus der Vermischung verschiedener Einflüsse
entstand und sich weiterentwickelte, und die
deutsche Kunst der Zeit im besonderen beein-
flußt wurde von den angrenzenden Staaten, ist
die Beschäftigung mit Liss besonders lohnend,
da in seinem Werk vielfältige Einflüsse verar-
beitet sind. Dennoch behält er - bewirkt viel-
leicht durch die von Sandrart bezeugle Sponta-
neität beim Malen - einen so persönlichen Stil
bei, daß um eine kleine Anzahl traditionsgemäß
ihm zugeschriebener Werke außerordentlich fol-
gerichtig das ietzt etwa 45 Bilder starke Werk
gruppiert werden konnte; dies, obwohl die The-