das neue Palais am Josefstädter Glacis, heute
Friedrich-Schmidt-Platz, übertragen und in den
eigens für diesen Zweck vorgesehenen, für die
damalige Zeit außerordentlich modernen Ober-
lichtsälen aufgestellt. ln diese Räume ist nun
nach Ablauf des Salzburger Leihvertrages der
Hauptbestand der Galerie Graf Johann Rudolfs
wieder heimgekehrt. Es war eine der heute so
selten gewordenen mäzenatischen Taten, als
Graf Czernin zum Zeichen seiner Verbundenheit
und zur bleibenden Erinnerung an die „Salz-
burger Zeit" seiner Bilder das Porträt des Bild-
hauers Francais Duquesnoy von Jacques Blan-
chard (1600-1638) der Salzburger Residenzgale-
rie zum Geschenk machte.
Daß das Ausscheiden der Sammlung Czernin für
die Präsentation der Gemäldesammlung „Salz-
burger Residenzgalerie" heute leicht verschmerz-
bar ist, ist vor allem der planvollen Ankaufs-
und Sammeltötigkeit Hofrat Narobes sowie des-
sen Nachfolgers in der Leitung der Galerie, Dr.
Edmund Blechinger, zu danken. Denn während
der knapp 20 Jahre, in der die Sammlung Czer-
nin eines der Fundamente der Residenzgalerie
bildete, konnte die Galerie ihre eigenen Bestän-
de systematisch vermehren. Bedeutende Werke
von Makart, Waldmüller, Gauermann und Amer-
ling konnten ebenso erworben werden wie Bil-
der von Rottmayr, Troger, Maulpertsch, Kremser-
Schmidt, Altamonte, Gran, Solimena und Tie-
pala; eine besondere Bereicherung stellt das
Porträt Karls V. von Rubens dar. Selbst aus der
Sammlung Czernin konnten mehrere wichtige
Gemälde erworben werden, darunter einige
flämische und holländische Meister (vgl. Abbil-
dungen); vor allem ist der Ankauf der gesam-
ten Bilder der französischen Meister von großer
Wichtigkeit und überregionaler Bedeutung, da in
österreichischen Sammlungen, selbst im Wiener
Kunsthistorischen Museum, die französischen
Meister des 17. Jahrhunderts nicht sehr zahlreich
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Hans Makart
Farbskizze, O1 a
Ferdinand Geor
der am Fenster,
(184W18B4), Gesellschaftsszene,
uf Lw., 47 x 74 cm
Waldmüller (1793-1865), Kin-
l auf Lw., 89 x 65 cm
vertreten sind. Als längerfristige Leihgaben hat
die Residenzgalerie mehrere Gemälde aus der
Sammlung Schönborn-Buchheim zur Verfügung
gestellt erhalten.
Sichtbarer Ausdruck für den Erfolg solcher An-
kaufspolitik ist der nunmehrige Bestand der
Salzburger Residenzgalerie mit knapp mehr als
200 Gemälden, die in ihrer Gesamtheit einen
interessanten repräsentativen Querschnitt durch
die europäische Malerei vorn 16. bis zum 20.
Jahrhundert bieten. Die Hauptakzente liegen in
zwei Räumen mit holländischen Meistern, zwei
mit französischen und drei mit italienischen Mei-
stern, dem großen Ecksaal mit dem österreichi-
schen Barock sowie in zwei Sälen mit Meister-
werken des 20. Jahrhunderts, der eine dem Schaf-
fen Boeckls, Klimts, Koligs und Gerstls, der an-
dere ganz dem Anton Faistauers gewidmet.
Schließlich ist die Wiedereröffnung Endpunkt
umfangreicher Renovierungsarbeiten. Ziel dieser
Arbeiten war vor allem, die Galerie, deren aus-
gewählte Bestände bisher nur in den Sommer-
monaten zu sehen waren, in Zukunft ganzjährig
geöffnet zu halten und damit einen langgeheg-
ten Wunsch gerade der Salzburger Kunstfreunde
zu erfüllen. Außer dem notwendig gewordenen
Einbau einer indirekten Beleuchtungsanlage war
unabdingbare Voraussetzung für ein solches
Vorhaben, neben den größtmöglichen Sicher-
heitsvorkehrungen alle aus konservatorischen
Überlegungen nur denkbar wichtigen Maßnah-
men für ein klimatisches Gleichgewicht während
der Heizungsperiode zu treffen. Damit ist ein
neues „Kunst-Zentrum" geschaffen worden, des-
sen Besuch sich alle Bewohner Salzburgs und
deren Gäste und Freunde besonders angelegen
sein lassen sollten.
l l Unser Autor:
Franz Wagner
A-5163 Mattsee, Postfach 11
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