die anmutigen Landschaften. Als Jahreszeit ist
immer der Sommer gewählt. Das bäuerliche Le-
ben ist mit den stolzen Zeugen der Vergangen-
heit in vielen Fällen eine harmonische Synthese
eingegangen, wie überhaupt der möhrische
Schloßbaiu eine offensichtliche Freude am Land-
leben, eine breite Behaglichkeit und ein unver-
mitteltes Nebeneinander von Bauernhof und
Herrenhaus zeigt". Man sehe sich nur den „Vor-
hof in der Burg Buchlau" von 1836 (Abb. 7) an,
wo im warmen Licht eines Sommernochmittags
inmitten pickender Hühner ein städtisch geklei-
detes Paar sich mit dem Gutsverwalter unterhält,
oder die 1829 entstandene Ansicht von Schloß
Groß-MeseritschNelke Mezifici (Abb. 6), auf
der die dörfliche Staffage mit den Kühen im
Fluß, der Leinenbleiche und den zum Wirtshaus
strebenden Wanderern fast zur Genredarstel-
lung gerät.
Nur einmal wird in der Staffage ein Vorbild
spürbar; auf der Darstellung „Burg Eichhorn
westlich" von 1820 (Abb. 5), dessen bukolische
Szenerie mit den drei tanzenden blumenbekränz-
ten Mädchen und dem flöteblasenden Hirten-
knaben an die klassischen Landschaften Poussins
und Larrains denken lößt. Ein tieferer Symbol-
gehalt einzelner Motive, wie er bei Caspar David
18
Friedrich anzunehmen legitim sein mag, kann
bei Richter weder festgestellt noch vermutet wer-
den. Die beiden Schwäne vor der „Jacobshöhle
im Adamsthal", 1823, sind keineswegs Symbole
der Todessehnsucht, und die beiden Köuzchen
auf dem Blatt „Ruinen von Hochwald, zweiter
Hof" von 1834 (Abb. 9), das als ausgesprochenes
Effektstück gestaltet ist mit den düsteren, von
Unkraut überwucherten Mauerresten, deren Fen-
sterhöhlen vom Mondlicht von innen erleuchtet
werden, sind nur in einem oberflächlichen Sinn
als Nacht- und Todesvögel zu verstehen. Bei der
Darstellung „Der Matzach Grund mit der Bun-
qua" von 1830 könnte man fast vermuten, daß
Richter Höhlendarstellungen Friedrichs gesehen
haben muß, da die Ähnlichkeit überraschend ist".
Die verdorrten Böume und das rohe Holzkreuz
vor der düsteren Höhlenöffnung weisen direkt
auf die unheimlichen Legenden hin, die diesen
Ort umgeben und zur Gründung zahlreicher
Gnadenorte in dieser Gegend geführt haben.
Sie sind nicht durch einen von Richter hineinge-
legten allgemeineren religiösen Sinngehalt be-
dingt. Auch die Vermittlerrolle des Betrachters
im Bild ist viel äußerlicher, naiver und traditio-
neller als bei Friedrich: Das Blatt mit dem aus
der Höhle Schipowa Dyra auf die Burg Strom-
berg hinausblickenden liegenden W011i
(Abb. 14) erinnert in seiner Komposition ai
barockes Felsentheater. Der Herr, der, umsc
gen von seinem Begleiter, mit dem Ferngla
die Burg Pernstein blickt, soll dem Betrachte
Höhe des Steilufers der Schwarzawa sugg
ren, von dem aus die Ansicht genommen w
Auch die Ruinen Richters haben nichts Düst
Drohendes und rätselhaft Symbolisches. Sie
als malerischer Gegensatz und als histor
Denkmäler in einer geordneten Kulturlonds
aufgefaßt. Die Gegenüberstellung von V:
und festgefügter Sauberkeit, von üppigem P
zenwuchs und toter Ruine erzielt reizvolle
traste zwischen Gegenwart und Verganger
Auffallend ist ein eingehendes botanische
teresse des Malers in der präzisen Wieder;
von Blumen und Kräutern im Vordergrund
Bilder, die neben den Baumschlägen wohl ei
studiert wurden. Auch bei den Baumarten
genau unterschieden. Man kann Fichten, Ta
und Kiefern, Birken, Weiden, Kastanien, Ei
und Holunder sehr wohl erkennen. Doß das
neswegs selbstverständlich war, zeigen die
benserinnerungen Ludwig Adrian Richters, il
nen er berichtet, daß anlößlich der Kuns
stellung von 1822 in Dresden ein Gemäldt