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Erinnern wir uns noch einmal des eingangs er-
wähnten Artikels, so wurde dort davon gespro-
chen, daß die Mitglieder der Klimt-Gruppe bei
der Besetzung von Professuren und anderen Stel-
len eine Bevorzugung fanden. In einer am 13.
Juni veröffentlichten Darstellung - ebenfalls im
„Neuen Wiener Tagblatt" - erwiderte ein ehe-
maliges Mitglied der Secessian, das sich der
„Secessian in der Secession" angeschlossen hat
(Karl Moll):
„Sie wissen, daß bei der Besetzung von Lehr-
stühlen in einer gewissen Form - nicht offiziell -
auch die Secessian herangezogen zu werden
pflegt, von welcher schon häufig das eine oder
andere Mitglied auch eine Professur erhalten
hat. Da geschah es nun immer, daß das Plenum
der Secessian für das zu besetzende Lehramt
lediglich den Künstler derienigen Richtung vor-
schlug, der eben aus künstlerischen Erwägungen
berufen war, die Aufgabe ienes Lehramtes zu
erfüllen. Mit der dekorativen Richtung geht be-
kanntlich die Pflege des Kunstgewerbes einher.
Als daher gelegentlich Lehrkräfte für die Kunst-
gewerbeschule gesucht wurden, gelangten auch
Künstler aus der Secessian der dekorativen Rich-
tung zu diesen Stellen. Es waren dies die Herren
Hoffmann, Moser und Roller. Eine Lehrkanzel
an der Akademie der bildenden Künste, deren
Fach das rein malerische bildet, erhielt tatsäch-
lich ein Mitglied dieser Richtung in der Secession,
nämlich Professor Bacher. Sie können hieraus
ersehen, wie gerecht diese beiden Richtungen in
entscheidenden Fragen berücksichtigt wurdenv."
Ob man bei einem solchen Verhältnis der Be-
setzungen unbedingt van Gerechtigkeit spre-
chen kann? Und: Sind nicht Hoffmann, Moser
und Roller von Myrbach berufen worden, der als
Mitglied der Secessian Direktor der Kunstge-
werbeschule war und als führendes Mitglied der
„dekorativen Gruppe" angehörte? - Schon am
16. Juni wurde der Darstellung Malls in der-
selben Zeitung widersprochen. Friedrich Stern:
„Moll führte als beweiskräftig für die Obiek-
tivität der Gruppe die Tatsache an, daß für das
kunstgewerbliche Museum allerdings lauter ,De-
korative', Hoffmann, Moser und Roller, nomi-
niert wurden - er vergißt Metzner -, für die
Akademie sei aber doch Bacher, als der male-
rischen Gruppe angehörig, namhaft gemacht
worden. Wirklich? War nicht vorher mit Hoch-
druck für Klimt gearbeitet worden, den die ,de-
korative' Richtung doch vollständig für sich in
Anspruch nimmt? Und kam Bacher nicht erst
dann aufs Tapet, als die totale Aussichtslosig-
keit einer Kandidatur Klimts sich herausstellte u?"
Nach dieser Aussage scheint es, daß es bis 1905
vier Versuche gab, Klimt mit einer Professur an
der Akademie zu bedenken, die alle scheiterten,
nämlich 1891,1901,1903 und 1905".
Nach eine letzte Ursache des Bruches gilt es
zu untersuchen. In der oben erwähnten Darstel-
lung im „Neuen Wiener Tagblatt", die, wie ge-
zeigt wurde, aus der Feder Molls stammt, hieß
es nämlich:
„Später gab es auch Fehden bei der Auf-
nahme van neuen Mitgliedern in die Secession,
wobei sich die einzelnen Parteien von der Rück-
sichtnahme auf die Richtung leiten ließen, wel-
cher der Aufnahmswerber eben huldigte."
Da 1903 nur ein einziges Mitglied, nämlich Franz
Metzner, in der Versammlung am 18. April und
1904 Karl Ederer, Adolf Levier, Karl Schmoll von
Eisenwert und Hugo Lederer in der Versammlung
vorn 9. April aufgenommen wurden, dürfte es
hier zu den erwähnten Fehden gekommen sein.
Engelharts Äußerung zu dieser Frage (1943):
„Um auch zahlenmäßig stärker zu sein, be-
mühten sich die Raumkünstler, ihre außenstehen-
den Anhänger zu Mitgliedern zu machen "K"
Fragt man sich, wer hier gemeint sein köt
so stößt man auf Carl Otto Czeschko, der -
wohl Mitglied des Jungbundes - in der 8.,13.
20. Ausstellung der Secessian ausstellte und I
dem Austritt der Klimt-Gruppe Anfang Okti
zusammen mit Klimt, Metzner, Liuksch und de
Frau Elena Luksch-Makowsky als ständiger
arbeiter der Wiener Werkstätte beitrati".
Die ausgetretenen Mitglieder der Secession
ten am 14. Juni zu einer Sitzung zusammi
um über die weiter zu unternehmenden Scf
zu beraten. Am 1B. Juni wurde dann in mehr
Zeitungen eine auf dieser Sitzung formul
„Mitteilung an ihre Freunde" veröffentlicht:
„Die Unterzeichneten sind der Ansicht,
angesichts der gewaltigen Umwälzung aller
schauungen die Künstler ihre Tätigkeit nich
diglich auf die zeitweilige Veranstaltung
Ausstellungen beschränken sollen, daß sie
mehr trachten müssen, auf immer mehr Äuße
gen des modernen Lebens Einfluß zu gewin
daß sie geradezu verpflichtet sind, jedwede
bietende Gelegenheit zu benützen, um das K
leben im weitesten Sinne zu fördern
immer weitere Kreise des Volkes durch ihre
tigkeit zu überzeugen, daß kein Leben so 1
ist, daß es durch die Kunst nicht reicher we
könnte, keines so arm, daß für die Kunst
Raum darin wäre. Da unsere Bestrebungen
der Maiorität der Vereinigung auf Widers
und Mißdeutung stießen, da manche derse
sich im engen Rahmen einer Vereinigung
gar nicht versuchen lassen, vor allem aber,
wir erkennen mußten, daß die Mehrzahl t
rer Kollegen kein Vertrauen in den Ernst uns
Absichten und kein Wohlwollen für diese
zubringen vermochte, haben wir uns zum
tritte genötigt gesehen. Daß diesem Entsc
Mißhelligkeiten vorangingen, scheint leider
vermeidlich gewesen zu sein, doch halten
für überflüssig, näher auf die Darstellung
selben einzugehen. Josef Auchentaller, Wil'
Bernatzik, Adolf Böhm, Adolf Hölzel, Josef t
mann, Franz W. Jäger, Gustav Klimt,
Kurzweil, Wilhelm List, Richard Luksch, F
Metzner, Karl Moll, Koloman Moser, Emil C
Alfred Roller, Otto Wagner".
Dieser Aufsatz ist ein Kapitel einer Arbeit übe
Klimt-Gruppe, für die der Verfasser den Förderung
der Theodor-Körner-Stittung erhielt.
4 Alfred Jettmar, Pegasus und die drei Grt
über dem Gebäude der „Secession", 1906
5 Kolo Moser, Plakat für die 5. Ausstellung
Wiener Secessian, 1899
Anmerkungen 27-33
" Neues Wiener Tagblatt (Nr. 161) vom 13. Juni 1905.
7' Neues Wiener Tagblatt (Nr. 164] v. 16, Juni 1905,
1' Vgl. Anm. w und Nebehay, m9, s. so? u, 5137515.
f" Engelhart,1943, 5.113.
'" Vgl. B(erta). Z(uckerkandl)., Die Vergrößerung der Vt
Werkstätten, in: Wiener Allgemeine Zeitung (Nr.
v. 3. Oktober 1905, S. 3.
3' Arbeiter-Zeitung (Nr. 162) v. 14. Juni 1905, S. 5.
1' Neues Wiener Taglblatt (Nr. 166) v. 1B. Juni 1905,
Arbeiter-Zeitung ( r. 166) v, 1B. Juni 1905, S. 8;
grei? Presse (Nr. 14661) v. 1B. Juni 1905 (Margen
Unser Autor;
Horst-Herbert Kossatz
Fernsehredakteur und Publizist
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1080 Wien