MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 141)

J 
l 
i 
1 
 
vitsxixisrtißi . 
srctvns m2 s 
Reiriiwm  D 
immun: zur-wurm 
aveu snramml)" 
  
Erinnern wir uns noch einmal des eingangs er- 
wähnten Artikels, so wurde dort davon gespro- 
chen, daß die Mitglieder der Klimt-Gruppe bei 
der Besetzung von Professuren und anderen Stel- 
len eine Bevorzugung fanden. In einer am 13. 
Juni veröffentlichten Darstellung - ebenfalls im 
„Neuen Wiener Tagblatt" - erwiderte ein ehe- 
maliges Mitglied der Secessian, das sich der 
„Secessian in der Secession" angeschlossen hat 
(Karl Moll): 
„Sie wissen, daß bei der Besetzung von Lehr- 
stühlen in einer gewissen Form - nicht offiziell - 
auch die Secessian herangezogen zu werden 
pflegt, von welcher schon häufig das eine oder 
andere Mitglied auch eine Professur erhalten 
hat. Da geschah es nun immer, daß das Plenum 
der Secessian für das zu besetzende Lehramt 
lediglich den Künstler derienigen Richtung vor- 
schlug, der eben aus künstlerischen Erwägungen 
berufen war, die Aufgabe ienes Lehramtes zu 
erfüllen. Mit der dekorativen Richtung geht be- 
kanntlich die Pflege des Kunstgewerbes einher. 
Als daher gelegentlich Lehrkräfte für die Kunst- 
gewerbeschule gesucht wurden, gelangten auch 
Künstler aus der Secessian der dekorativen Rich- 
tung zu diesen Stellen. Es waren dies die Herren 
Hoffmann, Moser und Roller. Eine Lehrkanzel 
an der Akademie der bildenden Künste, deren 
Fach das rein malerische bildet, erhielt tatsäch- 
lich ein Mitglied dieser Richtung in der Secession, 
nämlich Professor Bacher. Sie können hieraus 
ersehen, wie gerecht diese beiden Richtungen in 
entscheidenden Fragen berücksichtigt wurdenv." 
Ob man bei einem solchen Verhältnis der Be- 
setzungen unbedingt van Gerechtigkeit spre- 
chen kann? Und: Sind nicht Hoffmann, Moser 
und Roller von Myrbach berufen worden, der als 
Mitglied der Secessian Direktor der Kunstge- 
werbeschule war und als führendes Mitglied der 
„dekorativen Gruppe" angehörte? - Schon am 
16. Juni wurde der Darstellung Malls in der- 
selben Zeitung widersprochen. Friedrich Stern: 
„Moll führte als beweiskräftig für die Obiek- 
tivität der Gruppe die Tatsache an, daß für das 
kunstgewerbliche Museum allerdings lauter ,De- 
korative', Hoffmann, Moser und Roller, nomi- 
niert wurden - er vergißt Metzner -, für die 
Akademie sei aber doch Bacher, als der male- 
rischen Gruppe angehörig, namhaft gemacht 
worden. Wirklich? War nicht vorher mit Hoch- 
druck für Klimt gearbeitet worden, den die ,de- 
korative' Richtung doch vollständig für sich in 
Anspruch nimmt? Und kam Bacher nicht erst 
dann aufs Tapet, als die totale Aussichtslosig- 
keit einer Kandidatur Klimts sich herausstellte u?" 
Nach dieser Aussage scheint es, daß es bis 1905 
vier Versuche gab, Klimt mit einer Professur an 
der Akademie zu bedenken, die alle scheiterten, 
nämlich 1891,1901,1903 und 1905". 
Nach eine letzte Ursache des Bruches gilt es 
zu untersuchen. In der oben erwähnten Darstel- 
lung im „Neuen Wiener Tagblatt", die, wie ge- 
zeigt wurde, aus der Feder Molls stammt, hieß 
es nämlich: 
„Später gab es auch Fehden bei der Auf- 
nahme van neuen Mitgliedern in die Secession, 
wobei sich die einzelnen Parteien von der Rück- 
sichtnahme auf die Richtung leiten ließen, wel- 
cher der Aufnahmswerber eben huldigte." 
Da 1903 nur ein einziges Mitglied, nämlich Franz 
Metzner, in der Versammlung am 18. April und 
1904 Karl Ederer, Adolf Levier, Karl Schmoll von 
Eisenwert und Hugo Lederer in der Versammlung 
vorn 9. April aufgenommen wurden, dürfte es 
hier zu den erwähnten Fehden gekommen sein. 
Engelharts Äußerung zu dieser Frage (1943): 
„Um auch zahlenmäßig stärker zu sein, be- 
mühten sich die Raumkünstler, ihre außenstehen- 
den Anhänger zu Mitgliedern zu machen "K" 
Fragt man sich, wer hier gemeint sein köt 
so stößt man auf Carl Otto Czeschko, der - 
wohl Mitglied des Jungbundes - in der 8.,13. 
20. Ausstellung der Secessian ausstellte und I 
dem Austritt der Klimt-Gruppe Anfang Okti 
zusammen mit Klimt, Metzner, Liuksch und de 
Frau Elena Luksch-Makowsky als ständiger 
arbeiter der Wiener Werkstätte beitrati". 
Die ausgetretenen Mitglieder der Secession 
ten am 14. Juni zu einer Sitzung zusammi 
um über die weiter zu unternehmenden Scf 
zu beraten. Am 1B. Juni wurde dann in mehr 
Zeitungen eine auf dieser Sitzung formul 
„Mitteilung an ihre Freunde" veröffentlicht: 
„Die Unterzeichneten sind der Ansicht, 
angesichts der gewaltigen Umwälzung aller 
schauungen die Künstler ihre Tätigkeit nich 
diglich auf die zeitweilige Veranstaltung 
Ausstellungen beschränken sollen, daß sie 
mehr trachten müssen, auf immer mehr Äuße 
gen des modernen Lebens Einfluß zu gewin 
daß sie geradezu verpflichtet sind, jedwede 
bietende Gelegenheit zu benützen, um das K 
leben im weitesten Sinne zu fördern 
immer weitere Kreise des Volkes durch ihre 
tigkeit zu überzeugen, daß kein Leben so 1 
ist, daß es durch die Kunst nicht reicher we 
könnte, keines so arm, daß für die Kunst 
Raum darin wäre. Da unsere Bestrebungen 
der Maiorität der Vereinigung auf Widers 
und Mißdeutung stießen, da manche derse 
sich im engen Rahmen einer Vereinigung 
gar nicht versuchen lassen, vor allem aber, 
wir erkennen mußten, daß die Mehrzahl t 
rer Kollegen kein Vertrauen in den Ernst uns 
Absichten und kein Wohlwollen für diese 
zubringen vermochte, haben wir uns zum 
tritte genötigt gesehen. Daß diesem Entsc 
Mißhelligkeiten vorangingen, scheint leider 
vermeidlich gewesen zu sein, doch halten 
für überflüssig, näher auf die Darstellung 
selben einzugehen. Josef Auchentaller, Wil' 
Bernatzik, Adolf Böhm, Adolf Hölzel, Josef t 
mann, Franz W. Jäger, Gustav Klimt, 
Kurzweil, Wilhelm List, Richard Luksch, F 
Metzner, Karl Moll, Koloman Moser, Emil C 
Alfred Roller, Otto Wagner". 
Dieser Aufsatz ist ein Kapitel einer Arbeit übe 
Klimt-Gruppe, für die der Verfasser den Förderung 
der Theodor-Körner-Stittung erhielt. 
4 Alfred Jettmar, Pegasus und die drei Grt 
über dem Gebäude der „Secession", 1906 
5 Kolo Moser, Plakat für die 5. Ausstellung 
Wiener Secessian, 1899 
Anmerkungen 27-33 
" Neues Wiener Tagblatt (Nr. 161) vom 13. Juni 1905. 
7' Neues Wiener Tagblatt (Nr. 164] v. 16, Juni 1905, 
1' Vgl. Anm. w und Nebehay, m9, s. so? u, 5137515. 
f" Engelhart,1943, 5.113. 
'" Vgl. B(erta). Z(uckerkandl)., Die Vergrößerung der Vt 
Werkstätten, in: Wiener Allgemeine Zeitung (Nr. 
v. 3. Oktober 1905, S. 3. 
3' Arbeiter-Zeitung (Nr. 162) v. 14. Juni 1905, S. 5. 
1' Neues Wiener Taglblatt (Nr. 166) v. 1B. Juni 1905, 
Arbeiter-Zeitung ( r. 166) v, 1B. Juni 1905, S. 8; 
grei? Presse (Nr. 14661) v. 1B. Juni 1905 (Margen 
Unser Autor; 
Horst-Herbert Kossatz 
Fernsehredakteur und Publizist 
Laudongasse 44llll3O 
1080 Wien 

	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.