I Aktuelles Kunstgeschehen l Österreich
erscheinen; denn die hohe technische wie geistige
Virtuosität seines Aquarellierens könnte auch Anlaß
für Wege anderen künstlerischen Ausdrucks
gewesen sein. Salzmanns Zeichnungen nun
verbildlichen seine Eindrücke, seine Faszinationen
von den geschnittenen Alleebäumen barocker
Gärten, von ihrem wandhaften und doch in der
Oberfläche changierenden Charakter.
(26. 6.-13. 7. 1975) - (Abb. 9, 10)
Museumspavillon
Carl Hafer
Die diesjährige Sommerausstellung des Salzburger
Kulturamtes war dem Werk Carl Hofers (1875-1955)
gewidmet. Ein Schaffen, das nid1t leicht in eine
bestimmte Kunstrichtung einzuordnen ist. Zwar
wird Hafer gerne dem Expressionismus zugezählt,
aber oft drückt die Verarbeitung des künstlerischen
Einfalls eine stetige Suche nach einem Ideal aus,
das fern der Grenzen dieser irdischen Welt liegt.
Klassische Ruhe und zurückhaltender Ausdruck
können wesentlicher Bestandteil der menschlichen
Gestalten wie der farbensatten Landschaften
und Stilleben dieses Malers sein.
(2. 6-30. 8. 1975)
Kunstverein
Theodor Kern
Von der Salzburger Residenzgalerie wurde in
Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung der
Salzburger Landesregierung in den Räumen des
Kunstvereins im Trakl-Haus am Waagplatz eine
umfassende Retrospektive des malerischen Schaffens
von Theodor Kern (Salzburg, 1900-1969, Hitchin,
Hertfordshire) veranstaltet. Als der Gärtnerssohn von
der Wiener Akademie zurückkehrte, wurde er bald
der engste Mitarbeiter Anton Faistauers. Aber
Kern, der 1938 nach England ging, sagte selbst
in einem zwei Jahre vor seinem Tode gegebenen
Interview: „Ich bin hingerissen gewesen am Anfang
von Faistauer, hingerissen dann von Gauguin,
von van Gogh und Picasso und Pollock; aber ich
habe mich zu einem persönlichen Stil durch-
gearbeitet, der mir erlaubt, direkt und ohne
besondere Rücksichtnahme auf irgendwen oder
irgendwas meine Emotionen, meine Erinnerungen
und Farbenspiele direkt auf die Leinwand zu
werfen - und das ist eine ganz große Befreiung."
(Juli-August 1975) - (Abb. 11) Franz Wagner
Tirol
Innsbruck - Landesmuseum Ferdinandeum
Tirol im Kartenbild bis 1800
100 alte Karten vom 15. bis zum 1B. Jahrhundert, aus-
gestellt zum Anlaß des 40. deutschen Geographen-
tages, geben Aufschluß über die schrittweise Ent-
deckung der Erdoberfläche im Bereich Tirols. Mit den
Hafmalern Jörg Kölderer und Paul Dax haben
sich erstmals Einheimische als Hersteller van
Landkarten von Niveau betätigt. Die erste Spezial-
karte des Landes ist von dem Wiener Wolfgang
Lazius (1561). Die Arbeiten von Peter Anich und
Blasius Hueber sind unbedingte Höhepunkte der
einheimischen Kartographie.
(15. 5.-29. 6. 1975)
Galerie im Taxispalais
Chotoku Tanaka
Der 1947 geborene Japaner zeigte Fotos und
Fotofolgen. Neben bedrückenden Realismen waren
auch interessante Bildfolgen und sehr beziehungs-
volle Gegenüberstellungen zu sehen, die zum
Nachdenken aufriefen.
(3.-25. 6. 1975) - (Abb. 12)
Kärnten
Klagenfurt - Galerie Slama
Linde Waber
Die bekannte Graphikerin brachte eine Auswahl
ihrer Holzschnitte und einige neue Zeichnungen.
Sehr eindrucksvoll die verschiedenen Phasen und
doch eine durchgehende Entwiddung. Neben der
klaren linearen Strukturierung ist ein starkes
malerisches Element zu bemerken.
(10.-21. 6. 1975) - (Abb. 13)
40
Klagenfurt - Kärntner Landesgalerie
Egon Rubin
Der seit 1972 als freischaffender Künstler tätige
Kärntner kommt von der Architektur her
(TH WienlGruppe FeuersteinlAkademie der
bildenden Künste, Prof. E. A. Plischke), was sich
zum Teil auch in seinen Werken niederschlägt.
In diesem Sommer machte sich Egon Rubin mit
neueren Arbeiten in Eitemperatechnik in seiner
engeren Heimat weiter bekannt.
(2. 7.-3. 8. 1975) - (Abb. 14)
Villach - Galerie an der Stadtmauer
Erich Tschinkel
Die großen, sehr kühl gemalten technischen Details
unserer Umwelt beherrschen die Bilder dieses
Malers. Es ist ein selektierender Realismus,
der sich des alltäglich Nichtbeachteten zuwendet.
(5.-23. 5. 1975) - (Abb. 15)
Steiermark
Graz - Neue Galerie Joanneum
Doris Reitter
13 große mit Dispersion, manchmal zusätzlich mit
Farbstiften, auch mit Acryl auf Leinwand gemalte
Bilder, wieder mit sehr sparsamen Darstellungen,
wieder ein Versuch des Festhaltens unbeachteter
Realitäten, nur hier in andere Bereiche als bei
Lettner führend. Die Themen (z. B. Der Riß, Die
Nadel, Gurten, Die Naht u. a.) sind sicher auch
psychoanalytisch interessant und geben zu denken.
(11. 4.-11. 5. 1975) - (Abb. 16)
Fritz Hartlauer
Diese erste große retrospektive Ausstellung des 1919
geborenen Steirers umfaßte 110 Exponate,
davon allein 49 Plastiken. Es wurde zwar sein
formales Herkommen von der Gestaltung des
menschlichen Kopfes dokumentiert, ebenso aber
gezeigt, daß der Künstler sehr bald zu einem sehr
geometrischen Kanon gefunden hat. Von religiös-
philosophisdien Überlegungen ausgehend, drängt
er zu Archetypischem und Universalem. Kerngefüge,
Urzellensysteme in unermüdlich immer neuen
Variationen (wie die Natur unermüdlich) siedeln
kristallöhnlich aneinander. Sehr interessant auch
die Dokumentation der großen an Bauten
angebrachten Werke, wobei man bei der Altarwand
der Herz-Jesu-Kirche Linz bedauert, daß nicht der
erste Entwurf ausgeführt wurde.
(17. 5.-4. 6. 1975) - (Abb. 17)
Marc Adrian
Ausschließlich Hinterglasmontagen und -bilder aus
den letzten zwanzig Jahren. Der außerordentlich
vom Optischen her orientierte Künstler operiert
mit einer Fülle van Variationsmäglichkeiten,
von strenger Serienmäßigkeit bis zum freien Spiel,
vom „Porträt" bis zurn Lettrismus, wobei der
Betrachter meist durch sein Varbeischreiten an den
geriffelten Glasgefügen zum Mitgestalter wird.
(18. 4.-4. 5. 1975) - (Abb. 1B)
Oberösterreich
Linz - Neue Galerie
Oberösterreichische Avantgarde
Eine sehr gelungene Präsentation iunger ober-
österreichischer Künstler. Der Titel ist zwar für
viele durchaus nicht zutreffend, etwa für S. Auer,
R. Moratti, W. Stifter oder G. Mairwöger,
doch gerade die Qualität mancher Arbeiten wird
wohl den Ausstellungsleiter Peter Baum dazu
bewogen haben, auch diese zu zeigen. 125 Exponate
von 25 bekannten Malern, Graphikern, Plastikern,
Obiektkünstlern und Aktianisten waren zu sehen.
Eine Zusammenstellung, die wert wäre, auch in
anderen Bundesländern gezeigt zu werden. Ein
sehr guter, umfangreicher Katalog gibt eine
bleibende Dokumentation.
(24. 4-31. 5. 1975) - (Abb. I9)
KirchdorflKrems - Galerie Schloß
Neupernstein
Anton Watzl
Der Graphiker, von dem wir schon oft berichteten,
stellte hier „imaginäre Landschaften" vor.
Wir haben schon in einigen Ausstellungen Watzls
festgestellt, daß sich die Liniengefüge mehr und
mehr zu verselbständigen beginnen, den Gegen-
stand auflockern, so etwa bei seinen Blättern mit
Pflanzenmotiven. Hier war dieselbe Erscheinung
bei der Landschaft zu bemerken. Aus allen Arbeiten
sprach eine sehr schwungvolle und ihrer Sicherheit
bewußte Handschrift.
(31. 5.-12. 7. 1975) - (Abb. 20)
Künstlerzentrum Schloß Parz
Farbe und Volumen
In einer guten Zusammenarbeit mit der Meisterklasse
für Innenarchitektur der Hochschule für künstlerische
und industrielle Gestaltung Linz wurde hier eine
ausgezeichnete Schau aufgebaut. Malerei, Graphik,
Plastik von 32 Künstlern wurde gezeigt. Der
Andrang bei der Eröffnung war gewaltig.
(14. 6.-27. 7. 1975)
Niederösterreich
Wiener Neustadt - Galerie 9
Russische Graphik heute
Von zwölf sowjetischen Künstlern waren etwas über
20 Blätter zu sehen. Holzschnitte, Lithos,
Radierungen. Hauptsächlich braver sozialistischer
Realismus. Zu mehr, zu stärkerer Aussage kommen
Babaiew Rasim aus Baku, der an Chagall erinnert,
und Alexander Dantschenko mit seinen Radierungen.
Die Ausstellung kam in Zusammenarbeit mit der
Österreichisch-Sowietischen Gesellschaft zustande.
(1. 5.-28. 5. 1975) - (Abb. 21)
St. Pölten - Galerie Hippolyt
Robert Hammerstiel
Ein Künstler, der seiner Art treu bleibt. Die Holz-
Schnitte mit ihren Einbeziehungen der natürlichen
Strukturen haben etwas Schweres, Bäuerliches,
oft auch Herbes, das ihnen Gewicht gibt.
(6. 5.-6. 6. 1975)
Schloß Schallaburg
Kostbarkeiten aus Niederösterreich
Neben Funden der Frühgeschichte, der Römerzeit,
der volkskundlichen Sammlung, neben Exponaten
des Landesarchivs und der Landesbibliathek mit
kostbaren Stücken werden Obiekte des Nieder-
österreichischen Landesmuseums gezeigt. Tafelbilder
und Plastiken des 15. und 16. Jahrhunderts.
Besonders schön die Flachauer Madonna aus Zwettl.
Der Barock ist mit Bildern von M. Rottmavr,
D. Gran, P. Troger, F. A. Maulbertsch und
M. J. Schmidt würdig vertreten. Die Moderne ist
durch eine Auswahl zeitgenössischer österreichischer
Gobelins und Kleinplastiken, zusammengestellt
von J. Schulz und A. Vogel, gut dokumentiert.
(30. 4.-30. 11. 1975) - (Abb. 22)
Perchtoldsdorf - Galerie Romanum
Josef Buttinger und Herbert Schügerl
Mischtechniken und Graphiken zweier sowohl
altersmäßig als auch formal recht unterschiedlicher
Künstler. Buttinger, geb. 1925, zeigt eine sehr
muntere Farbigkeit. Er ist nun wieder sehr
gegenständlidi und verwendet symbolträchtige
Metapher. Schiigerl, geb. 1948, hat wohl Schwung,
lößt iedach nach viele Fragen offen.
(4. 6.-18. 6. 1975) - (Abb. 23)
Burgenland
Oberpullendorf - Hypo-Bank
Hilda Uccusic
51 Obiekte, hauptsächlich Aquarelle und Tusche-
zeichnungen, zeugen von der unermüdlichen Kraft
dieser Frau, die neben vielen beruflichen und
familiären Arbeiten immer den Schwung und die
Zeit zur schöpferischen Leistung findet und von
Ausstellung zu Ausstellung eine lebendigere
Aussage vorweist. Besonders die Aquarelle,
bei denen man das Herkornmen von Boeckel spürt,
haben mit ihren leuchtenden Farben etwas
Faszinierendes. Die Beispiele auf dem Plakat sind
nicht gut gewählt.
(9.-22. 6. 1975) - (Abb. 24) Alois Vogel