MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 141)

Varia 
 
5 Jahre 
Bundesministerium für Wissenschaft 
und Forschung 
Mit einer Ausstellung unter dem Titel „Die 
Bundesmuseen - Kataloge und Plakate" (einge- 
schlossen die österreichische Nationalbibliothek) 
gibt das noch iunge, 1970 begründete Bundes- 
ministerium für Wissenschaft und Forschung unter 
der Führung von Frau Bundesminister Dr. Hertha 
Firnberg einen QEWICIIIIQQH Tätigkeitsnadiweis in 
Sachen Kunst und Kultur. Mit den umfangreichen 
Vorhaben auf dem Gebiete von Wissenschaft und 
Forschung Hand in Hand geht das ministerielle 
Bestreben, in besonderem Maße das traditionell 
stets etwas antiquierte Kunst- und Kulturbewußt- 
sein des Österreichers durch gezielte Aktivitäten 
mit frischem Geist zu erfüllen. Das kann und muß in 
erster Linie über die Hauptplattform, das Museum, 
geschehen, dessen Aufgabe neben seinen 
wissenschaftlichen Vorhaben es auf Zukunft 
gesehen ist, in immer stärkerem Maße Kommuni- 
kationszentrum auf verschiedenen Ebenen zu sein. 
Mit immer moderneren Mitteln will man alle 
Möglichkeiten ausschöpfen, das Verständnis für 
Kunst generell zu wecken, von der Selbstverständ- 
lichkeit, mit Kunst bereichert zu leben, überzeugen. 
Neben echten großen Erfolgen in dieser Richtung 
herrscht aber nach wie vor in breitesten Kreisen und 
Gesellschaftsschichten die Meinung vor, „man 
könne auch ohne Kunst Ieben". Eine ungeschminkte 
Tatsache, der nur durch verstärkte Einfühlung und 
noch wirksamere Aktivitäten begegnet werden kann. 
Dessen ist man sich zu höchster Stelle voll 
bewußt, und so ist die Ausstellung des Ministeriums 
nichi nur Rechenschaftsbericht auf dem kulturellem 
Sektor, sondern ein Gesamtbild mehr oder minder 
erfolgreicher Aktivitäten, getragen und initiiert 
vom Willen einer volksnahen Ressortministerin, die 
in Zukunft noch stärker und freier, offener und 
gezielter als bisher einer gesunden Programmatik 
entspringen müssen. Allen so lebensnotwendigen 
Prioritäten zum Trotz kann eine echte Bereicherung 
des menschlichen Lebens nur über die breite 
Ausdrucksskala des Schöpferischen erfolgen. Echte 
Berührungspunkte und wesenentsprechende 
Anklänge über Themata mit dem Kunstkonsumenten, 
sprich Publikum, sollten geschaffen werden, wenn 
man auf breiter Basis und auf Dauer Erfolg haben 
will und wenn man iene Hinwendung zu 
geschmäcklerischer Pseudokunst, durch ein 
ungeheures Angebot verführend und „Ieicht 
verständlich" in den gewissen Salons dargeboten, 
unterbinden und zu echter Beziehung mit Kunst 
hinführen will. Kulturpolitik ist der edelste Zweig 
aller gesellschaftspolitischen Bestrebungen. Daß 
gerade in den letzten fünf Jahren, besonders was 
das Ausstellungswesen und dessen schon sehr 
gesunde Konzeptionen anlangt, von seilen des 
Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung 
viel geschehen ist, davon wird diese Ausstellung, 
die in der Wiener Graphischen Sammlung Albertina 
vom 30. September bis 26. Oktober stattfinden wird, 
Zeugnis ablegen. 
Ausstellungszyklus T975 
Bundesministerium für Wissenschaft 
und Forschung und Wiener Museen 
mit derZentraIsparkasseder GemeindeWien 
Eine begrüßenswerte Initiative setzt in Zusammen- 
arbeii mit dem Bundesministerium für Wissenschaft 
und Forschung die Zentralsparkasse der Gemeinde 
Wien mit ihrem für T975 vorgesehenen 
Programm, einen Zyklus von Ausstellungen aus 
Wiener Museen in ihren Zweigstellen durchzuführen. 
Banken und Geldinstitute betrachten es als eine 
ihrer vornehmsten Aufgaben, neben ihrer sonstigen 
Fördertätigkeit mit Aktivitäten die Funktion der 
Kunst im Alltag neu zu beleben und zu festigen. 
Man will dabei beileibe nicht die Museen 
konkurrenzieren, eher im Gegenteil „appetit- 
anregend" wirken. Die hier besprochene Großaktion 
der Zentralsparkasse begegnet in mehrfacher 
Weise sowohl den Intentionen des Wissenschafts- 
ministeriums wie denen der Museen. Erstens kann 
50 
dem seine Geldgeschäfte abwickelnden Staatsbürger 
auf leichte, ia zwanglose Weise Kunst vor die 
Augen gebracht werden. Man setzt Ruhepunkte 
in die oft hektische Betriebsamkeit der Geldinstitute, 
animiert zum Verweilen und kann Kunst entdecken 
helfen. Ferner ist die Möglichkeit geschaffen, 
das verborgene Museumsobiekt, das meist kein 
Sekundärobiekt dem Werte nach ist, einem 
relativ unbekannten unmuseolen Publikumskreis zu 
erschließen; kann in der Folge damit bewirken, 
das Interesse für die großen und reichen 
Hauptsammlungen in den Museen selber zu steigern 
und zu deren Besuch anregen. Vor allem an der 
Peripherie, wo abseits der zentralgelegenen 
Kunstsammlungen wenig Gelegenheit gegeben ist, 
Kunst an den Mann von der Straße zu bringen, 
scheinen solche Zweigstellen als Kommunikations- 
zentren von wesentlicher Bedeutung. 
Die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien hat und 
wird 1975 in etwa 40 ihrer Zweigstellen diesen 
Ausstellungszyklus veranstalten, der neben 
Ausstellungen aus den Bereichen der Volkskunde, 
der Mineralienkunde und Zoologie, der Volkskunst 
und des Hausgewerbes wie der Völkerkunde auch 
eine des Österreichischen Museums, des Bereichs 
der angewandten Kunst, zeigt. Und zwar „Oster- 
reichische Glaskultur" (von 1800 bis in die zwanziger 
Jahre), ein Abriß aus der Geschichte des Glases 
des Biedermeier, Historismus, Jugendstil und 
Art deca, belegt mit Glasprodukten aus der 
Glassammlung des Österreichischen Museums für 
angewandte Kunst. 
Um der Präsentation dieses vielgestaltigen Zyklus 
einen würdigen und einheitlichen Rahmen zu geben, 
hat die „Z" nach Angabe der Museumsdirektoren 
einen Block von 50 Vitrinen herstellen lassen. 
Das bezeugt ein echtes Engagement, für das das 
gesamte Unternehmen ehrlich bedankt sein will. 
Gustinus Ambrosi f 
Wie so viele vor ihm - allerdings bereits im 
hohen Alter von B3 - sah er den allerletzten 
Ausweg in von eigener Hand bewirkter Flucht ins 
Jenseitige. Ob es Weltflucht, zermürbende 
Prostration rastlos meißelnder Bildhauerhände 
oder Verbitterung gewesen sein mag, wir vermögen 
das kaum zu erahnen. Sein weißhaariger 
Titanenschädel war der Prototyp eines zu 
meißelnden Schädels geradehin für iene gleich- 
gesinnten Artsbrüder, die irgendwo im Gestern 
ihre schöpferische Größe an der Schwelle der 
Kunst des 20. Jahrhunderts als irrelevant deponieren 
mußten. Gustinus Ambrosi - kraftstrotzend, 
genialisch und doch mitten und zwischen den 
künstlerischen Welten, hochgeehrt und entwürdigend 
herabgeachtet, unbeirrbar mit einer Wildheit, ia 
Starrheit ohnegleichen am globalen Antlitz eines 
großen Zeitalters in Stein und Bronze werkend. 
In Tausenden Porträt- und Kolossalplastiken, getreu 
seinem eigenen Gebot des Carpe diem, verewigte 
er große Geister, Staatsmänner, Dichter, Künstler, 
Philosophen, ein Titan an SchaHenseifer und nie 
erlahmender Schaffenskraft. Verbissen in die 
heilige Stille seiner Taubheit versenkt, die ihn 
auf ihre Weise begnadete. Und da war das für 
ihn unerklärliche, das ianusgesichtige, zwiespältige 
Verhalten der Zeitgenossen, der Zeitmeinung. 
Einerseits Ritter der französischen Ehrenlegion, 
Ehrenzeichenträger, mit einem Staatsatelier 
gewürdigter, dann aber wieder ein von der 
Kunstgeschichte so gut wie Totgeschwiegener. Ob 
wir angesichts des fast gleichzeitigen Todes seines 
großen heimischen Antipoden Fritz Wotruba, 
dessen Werk erstmals in einmaliger Dichte und 
Überschaubarkeit demnächst in Mailand vorgestellt 
werden wird, diesen Widerspruch um Ambrosi 
zu ergründen versuchen sollten? Wotruba, der sich 
vom reinen Abbilden des Menschen mehr und 
mehr Iossogte, aber dennoch mit dem Menschenbilde 
ringend, eine zeitlose Archaiik mit konzentriertesten 
Aussagewerten nach extremer Abstraktion anstrebte 
und erreichte. Muß daneben das Werk eines noch so 
dynamischen und von Urkräften getriebenen, mit in 
übersteigerten Gebärdenposen ringenden 
ambrosianischen Titanen nicht pathologisch- 
verkrampft, wie von gestern wirken? Als ein Relikt, 
das, inspiriert von den Rodin, Thorwaldsen, Canova 
und ähnlichen, in einem dubiosen Zwischenbereich 
angesiedelt ist? Oder hätte Ambrosi, der Lyriker, 
der auch in der strengen klassischen Form des 
Sonettes, der Terzine seine inneren Monologe 
niederschrieb, dem Menschen und seiner Arbeit 
dennoch in Liebe verbunden, ein besseres Los 
verdient? Zuletzt vertrocknete sein Bild, das eines 
Verpänten, mehr und mehr, und schließlich war er 
der Kunstöffentlichkeit fast völlig aus dem 
Bewußtsein gerückt. Man ließ ihn einfach in seinem 
pompjs-monströsen Prateratelier gewähren. Das 
aber war für einen Gustinus Ambrosi - trotzdem 
er die Einsamkeit vorzog -, der die Himmel stürmen 
wollte, wohl das Schlimmste. 
Leopold Netopil 
Salzburg, Großer Preis für bildende Kunst 
der Salzburger Wirtschaft 
An die Kammer der Gewerblichen Wirtschaft für 
Salzburg war immer wieder die Anregung 
herangetragen worden, sich mehr als bisher an der 
Förderung der bildenden Kunst in Salzburg zu 
beteiligen. Nach Gesprächen mit der Vereinigung 
Österreichischer industrieller (Landesgruppe 
Salzburg) und der Interessenvertretung der 
Salzburger Kreditinstitute konnten die ent- 
sprechenden finanziellen Mittel für einen jährlichen 
Kunstförderungspreis gesichert werden: Heuer 
wurden zu ie 30.000 Schilling ein Preis für Bildhauerei 
und einer für Graphik (ohne Aquarell] on Max 
Rieder bzw. Gottfried Salzmann (siehe dazu 
„Aktuelles Kunstgeschehen") verliehen; nächstes 
Jahr folgt ein Preis für Malerei und ein 
Jugendförderungspreis in gleicher Höhe, über- 
nächstes Jahr wieder einer für Bildhauerei und für 
Graphik und so fort. „Preiswerber können Künstler 
sein, die entweder aus Stadt und Land Salzburg 
gebürtig oder im Bundesland Salzburg ansässig sind 
oder durch ihre Werke das kulturelle Ansehen 
Salzburgs gemehrt haben. Mit dem Preis soll auch 
nicht ein spezielles Auftragswerk, sondern das 
bisherige Gesamtwerk eines Salzburger Künstlers 
gewürdigt werden." Die Ausschreibung dieser 
Kunstpreise erfolgt über den Salzburger Kunstverein 
und die Berufsvereinigung bildender Künstler 
Salzburgs. 
München, Haus der Kunst 
Vom "I5. Oktober 1975 bis zum I0. Jänner T976 
werden „Toskanische Impressionen - Der Beitro 
der Macchiaioli zum europäischen Realismus" zu 
sehen sein. Die Blütezeit der Kiinstlergruppe der 
„Macchiaioli" fällt in die Jahrzehnte zwischen 
1850 und 1880. Die „Macchiaioli", die sich im 
Florentiner Cafe Michelangiolo zu versammeln 
pflegten, verstanden sich als eine Protestbewegung 
gegen Akademismus und gegen „TraditionaIismus"; 
die produktivste Periode dieser sich auf die Natur 
berufenden Realisten geht zeitlich und geistig 
parallel mit verwandten Bestrebungen in fast allen 
Teilen Europas (Carot, Courbet und die Schule 
von Barbizon, der süddeutsche Leibl-Kreis etc.). 
Initiative und wissenschaftliche Betreuung der 
Ausstellung liegen in Händen von Erich Steingräber, 
dem Generaldirektor der Bayerischen Staats- 
gemäldesommlungen, und Dario Durbe, dem 
Direktor des Archivio dei Macchiaioli in der 
Galleria Nazionale d'Arte Moderna in Rom.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.