romantischen Rüscherln und Draperien bis an
den Oma-Look und die duftigen Evergreens im
Gatsby-Look.
Apropos, das akklamierende studentische Jeans-
Publikum, führte es in seiner blauen Uni-Formierung
anläßlich dieser Mode-Exhibition nicht sämtliche
Modeideologen zur Verzweiflung? Was Alpträume
allen Modegewaltigen heraufbeschwört, der
unitorme Total-Lack, hier an diesem Vormittag
war er beängstigend relevant. Sicher, Jeans sind
auch eine Mode (aber fast schon eine Seuche),
eine bequeme, eine unkomplizierte, eine Mode,
mit der man jederzeit „in" ist. Aber sollte man
nicht vor allern den Mädchen wieder zu
zu ihrer femininen Kleidung zurückverhelfen?
Sollten sie nicht doch den Jahreszeiten entsprechend
auf modische Extravaganzen verzichten und die
Hosen ausziehen? Eine Modenschau, besonders
im Sommer um die 30 Grad, läßt solche Über-
legungen noch schneller lebendig werden.
Die Generalprobe beider Meisterklassen lief
progrommgemäß ab. Der Abend brachte eine
ähnlich dichte Stimmung wie die Generalprobe
am Vormittag. Die leitenden Professoren,
Adlmüller und Rader-Soulek, haben ihren Schülern
auf dem Weg zum Modeschöpfer wie zum modisch
ausgerichteten Textilkünstler eine Fülle von
Erfahrungen und Erkenntnissen mitgegeben,
aber auch ienes besondere Gespür, das gerade
in Sachen Mode unabdingbar ist, geweckt uhd
reifen lassen. Das war bei all dem offensichtlich.
Mode ist zumindest vorderhand noch eine iener
angewandten Künste, deren ungeheurer Einfluß
vehement alle gesellschaftlichen Bereiche erfaßt,
deren unverrückbares Postulat über die jahres-
zyklisch rhythmisierte „Häutung" zum neuen,
schöneren Habit hin die psychische Reaktivierung
sowohl des femininen, aber auch des maskulinen
Individuums zu bewirken imstande ist.
Leopold Netopil