MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Heft 141)

 
romantischen Rüscherln und Draperien bis an 
den Oma-Look und die duftigen Evergreens im 
Gatsby-Look. 
Apropos, das akklamierende studentische Jeans- 
Publikum, führte es in seiner blauen Uni-Formierung 
anläßlich dieser Mode-Exhibition nicht sämtliche 
Modeideologen zur Verzweiflung? Was Alpträume 
allen Modegewaltigen heraufbeschwört, der 
unitorme Total-Lack, hier an diesem Vormittag 
war er beängstigend relevant. Sicher, Jeans sind 
auch eine Mode (aber fast schon eine Seuche), 
eine bequeme, eine unkomplizierte, eine Mode, 
mit der man jederzeit „in" ist. Aber sollte man 
nicht vor allern den Mädchen wieder zu 
zu ihrer femininen Kleidung zurückverhelfen? 
Sollten sie nicht doch den Jahreszeiten entsprechend 
auf modische Extravaganzen verzichten und die 
Hosen ausziehen? Eine Modenschau, besonders 
im Sommer um die 30 Grad, läßt solche Über- 
legungen noch schneller lebendig werden. 
Die Generalprobe beider Meisterklassen lief 
progrommgemäß ab. Der Abend brachte eine 
ähnlich dichte Stimmung wie die Generalprobe 
am Vormittag. Die leitenden Professoren, 
Adlmüller und Rader-Soulek, haben ihren Schülern 
auf dem Weg zum Modeschöpfer wie zum modisch 
ausgerichteten Textilkünstler eine Fülle von 
Erfahrungen und Erkenntnissen mitgegeben, 
aber auch ienes besondere Gespür, das gerade 
in Sachen Mode unabdingbar ist, geweckt uhd 
reifen lassen. Das war bei all dem offensichtlich. 
Mode ist zumindest vorderhand noch eine iener 
angewandten Künste, deren ungeheurer Einfluß 
vehement alle gesellschaftlichen Bereiche erfaßt, 
deren unverrückbares Postulat über die jahres- 
zyklisch rhythmisierte „Häutung" zum neuen, 
schöneren Habit hin die psychische Reaktivierung 
sowohl des femininen, aber auch des maskulinen 
Individuums zu bewirken imstande ist. 
Leopold Netopil 

	        
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