gleich aussehenden „Riesenbauern". Aber unmit-
telbar darüber setzte Altdorfer ein großes Phan-
tasiegeböude. Vom Reckturm schräg abwärts
führt auch ietzt noch die Zufahrtstraße zum
Dürnberg, so wie sie schon damals dort durch
ein Geländer gesichert war, das aber auf der
Wiedergabe (Abb. 5) durch das Buschwerk kaum
sichtbar ist. Von der Stadt selbst hält er in die-
sern Winkel nur die größten Dächer fest, wie im
Vordergrund ienes des „Wimmerschlössl". Beider-
seits des Fichtenstammes sieht man die ange-
deuteten Konturen der Berge, die sich rechts der
Salzach gegen Salzburg hinausziehen; davon
als letzten den spitzen Gaisberg. - Da es foto-
grafisch nicht möglich ist, sowohl das rechte wie
das linke Drittel der auf der Radierung festge-
haltenen Landschaft zugleich aufzunehmen, muß
die Versicherung gelten, daß auch diese Gelän-
deteile mit Altdorfers Skizze übereinstimmen.
Nur die alten Mühlen links unten bestehen nicht
mehr, doch sind sie auf Stichen van Anfang des
"I9. Jahrhunderts noch zu sehen. Die überhän-
gende Felswand, an die sie sich anschmiegen,
heißt heute noch die „Strohmühlwand", vulga
„Kiglmühlwand", in Erinnerung an die dort be-
standenen drei Mühlen.
Auch die Darstellung einer Stadt (Abb. 6) auf
dem Hintergrund des Altdorfer-Bildes „Das Bad
der Susanna" in der Alten Pinakothek in Mün-
chen erweist sich als Ansicht von Alt-Hallein.
Die Lage am Fuße des Bannwaldes und hinter
dem Fluß, der Salzach, die exakt an diesen Stel-
len von zwei Brücken überspannt ist (auch der
ehemalige Brückentarturm ist genau zu erken-
nen), könnte vielleicht noch zuwenig Beweis
sein. Entscheidend für die Zuweisung an diesen
Ort ist aber der deutlich erkennbare „Holz-
rechen" (am linken Ende der Stadt). Er ist eine
Triftholz-Auffanganlage, die genau dort bei der
Einmündung des einen Salzacharmes in den
Hauptfluß jahrhundertelang bestand, bis sie 1899
durch Hochwasser weggerissen wurde. Ober-
halb am Georgshügel lag das kleine gotische
Georgskirchlein (später das Augustinerkloster).
6
Auch erkennt man den schrägen Straßenzug wie-
der, der zum Dürnberg hinaufführt. Entsprechend
der Entfernung zur Stadt, ist von diesem Stand-
punkt aus auch der ganze Kamm des Unters-
berges - vom Geiereck nach Grödig hinunter -
festgehalten. In den zwei Felsspitzen rechts da-
von kann man wohl die Zwiesel des Hohen
Staufen bei Reichenhall annehmen.
Diese sich nach rechts senkende Bergkulisse ist
auch auf dem ersten Nachtstück der europäi-
schen Malerei, nämlich der Szene aus „Christus
auf dem Ölberg" (am St. Florianer Altar) zu
entdecken (Abb. l). Auch hier lassen sich die
bewaldeten Varberge als Gipfel des Götschen
und seiner Vorstufe mit der ansteigenden Dürn-
berger Straße erkennen (Abb. 8). Darunter sieht
man die Türme einer am Fluß liegenden Stadt.
Es ist somit dasselbe Schema, wie es das Stadt-
bild von Hallein mit seinem bewaldeten Hinter-
grund auf dem „Bad der Susanna" zeigt. Ähn-
lich wiederholt sich dieses Motiv auf der „Grab-
legung Christi" (St. Florianer Altar]. Da verlegt
Altdorfer aber die Massierung der Bauwerke
auf die Hallein vorgelagerte „Pernerinsel", die
aber stets nur wenige Gebäude trug. Auch auf
seinen Werken „Abschied der Apostel" und
„Abschied des hl. Florian" verwendet er als
Hintergrund diesen Landschaftsausschnitt.
Diese vorher besprochenen sicheren Zuweisun-
gen erlauben die Vermutung, auch das Bild
„Die Heilige Nacht" im Kunsthistorischen Mu-
seum in Wien als Hallein-verdächtig anzuspre-
chen. Ein Vergleich mit dem Jetztzustand bietet
mehrere Entsprechungen (Abb. 9 und Abb. 10).
Wenn man vorn vorher erwähnten Pfarrhof auf
die gegenüberliegende Seite blickt, sieht man
links den Kirchturm. (Vor drei Jahrzehnten stürzte
der alte, im romanischen Stil erbaute Turm ein,
wurde aber an derselben Stelle in neuer Form
errichtet.) lhm zur Seite an der Kirche duckt sich
ein kleiner Vorbau, der auch auf dem Bild zu
sehen ist. Im Hintergrund des Turmvorplatzes
liegt ein niederes Gebäude, das sowohl auf dem
Bilde wie auch auf der Wiedergabe zu erken-
8 Die Silhouette des Untersberges von Hallein
aus gesehen (siehe vergl. Abb. l]
9 Albrecht Altdorfer, Heilige Nacht. Kunsthistori-
sches Museum, Wien
T0 Halleiner Pfarrkirchturm, vom Pfarrhof gesehen
(siehe vergl. Abb. 9)
ll Blick auf den Markt Galling, von Torren aus
(siehe vergl. Abb. 7)
Anmerkungen 4, 5
t Österreichische Kunst-Topographie, Band XX, S. B7.
3 Mitteilungen der Gesellschaft für Sulxburger Landes-
kuncle, Jahrg. 1935, S. 5 f.