Menschen heute gefordert. lm Gegen-
er intelligentere, das ist vielleicht nur der
Necktere Teil der Studenten, hat schon
fen, daß er mit der herkömmlichen Mittel-
sigkeit und den verführenden Irrwegen
Vernünftiges beginnt. Deswegen darf man
gleich nach der beschränktesten aller in-
uellen Einrichtungen, der Polizei, schreien.
hr den Studenten während des Studiums
n und Fragen zugemutet wird, desto mehr
it darf man ihnen später zutrauen. Auch
es frommen, ruhebedürftigen Ohren sehr
iend vorkommen mag, so weiß ich doch
xplorativer Erfahrung, daß gerade die
nsten und an der Welt interessiertesten
irzieher ihre künstlerische Tätigkeit manch-
ffen, meistens aber unbewußt verdrängt
lorbewußt als etwas Obszönes, ia Frem-
rleben. Diese Wahrheit des Unbewußten
nter gar keinen Umständen vorn Tisch ge-
werden, da hier Großes, historisch Ent-
endes sichtbar wird. Das Schlimmste wäre,
eint es mir, der nur zu verständliche Rat,
müsse der so Denkende eben die Aka-
verlassen. Die Universitäten und Akade-
sollten aus Sorge um das Schicksal der
diese echte Betroffenheit ans Licht der
lOh heben. Glaubt denn ernstlich jemand,
n Kunsterzieher, der diese Anschuldigung,
s Unbewußte erhebt, nicht reflektiert - es
intworten! -, seinen Beruf mit Verstand
lenschlidtkeit ausüben wird können, auch
er es noch so bewußt will? Wo sonst sollte
der an der Kunst aus welchen Gründen
es werden schon legitime darunter sein,
nehmenden Jugend Gelegenheit geboten
ber Notwendiges und Überflüssiges nach-
(en und um Rat zu fragen? (Pro domo: Ich
in heimlicher Defaitist vor der Kunst; ich
den Ratlosen sogar Kunst zu, gar kein
. Wagnis für einen Kunstwissenschafter,
h bemüht, illusionslos die Welt zu schauen.)
iraucht der Student, der Erzieher werden
ine dreifache Bestärkung, wenn's gut geht,
(lung und Weckung, wenn's das Glück
einer Liebesfähigkeit, die ihn fähig macht,
en. Adorno, dem dieser Mangel an Lie-
igkeit das Herz zerrissen hat, machte diesen
a auch in der „Kunstwelt" grassierende
gkeit, Werte zu erkennen, verantwortlich.
ruf Akademiewände stolz hingekritzelte
ung „das Wahre - die Ware" stimmt
Joch nicht ganz so oft, als der Verstand
er aus Marxens Löwenmöhne dümmlich
ar rupft.) Der Erzieher braucht dringender
iinen Bissen Brot die Fähigkeit, sich selbst,
inst einschließlich, zu lieben... Wer auf
xchschulen geduldig hören will, weiß, daß
er vielgestaltige Selbsthaß sich unter den
änteln der Wissenschaftlichkeit, Kritik und
nst versteckt hält. So aber ist „Erziehung"
terdings ein entsetzliches Greuel. Liebes-
eit erstreckt sich aber nicht nur bis zum
tschen, dem Schüler, sondern schließlich
uf die ganze Welt, die nur dann essen-
ortschritte macht, wenn diese auch geliebt
l. Dem iungen Mann, dem iungen Weibe,
von der Hoffnung, Kinder zu erziehen,
eholfen werden. Das geschieht nicht so
lurch die ordnungsgemäße Vermittlung,
h von selbst versteht, von künstlerischen,
mhaftlichen und pädagogischen Kenntnis-
d Theorien, so wichtig diese sein mögen
unten Illustrierten der Theorien, von links
chts daherschwirrend wie die Sartreschen
t, welche es alle so „genau" wissen, was
i" nicht gewußt werden kann, erscheinen
es den nachdenklichen Pädagogen lang-
ls wenignutzige abstrakte Phantasmata.
Der Geist weht, wo er will. Er steht nirgends,
noch hat er eine Schlagseite), sondern durch ein
Ambiente freier Rede und Gegenrede, damit die
zwanghafte Paranoia, welche aus der Zukunft
immer Vergangenheit machen will, zerbrochen
werde. Wer hat nicht schon gehört, daß das „Men-
schenmaterial", das „Schülermaterial" - pfui
Teufel über diese teuflischen Verdammungs- und
Verfluchungsformeln - das und das Ziel zu
erreichen, dieses und ienes zu tun und zu er-
lernen hat, was ihm die Wissenden vorschrei-
ben. So vermehrt man die Fehler der Geschichte!
Das ist keine Erziehung, schon gar nicht auf
dem Niveau von Akademien und Hochschulen.
Der Lehrer, von der Volks- bis zur Hochschule
gilt dies, weiß es nicht besser, bestenfalls weiß
er früher frühere, also früher veraltete Stadien
des Prozesses, weil er älter ist, vielleicht früher
von der Woge der Welt ergriffen wurde, um von
ihr bald, noch vor den von ihm Erzogenen, wie-
der fallengelassen zu werden. Es ist fast ein
Paradox, daß die, die früher da sind, dieienigen
erziehen, die in einer späteren, fortgeschrittene-
ren Zeit leben! Fast sollte es umgekehrt sein.
Wir verstehen erst dann, wenn wir fortgeschrit-
ten sind... Dieses Faktum und Fatum zwingt
uns, in der Ausbildung von Lehrern besonders
vorsichtig vorzugehen und der selbstkritischen
- wie wenig Zweifel an der eigenen Weisheit
bemerkt man doch an den so scharfsinnig kriti-
schen Kritikern der anderen - psychischen Hy-
giene, die sich dem individualen und sozialen
Wesen zuwendet, unsere ganze Aufmerksamkeit
zu schenken. Es ist unerläßlich, daß bei iedem
Schritt geforscht werde, warum und wozu er
getan wird, damit die unvermeidbare Manipula-
tion in richtiger Weise erfolgt. (Erziehung ohne
Manipulation ist eine Norretei, ein Atmen ohne
Luft. Es kömmt darauf an, nicht die Abgase der
Pessimismusindustrien einzuatmen.) Erziehung der
Erzieher führt zur Tollheit, wenn dem künftigen
Lehrer nicht Vertrauen in die kritischen Fähig-
keiten vermittelt wird, damit er die Geister un-
terscheiden kann. Selbstanalyse und Gruppen-
analyse, nüchterne Betrachtung der Wirklich-
keit schaut - wohlgemerkt, schaut an, von Durch-
schauen ist keine Rede - die Konflikte der Kind-
heit, die sozialen Konflikte, die Komplexität der
Welt und das Chaos an, um zu einer offenen
Orientierung an der Zukunft zu gelangen. (Wie-
viel ungelöst und unerkannte Konflikte der Kind-
heit erzeugen wohl in den allermeisten Fällen
den Wunsch, Lehrer zu werdenlll) Dann kann
der Erzieher frohen Mutes an der Kunst, der
Kultur, d. h. an der Hominisation mitarbeiten.
Die Widerstände und Widersprüche, die dabei
notwendigerweise entstehen müssen, lassen sich
ohnedies nicht durch Zauberei und Gerede be-
seitigen. Gestörte Liebesfähigkeit, sprich Ge-
schichtsfeindlichkeit, wird an dieser Aufgabe zu-
schanden. Die entscheidende Aufgabe im Stu-
dium eines zukünftigen Lehrers wird es wohl
sein, daß er den gordischen Knoten individuel-
ler und kollektiver Konflikte erkennt, als Auf-
gabe anerkennt und geduldig aufzulösen be-
ginnt. Diese psychischen, sozialen, historischen
und politischen Konflikte entstammen der noch
immer andauernden Kindheit, nämlich seiner
eigenen und der der Menschheit. Ein unaufge-
klärter Lehrer projiziert unweigerlich dieses Syn-
drom auf das „Schülermaterial", das er da-
durch erst erzeugt. Dann war alles vergebens.
Wenn hingegen der Student einsieht, daß es
gar keinen guten Sinn haben kann, ungelöste
Odipalkanflikte mit der Welt und Weltgeschichte
zu verwechseln (das kommt viel häufiger vor,
als man denkt) wird ihm die Einsicht nicht schwer-
fallen, daß Kunst und Erziehung keine Dinge
an und für sich, sondern nur im ganzen der Welt
sinnvoll sind.
Auf der Suche nach geistiger Sicherheit und
personaler Erfüllung strömen die Studenten auf
die Kunstokademien; ein vergebliches Unterfan-
gen! Viel wichtiger scheint mir zu sein, daß dem
zukünftigen Lehrer die Sucht nach Sidterheit,
(deren primitivste die ökonomische ist), hinter
der sich der Todestrieb verbirgt, ausgetrieben
wird. Also versuchen wir den langlebigen Schutt
archaiischer Mentalität wegzuräumen und in die
paläolithischen, bronze- und eisenzeitlichen
Handwerke, die dem durch nichts zu verblüffen-
den Blick, ätsch, hast du's nicht gesehen, den
Sprung in das polyästherne Reich der Freiheit
varhüpfen, ein wenig noasphärische Reflexion
zu bringen, welche angestrengt in die Zukunft
schaut, die gewiß kommt, weil sie schon da ist.
So leicht läßt sich die Geschichte nidit „ma-
chen", wie sich das jugendliche Verzweiflung
vorgaukelt, die immer bedroht erscheint, in den
resignativen Pessimismus zurückzufallen, aus dem
sie sich vielleicht erhob. Das menschliche Da-
sein wird immer schwieriger, reicher an Tod oder
Leben heischenden tragischen Entscheidungen.
Wäre das nicht so, wäre das Leben nicht le-
benswert. Diese Entscheidungen aber sind das
Material der von uns geforderten Kunst. Die
Erziehung entgeht dem notwendigen Wechsel
aller, ich wiederhole aller, unserer Anschauun-
gen und Handlungen nicht. Nolentem fata tra-
hunt, volentem ducunt. Wohin sie uns schleppten,
wissen wir schon recht gut. ..
U Unser Autor:
Prof. Dr. O. Graf
Leiter des Instituts
für Kunsterziehung an der
Akademie der bildenden Künste
1010 Wien
Schillerplatz 3
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