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eigene Wiedergeburt und vordringlich die seiner
Sippe. Herman Wirth legt in seiner Ausstellung
dar, wie aus dieser Urreligion die Großstein-
gräberreligion als kosmischer Mythos ienes alten
Ahnenglaubens der letzten Eiszeit Südwesteuro-
pas (Aurignac-Mogdalenien) sich entwickelt und
als Tochterreligion ostwärts gewendet habe. Gu-
te Weltkarten veranschaulichen diesen Vorgang
(unterstützt durch ergänzende moderne For-
schung anderer Disziplinen), „Anthropologie",
Fisch-Lax. Bd. "I5, Heberer, Schwidetzki u. 0.,
Morgen- und Abendland zur Einheit verbindend.
Wirth begreift das Ursemitische dabei ebenso
ein wie das Altindische des Rigveda: Im drei-
fachen Jahrgang des Agni-Gottsohnes als Kind
des Himmelvaters und der Erd- und Gottes-
mutter durchmißt dieser die Stufen Mitra-Agni-
Varuna als Dreifaltigkeit, um, im Todesschlaf
verwandelt, wiedergeboren zu werden. Europa
nun besitzt kein literarisches Denkmal wie den
Rigveda. Doch wissen wir durch Tacitus vom
Himmelssohn Tuisko aus historischer Überliefe-
rung der Germanen. Von der Erdmutter ge-
boren war auch dieser, dem der Mensch : Man-
nus als Ahnherr der drei Germanenvölker ent-
stammt. Der dreifache Jahrgang wird von Prof.
Wirth auf die kalendarische Kultsymbalik der
Kalenderrunenreihen, der Kerb- und Stabkalen-
der bezogen, die sich erhalten haben, wie sie
auch in Bild und Schrift aus den Geleitmünzen
der Völkerwanderungszeit, den Brakteaten, zu
erkennen ist. Ebenso wurden die drei Jahres-
zeiten im alten Island mit den die Dreifaltigkeit
dort bildenden; „Har" (der Hohe, Wintersonnen-
wende), „Jatnhar" (der Ebenhohe : Tog- und
v-e ttvttttung o...
6 Fragment eines neolithischen Tongefäßes mit
Herzhaupt, 3. Jahrtausend v. Chr. Nowosibirsk,
Akademie der Wissenschaften der UdSSRlSibi-
rlsche Abteilung
16
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geborenen Gottessohnes, des Wiedererweckers,
bis zu seinem Erntesegenaasein und Wiederein-
gehen in die Mutter Erde. Auch diese Kultsym-
balik, wie die der göttlichen Allmutter, ist in der
Ausstellung deutlich zu verfolgen: lhre Spuren,
besonders in europäischer Volkskunde zu er-
kennen, führen auch ins christliche Mittelalter
Europas, z. B. ersichtlich an iraschottischer und
baskischer Grabkultur, mit vielen Beispielen von
Prof. Wirth hier vorgestellt. Und bei allen Hoch-
kulturen der Alten Welt sind sie nachzuweisen.
Stand doch über dem Tor der ägyptischen Erd-
und Himmelsmutter Neith zu lesen: „Was da ist,
was da sein wird, und was gewesen ist, bin ich.
Meinen Chiton hat keiner aufgedeckt. Die Frucht,
die ich gebar, war die Sonne." Ähnliches findet
sich von „Nut, der Alten" auf anderen Denk-
mälern ägyptischer Grabbauten. - Zu der Groß-
steingröberkultur gehören auch die Steinkreise,
von denen gute Modelle in Fromhausen gezeigt
werden. Daß sie kalendarische Stötten waren,
wußte man schon länger. Doch nach neueren
astronomischen Forschungen wurde eine Reihe
von ihnen als Ortungsstätten für beide Haupt-
gestirne, sowohl für die Sonne als den Mond,
ausgewiesen. Dies gilt nicht nur für Stonehengef
Salisbury in Großbritannien, sondern auch für
das sogenannte Sacellum der Externsteine"! So
hat die Astronomie diese mit unbestreitbarer
Feststellung als ein Megalithheiligtum nachge-
wiesen. Zwei Höhlen birgt dieses Heiligtum in
der Tiete seines breitesten Felsens. Und auch die
Höhle gehört zur Erdmutter! Ja, sie ist der Mutter
Erde gleichzusetzen, dem Mutterschoß wie dem
Grab, aus dem der Wiedergeborene autersteht.
Prof. Wirth hat das Haupt dieser Erdmutter in
Herzform unter den Felsbildern der Pfalz so-
gleich wiedererkannt. Denn er hat es auch mit
den Attributen, dem Ackerbeet und dem aus dem
Grabhaus auferstehenden „Gotteskind" samt
schriftzeichen an den Externsteinen nachge-
wiesen, ermöglicht durch die Mittel der moder-
nen Fotografie! Trotz mancher Skepsis dieser
Nachricht gegenüber konnte ich privat mit zwei
Zeugen diese erstaunliche Feststellung be-
stätigt finden. Es ließen sich auch hier Bezüge
zur schwedischen Felsbildkunst aus der gleichen
Zeit erkennen (Totengeleitschiffe) wie zum Pyre-
näenkreis der Jungsteinzeit. - Auch Prot. Wirth
betont, daß viele Jahrtausende lang die Himmels-
und Erdmutter allein geherrscht und relativ spät
erst der Mann als ihr Sohn (Muttersohn!) an
dieser Herrschaft teilgenommen habe, wobei der
einst universalen Gottesmutter allmählich nur
noch die Erde als Bereich übrigblieb. Zu dieser
Aussage passen Forschungsergebnisse des Reli-
gionswissenschaftlers" Graf Korvin-Krasinski,
nach welchen die Verehrung eines personell nie
dargestellten sogenannten „hohen Himmels-
herrn" allein durch Kultstätten erwiesen wurde,
die auf den Zeitpunkt der Sommersonnenwende
geortet waren. An diesen Kultstätten befanden
sich aber in jedem Falle weibliche Figuren, die
seit Urzeiten der Erdmutter gewidmet wurden.
Der entsprechende Forschungsbereich erstreckte
sich von den Kanarischen Inseln bis nach Catal
HüyüklAnatolien zu den Tempeln einer Kulturls
aus dem 6. vorchristlichen Jahrtausend, deren
Erdmutteridole mit dem Kind im Schoß man in
Getreidekisten(!) legte.
Anmerkungen ll-l7
"Herman Wirth: „Der neue Extet
Lahn und Volkstum-Verlag Wien, '
" Rolf Müller: „Der Himmel über r
zeit", Springer-Verlag. Berlin-
1970.
"Marie E, P. Köni : „Das We
Menschen", Verlag lwert, Marbui
"Cyrill v. Karvin-Krasinski OSB l.
und Erde als Manifestationen d
in der ältesten Mittelmeerkultu:
Symboltarschung 1972, Arnoldshaii
" Mellaart, James: Catal Hüyük,
Bergisch Gladbuch m7.
"Badioten: Mutterredit und Uri
Stuttgart.
" Ridturd Fester: „Die Eiszeit wa
Verlag, München 1m.
C1 Unsere Autorin:
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D-56OO Wuppertal 'I