2 Wanddekoratior: aus Holz und Elfenbeinspänen,
Tirol, 2. Hälfte 16. Jh. Kunsthistorisches Museum,
Sammlungen Schloß Ambras, lnv.-Nr. P 3730
3 Heiliges Grob aus Holzspönen, Tirol, Q. Hälfte
16. Jh. Kunsthistorisches Museum, Sammlungen
Schloß Ambras, lnv.-Nr. PA 708
4 Schale aus Rhinozeroshorn, Fuß und Deckel Sil-
ber vergoldet, I6. Jh. Kunsthistorisches Museum,
Sammlungen Schloß Ambros, lnv,-Nr. P 3732
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oder von diesem erwarben wurden, um in der
Kunstkammer ihren Platz einzunehmen.
Mehr als der vielfältigen Imponderabilien unter-
liegende Komplex der Geschenke fürstlicher
Freunde oder Verwandter, gibt dieser Bestand
noch heute einen Eindruck des individuellen
Geschmacks und der Neigung Ferdinands lI.
wieder.
Bei der im Voriahr durchgeführten NeuaufsteI-
lung wurde nun versucht, bestimmte ästhetische
Qualitäten dieser Kunstkammerstücke durch eine
weitgehende Wiederherstellung der ursprüng-
lichen Umgebung ans Licht zu rücken, um so
dem Einzelobiekt den Rang zukommen zu las-
sen, der ihm noch dem Wunsch des Sammlers
gebührte. Schloß Ambros bietet dafür in jeder
Hinsicht die geeignetsten Möglichkeiten. Das Un-
terschlaß - gegenüber dem Hochschloß, das al-
lein Wohnzwecken diente, dem Museum vorbe-
halten - ist gut erhalten, so daß die ursprüng-
liche Abfolge der Säle und deren Einrichtung
ohne allzu große Schwierigkeiten wiederholt
werden kann.
Dazu kommt, daß dieser Museumskomplex durch
seine kulturhistorische Sonderstellung. zum Aus-
stellungsobiekt an sich prädestiniert ist: In Am-
bras entstand zum ersten Mal in der Geschichte
des neuzeitlichen Sammelwesens eine monumen-
tale, mehrere Säle umfassende Anlage, errichtet
einzig und allein zum Zweck der Aufnahme
einer Sammlung und deren methodischer Auf-
stellung. Durch die Ausrichtung auf ein Publi-
kum qualifiziert sich Ambras als das älteste
Museum in der Bedeutung, die wir auch heute
noch mit diesem Begriff verbinden. Die Gegen-
stände waren nach theoretischen Gesichtspunk-
ten oufgestellt und zum Zweck der Belehrung
des Besuchers zum Teil auch noch mit Beschrif-
tungen versehen. Im Fall der Waffensammlung
sollte ein bebilderter Katalog, das Armomenta-
rium Heroicum, die didaktischen Aufgaben im
Sinn einer Verbreitung der Intentionen des Erz-
herzogs, wie das Vorwort ausdrücklich hervor-
hebt, unterstützen.
Für die Kunstkammer, der das Interesse Ferdi-
nands sicher nicht in dem Maße wie der Waffen-
sommlung galt, existiert ein solches gedrucktes
Hilfsmittel nicht. Die Hauptquelle für die Identi-
fizierung der einzelnen Gegenstände und die
Rekonstruktion ihrer Einrichtung stellen zwei In-
ventare dar, von denen das eine anläßlich der
Erhebung des Nachlasses Erzherzog Ferdinands
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